Soziales Engagement

Kaum Jobs für Flüchtlinge bei Großkonzernen

Die 30 größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland haben seit August 2015 nur wenige Flüchtlinge in Jobs, Ausbildungsstellen oder Praktika gebracht. Das hat eine Umfrage des ARD-Politikmagazins "Report Mainz" unter allen DAX-30-Konzernen ergeben. Nur zwei Konzerne, Beiersdorf und Vonovia, haben nach eigenen Angaben seither Flüchtlinge fest angestellt.

25.02.2016

Kaum Jobs für Flüchtlinge bei Großkonzernen

Bei Beiersdorf handelt es sich um eine befristete Festanstellung. Vonovia erklärt, ohne eine konkrete Zahl zu nennen, das Unternehmen habe "erste Flüchtlinge aus Syrien" seit Anfang Februar beschäftigt. Der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Ingo Kramer, erklärte zu den Ergebnissen der Umfrage im Interview mit "Report Mainz", Grund seien die mangelnden Deutschkenntnisse vieler Flüchtlinge. Wörtlich sagte Kramer: "Die Wirtschaft tut im Moment das, was sie kann, nämlich die Flüchtlinge mit Deutschkenntnissen zu integrieren."

Zur niedrigen Zahl von Praktika für Flüchtlinge befragt, sagte der BDA-Präsident: "Die niedrige Zahl der Praktika orientiert sich an den Deutschkenntnissen. Das heißt, auch im Praktikum müssen sie Arbeitsstättenrichtlinien, sie müssen Arbeitsschutzmaßnahmen richtig verstehen können."

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Widerspruch zu gemachten Versprechen

Die Ergebnisse der "Report Mainz"-Umfrage unter allen DAX-30-Konzernen und die aktuellen Aussagen des BDA-Präsidenten stehen damit im Widerspruch zu den von vielen Wirtschaftsvertretern im Spätjahr 2015 gemachten Versprechen. Beim Deutschen Arbeitgebertag am 24. November 2015 hatte Kramer noch erklärt: "Wir sind bereit, Flüchtlinge in großer Zahl auszubilden und zu qualifizieren und zu beschäftigen, aus schierem Eigennutz."

Ähnlich hatten sich auch andere Wirtschaftsverbands- und Konzernchefs geäußert. So hatte zum Beispiel Daimler-Chef Dieter Zetsche am 17. September 2015 mit Blick auf die Flüchtlingszuwanderung gesagt: "Genau solche Menschen suchen wir bei Mercedes und überall in unserem Land." BDI-Präsident Ulrich Grillo hatte am 1. September 2015 erklärt: "Wir haben über 500.000 freie Arbeitsplätze, unbesetzte Arbeitsplätze in Deutschland. Und da können wir auch Flüchtlinge gerne einsetzen."

Bei der Umfrage von "Report Mainz" unter den DAX-30-Unternehmen kam heraus: Bei Merck, Lufthansa, Henkel, Munich Re, Commerzbank, Continental, Deutsche Bank, Deutsche Börse, Infineon und RWE sind Flüchtlinge seit dem Spätjahr 2015 nach Angaben der Unternehmen weder in Jobs, Praktika oder Ausbildungsstellen gekommen.

Ausbildungsstellen und Praktika

BMW und der Gesundheitskonzern Fresenius melden Flüchtlinge, die aktuell ausgebildet werden. Bei BMW handelt es sich um 21 Flüchtlinge in einer so genannten Einstiegsqualifizierung. Fresenius erklärt, dass bei den Helios-Kliniken des Konzerns "bereits vereinzelt Flüchtlinge" als Auszubildende eingestellt worden seien. ThyssenKrupp erklärt: Drei Flüchtlinge hätten bereits Ausbildungsverträge für Herbst zugesagt bekommen. Bei allen anderen DAX-30-Unternehmen sind Flüchtlinge nach eigenen Angaben nicht in Ausbildung, oder die Konzerne machen keine konkreten Angaben.

Mehrere DAX-30-Unternehmen haben Flüchtlinge seit dem Spätjahr 2015 als Praktikanten beschäftigt. Die genauen Angaben finden Sie hier.

Einige DAX-30-Unternehmen verweisen zudem auf Spezialprogramme, wie zum Beispiel: BASF (Programm "Start Integration" mit 53 Teilnehmern; im Anschluss sind u. a. Praktika und Ausbildung möglich), Deutsche Telekom (sieben Stipendien), Siemens (66 Teilnehmer in so genannten Förderklassen), ThyssenKrupp (drei Teilnehmer in Einstiegsqualifizierung). Danach wurde bei der Umfrage jedoch nicht gezielt gefragt.

In der Anfrage von "Report Mainz" erklären fast alle DAX-30-Unternehmen, noch in diesem Jahr deutlich mehr Ausbildungsstellen und Praktika anzubieten. Außerdem verweisen viele der Konzerne auf umfangreiche Integrationsmaßnahmen wie Sprachkurse und Bewerbertrainings.

Quelle: UD/na
 

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