Auszeichnungen

Sara-Frenkel-Preis für Respekt, Toleranz und Zivilcourage

VW hat Anfang November zum ersten Mal den Sara-Frenkel-Preis für Respekt, Toleranz und Zivilcourage verliehen. Die Gewinner kommen aus Wolfsburg von der Carl-Hahn-Schule und den Berufsbildenden Schulen Anne-Marie-Tausch. Zudem gehören junge Vertrauensleute bei VW sowie ein Projektteam der Aids-Hilfe zu den Siegern.

14.11.2019

Sara-Frenkel-Preis für Respekt, Toleranz und Zivilcourage

Um den Sara-Frenkel-Preis 2019 hatten sich Schulen, Gruppen und Vereine aus Wolfsburg und Umgebung mit insgesamt 15 Beiträgen beworben. Den Wettbewerb richteten die Berufsausbildung sowie die Jugend- und Auszubildendenvertretung von Volkswagen in Wolfsburg aus. Namens­patronin des Preises für Respekt, Toleranz und Zivilcourage ist die frühere Zwangs­arbeiterin Sara Frenkel-Bass. Die heute 96-Jährige lebt in Antwerpen (Belgien). Sie musste ihre Teilnahme an der Preis­ver­leihung aus gesundheit­lichen Gründen kurzfristig absagen.

Der Personalvorstand des Volkswagen Konzerns, Gunnar Kilian, und der Konzern­betriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh, stellten Anfang November die Wertung der zwölfköpfigen Jury vor. Klaus Mohrs, Schirmherr des Sara-Frenkel-Preises und Oberbürgermeister der Stadt Wolfsburg, zeichnete die Preisträger zusammen mit Ralph Linde, Leiter Volkswagen Group Academy, bei einer Feierstunde im Gewerkschaftshaus der IG Metall Wolfsburg aus. 

In ihrem Grußwort an die Preisträger und Ausrichter sagte Frenkel-Bass: „Mir tut es gut, wenn junge Menschen wie Sie sehen, dass es ohne Engagement nicht geht. Das Leben in der Demokratie ist kein Automat, aus dem auf Knopfdruck Zufriedenheit und Gemeinsamkeit heraus­kommen. Dabei ist das Rezept dafür leicht zu merken: Schließen Sie sich zusammen und nehmen Sie sich Ihres Nächsten an!“

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Kilian sagte: „Ich danke Sara Frenkel-Bass für ihre menschliche Größe: Die frühere Zwangsarbeiterin der ehemaligen Volkswagenwerk GmbH, Sara Frenkel, widmet ihren Namen einem Preis von Volkswagen. Mit dem Sara-Frenkel-Preis zeichnen wir heute zum ersten Mal junge Wolfsburgerinnen und Wolfsburger aus, die sich für Respekt, Toleranz und Zivilcourage in unserer Gesellschaft stark machen. Das ist für uns eine ganz besondere Ehre. Am Vorabend der NS-Pogrome vor 81 Jahren ist das ein starkes Zeichen – am Ende siegen Gerechtigkeit und Menschlichkeit.“

Osterloh betonte: „Wir haben jetzt beinahe 75 Jahre Frieden im Nachkriegs­deutsch­­land. Gleichzeitig fangen rechtsradikale Populisten dramatisch viele Stimmen ein. Und Taten wie die jüngst in Halle zeigen: Wir müssen bei unserer gemeinsamen Verpflichtung ‚Nie wieder‘ gerade jetzt lauter als je zuvor werden. Deshalb ist der Sara-Frenkel-Preis ein wichtiges Zeichen zur richtigen Zeit. Ich bin begeistert von den vielen starken Bewerbungen in dem Wettbewerb. Damit zeigen wir ganz klar: Wir sind mehr!“

Die ausgezeichneten Projekte:

Platz 1: „Banner gegen Rassismus“, Carl-Hahn-Schule, Berufsbildende Schulen Wolfsburg für Wirtschaft, Verwaltung und Gesundheit 
Das Projekt: Ein von Schülersprechern des Schuljahres 2018/19 entworfenes Banner soll für ein halbes Jahr am Schulgebäude ausgehängt werden. Anschließend sollen daraus Taschen für die Schüler angefertigt werden. Zusätzlich könnte das Antirassismus-Motiv des Banners auf Sticker und Buttons gedruckt und diese in der Schule verteilt werden.

Platz 2: „Projekt ‚Diversity“‘, Carl-Hahn-Schule, Berufsbildende Schulen Wolfsburg für Wirtschaft, Verwaltung und Gesundheit
Das Projekt: Schüler des Jahrgangs 2018 haben eine Performance konzipiert und aufgeführt, bei der sich Szenen zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen mit Erläuterungen zu Gesetz und Moral abwechseln. Die Inszenierung wurde aufgenommen, der Film wird in der Antirassismus-Arbeit der Schule eingesetzt und soll auch anderen Interessierten zur Verfügung gestellt werden.

Platz 3: „Essen verbindet – jedes Essen hat eine (Kultur-) Geschichte“, Berufsbildende Schulen Anne-Marie-Tausch, Wolfsburg
Das Projekt: Ein Street-Food-Festival in Detmerode soll Menschen aus dem Flüchtlingsheim Wolfsburg, aus dieser und anderen Schulen sowie benachbarten Kindergärten bei landestypischen Gerichten zusammenbringen. Ziel ist, sich kennenzulernen und von den Erlebnissen der Geflüchteten zu erfahren.

Platz 4: „Licht gegen Rassismus“, Vertrauensleute Volkswagen Jugend, Wolfsburg
Das Projekt: Wolfsburger und Wolfsburgerinnen ziehen vom Sara-Frenkel-Platz bis zum Rathausplatz und tragen ein Glas mit einer brennenden Kerze in der Hand. Die Gläser können individuell beschriftet werden, je nachdem, für wen oder was das Licht angezündet wurde. Alle Gläser werden in der Form einer Taube auf dem Rathausplatz aufgestellt. Um das Zeichen gegen Rassismus nachhaltig einzufangen, wird darüber ein Film gedreht.

Platz 5: „Loud & Proud – diskriminierungsfreier Raum“, Aids-Hilfe Wolfsburg 
Das Projekt: Der Jugendtreff „Loud & Proud“ für queere Jugendliche und junge Erwachsene wird Ende November in der Kleiststraße eröffnet. Dort werden Aktivitäten und Beratung sowie ein vorurteilsfreier Raum für Begegnung in Wolfsburg angeboten.

Die Namenspatronin:

Sara Frenkel-Bass stammt aus Lublin (Polen) und setzt sich seit Jahrzehnten mit großem Engagement gegen das Vergessen und für Frieden und Menschlichkeit ein. Sie berichtet jungen Menschen immer wieder, wie sie und ihre jüngere Schwester Lea als einzige ihrer Familie die Judenverfolgung im besetzten Polen und mehr als zwei Jahre Zwangs­arbeit im Deutschen Reich bei der damaligen Volkswagenwerk GmbH überlebten.

Sie tarnten sich als katholische Krankenschwestern. Sara Frenkel-Bass schmerzt noch heute die Erinnerung an die Kinder von Zwangsarbeiterinnen, die aus rassistischen Motiven von ihren Müttern getrennt wurden und an Unterernährung und Verwahrlosung im „Ausländerkinderpflegeheim“ in Rühen starben.

Sara Frenkel-Bass hat in Wolfsburg Spuren hinterlassen: Auf ihre Initiative hat die Stadt Wolfsburg 2012 eine Straße in der Nordstadt nach einem verstorbenen Zwangsarbeiterkind benannt: Sofia-Gladica-Weg. Zwei Jahre zuvor war in der Wolfsburger Innenstadt das Denkmal für die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter an dem nach ihr benannten Sara-Frenkel-Platz enthüllt worden. Sara Frenkel-Bass lebte nach dem Krieg mit ihrem Mann Manfred Frenkel zunächst in Braunschweig und emigrierte 1949 nach Israel. Fünf Jahre später kehrte sie nach Europa zurück. Seitdem lebt Sara Frenkel-Bass in Antwerpen (Belgien).

Quelle: UD/cp
 

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