Politik

Misereor und Landwirte im Dialog

Mehr als 150 Landwirte und Bürger aus dem Emsland haben Mitte Februar mit Vertretern des katholischen Entwicklungshilfswerks Misereor über die Zukunftsfähigkeit ihrer Landwirtschaft diskutiert. Dabei forderte das Hilfswerk erneut einen grundlegenden Wandel der globalen Agrarpolitik zur Bekämpfung des Hungers weltweit und eine nachhaltige bäuerliche Landwirtschaft im Interesse zukünftiger Generationen.

12.02.2015

Misereor und Landwirte im Dialog zoom

"Bekommen Landwirte nur noch so viel Geld für ihr Produkt, dass sie die Versorgung ihrer Familien allein durch immer größere Ställe, immer mehr Fläche und mit immer stärkerer Übernutzung natürlicher Ressourcen gewährleisten können, dann ist unser Agrarsystem nicht zukunftsfähig. Sowohl im Norden als auch im Süden dieser Welt", sagte Felix zu Löwenstein, Landwirt und Mitglied des Misereor-Beirats.

Felix zu Löwenstein war gemeinsam mit Theo Paul, Generalvikar im Bistum Osnabrück und Vorsitzender des Misereor-Verwaltungsrates, und Bernd Bornhorst, Leiter der Abteilung "Politik und globale Zukunftsfragen" bei Misereor, auf Anregung der katholischen Landjugendbewegung (KLJB) in das Bistum Osnabrück nach Niederlangen im Emsland gereist. Viele Landwirte dort sehen sich in den Forderungen des katholischen Hilfswerks in ihrer Arbeit kritisiert und von Medien, Politik und der Öffentlichkeit immer wieder als "Sündenböcke" dargestellt.

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"Wir müssen über die Probleme diskutieren"

Die Vertreter Misereors bekundeten, dass es nicht um individuelles Fehlverhalten einzelner Bauern gehe, sondern um ein politisches System, welches den Bauern kaum noch Alternativen zwischen Wachsen oder Weichen lasse. "Wir müssen die Probleme unserer Agrarpolitik anerkennen und tabulos darüber diskutieren. Andernfalls gibt es keine Zukunft für die bäuerliche Landwirtschaft", betonte Theo Paul. Aufgabe Misereors sei es, im Kampf gegen den Hunger in der Welt die Zusammenhänge zwischen der Wirtschaftsweise exportorientierter Nationen und der Not in vielen armen Ländern erkennbar zu machen. "Dazu gehört auch, unbequeme Fragen zu stellen."

Bernd Bornhorst schilderte nachdrücklich die Probleme, die sich aus der gegenwärtigen Landwirtschaftspolitik für arme Menschen in Afrika oder Lateinamerika ergäben. Dort würden u.a. bäuerliche Betriebe durch billige Importe aus der EU zerstört oder Kleinbauern vertrieben, weil ihr Land für Sojaanbau genutzt werden solle. "Die Behauptung, dass die deutsche Exportlandwirtschaft den Hunger in der Welt bekämpft, ist falsch", erklärte Bornhorst. "Allerdings reicht es nicht aus, nur die Landwirtschaft in die Pflicht zu nehmen. Wir müssen auch das Verhalten der Konsumenten und den großen Einfluss der Lebensmittelindustrie in den Blick nehmen".

Gemeinsam Lösungswege finden

Alle drei Misereor-Vertreter betonten in der Diskussion mit den Landwirten, dass es mit Blick auf die Weltmarktabhängigkeit der Landwirtschaft, den Kampf um Preishoheit und dem Aussterben kleinbäuerlicher Betriebe in allen Ländern der Erde nur das gemeinsame Bestreben von Bauern und Verbrauchern sein könne, Lösungswege zu finden. Dazu sei es unabdingbar, den gemeinsamen Dialog weiterzuführen. Bernd Bornhorst: "Im Kern wollen Bauern in Nord und Süd das Gleiche: Für gute Nahrungsmittel gute Preise zu bekommen".

Quelle: UD/pm
 

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