Soziales Engagement

Ehrenamtliches Engagement - für Unternehmen Ehrensache?

Ökonomen warnen: Der Sozialstaat ist künftig nicht mehr zu finanzieren, schon heute wird jeder dritte erwirtschaftete Euro für Sozialleistungen ausgegeben. Und dennoch reicht das Geld nicht. Die Überschuldung der Haushalte führt dazu, dass sich der Staat aus immer mehr sozialen Bereichen zurückzieht. Ehrenamtliches Engagement der Bürger ist dann umso mehr willkommen. Die Vorteile für den Staat liegen auf der Hand. Wie sieht es aber mit den Unternehmen aus? Ein Beitrag von Birgit Klesper, Leiterin Kommunikation Deutschland und Corporate Responsibility bei der Deutschen Telekom.

07.03.2012

Helfereinsatz der Telekom in einem Kindergarten. Foto: Telekom
Helfereinsatz der Telekom in einem Kindergarten. Foto: Telekom

Können und sollten Firmen freiwillige soziale Arbeit ihrer Mitarbeiter fördern? Oder sollte dies Privatsache der Menschen bleiben, sich das Engagement also auf die Abendstunden oder das Wochenende beschränken und rein in Selbstorganisation geschehen?

Meine feste Überzeugung: Es ist unsere ethische Pflicht, uns um die Belange der Menschen in diesem Land zu kümmern, als Unternehmen zu einer tragenden Säule unserer bürgerlichen Zivilgesellschaft zu werden. Dies wird und darf mit Recht von uns erwartet werden. Aber nur gesunde Unternehmen können sich letztlich Investitionen auch außerhalb ihres Geschäftsauftrags und in soziale Projekte leisten, sei es in Form von Spenden oder Unterstützung des sozialen Engagements ihrer Mitarbeiter. Deshalb basiert die geförderte Zivilgesellschaft zu einem nicht unbedeutenden Teil auf stabilen, erfolgreichen Wirtschaftsunternehmen.

Dabei darf natürlich nicht verkannt werden, dass die neuralgischen Druckpunkte unserer Gesellschaft nur im Schulterschluss von Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft zu lösen sind. Jeder dieser drei Verantwortungsträger hat seinen Beitrag dazu zu leisten und kann sich nicht aus der Pflicht stehlen.

Corporate Volunteering ist für ein Unternehmen keine "Kür", und erst recht kein reiner Altruismus. Aus Studien wissen wir, dass Unternehmen, die eine Nachhaltigkeitsstrategie und insbesondere die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung konsequent umsetzen, krisenrobuster und nachweislich profitabler sind. Aufgrund seiner Unmittelbarkeit in Wahrnehmung und Wirkung und seines damit verbundenen hohen Motivations- und innerbetrieblichen Integrationsfaktors halte ich Corporate Volunteering für einen entscheidenden Baustein.

Gerade als Deutsche Telekom wissen wir um den stabilisierenden Wert von gesellschaftlich verantwortlichem Handeln. Durch den Datenskandal und die Bespitzelungsaffäre wurden wir in unseren Grundfesten erschüttert. Wir haben erlebt, dass aktives und toleriertes Fehlverhalten zu einer Lawine an Vertrauensverlust führen kann. Der moralischen Eruption innen folgte der Gesichtsverlust nach aussen. Das Fehlverhalten Weniger machte die Identifikation Vieler mit ihrem Unternehmen zunehmend schwierig.

Nach dem Riss, der durch unser gesamtes Unternehmen ging, war Partizipation, ein gemeinschaftliches "Ärmelhochkrempeln" zur Wiederherstellung von Vertrauen nach innen wie nach außen notwendig. Das Thema Corporate Volunteering hat hierzu viel beigetragen. Durch Teilnahme und Unterstützung des Managements und feste Etablierung im Arbeitsalltag geben wir mit Corporate Volunteering einer inneren Haltung Ausdruck, die keineswegs verkennt, dass es nach wie vor Menschen sind, die Regeln befolgen oder brechen. Aber: Das professionelle soziale Engagement im Unternehmen fördert eine Wertegemeinschaft aus "Überzeugungstätern" und schafft im besten Falle ein stabiles Fundament für eine moralisch-integere und offene Unternehmenskultur.

Das Engagement unserer Mitarbeiter ist vielfältig: Sei es durch ehrenamtliche Tätigkeit als telefonische Berater bei der Telefonseelsorge oder der Nummer gegen Kummer, als Lebensretter bei der Deutschen Knochenmarkspendedatei, als Helfer an Freiwilligentagen, die wir fest etabliert haben in gemeinnützigen Einrichtungen. Corporate Volunteering ist fester Bestandteil unserer Aus- und Weiterbildungsaktivitäten. Mit unserer Datenbank engagement@telekom suchen Mitarbeiter Gleichgesinnte oder bieten aktiv ihren persönlichen Einsatz an. Der "Sogeffekt" ist gewaltig. Und es wird immer mehr: Sommerfeste werden in Freiwilligen-Events umgewandelt, bei denen Hordengatter und Nistkästen gebaut werden. Und unisono ist die Resonanz, die ich höre, dass das gemeinschaftliche Engagement eine größere Strahlkraft und in Sachen Teammotivation eine stärkere Nachhaltigkeit besitzt, die mit herkömmlichen Mitarbeiter-Events nicht zu vergleichen ist.

Sozialverantwortliches Handeln muss Teil der DNA eines Unternehmens sein. Corporate Volunteering als das Feld der praktischen und nicht rein monetären Ausgestaltung sozialverantwortlichen Handelns ist der stärkste Motor dafür. Es motiviert soziale Bestrebungen, die zu einer hohen Motivation und Identifikation mit dem Unternehmen führen. Es verbessert persönliche, soziale und kommunikative Fähigkeiten. Es schafft einen "Triple-Win-Effekt": Indem wir den Sozialstaat unterstützen und Dienst an der Gesellschaft leisten, helfen wir uns selbst. Der persönliche Einsatz mit dem Blick über den beruflichen Tellerrand hinaus gibt wertvolle Impulse, die den Einzelnen persönlich bereichern, genau so aber auch für uns als Unternehmen sehr wertvoll sind.

Quelle: UD / cp
 

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