Auszeichnungen

"Bei uns ist schon jede Teilnahme ein Gewinn"

Mit dem CSR-Preis zeichnet die Bundesregierung Unternehmen aus, die ökonomisch, ökologisch und sozial verträglich wirtschaften. Bis zum 22.02.14 läuft noch die nächste Bewerbungsrunde. UmweltDialog sprach mit dem zuständigen Leiter der CSR-Referates Jörg Trautner über Auswahl und Anspruch dieses Awards.

30.01.2014

"Bei uns ist schon jede Teilnahme ein Gewinn"
Der Reichstag in Berlin mit wehenden Fahnen.

UmweltDialog: Hallo Herr Trautner, die Bundesregierung vergibt zum 2. Mal den CSR-Preis der Bundesregierung. Was wird denn da ausgezeichnet?

Jörg Trautner: Mit dem CSR-Preis der Bundesregierung werden Unternehmen ausgezeichnet, die sich erfolgreich auf den Weg gemacht haben, ihre gesamte Geschäftstätigkeit sozial, ökonomisch und ökologisch verträglich zu gestalten. Im Mittelpunkt stehen nicht herausragende Einzelmaßnahmen, sondern das ganzheitliche Unternehmenshandeln.

Wer kann sich alles bewerben? Und vor allem: Was haben Unternehmen von der Teilnahme?

Teilnehmen können alle Unternehmen mit Sitz in Deutschland. Die Unternehmen erfahren über die individuelle Auswertung, wo sie im Vergleich zu anderen Unternehmen ihrer Größenkategorie stehen, wo sie gut aufgestellt sind und wo es noch Nachholbedarf gibt. Angebote wie der Leitfaden oder auch der Praxis-Tag des CSR-Preises der Bundesregierung bieten konkrete Handlungsanleitungen, Einblicke in die Umsetzung erfolgreicher Strategien und gute Beispiele aus der Unternehmenspraxis. Viele Teilnehmende aus dem letzten Jahr haben uns gesagt, dass ihnen bereits die Auseinandersetzung mit dem Fragebogen geholfen hat, die eigene CSR-Strategie klarer zu formulieren, sich konkretere Ziele zu setzen und auch über die Wirkung ihrer Maßnahmen nachzudenken. Sie sehen: Bei uns ist schon jede Teilnahme ein Gewinn.

Gerade kleine und mittlere Unternehmen scheuen bei solchen Wettbewerben den damit verbundenen oftmals hohen Aufwand. Wie läuft das beim CSR-Preis der Bundesregierung ab? Wie kann man sich das Teilnahme-Verfahren vorstellen?

Die Unternehmen füllen einen Fragebogen aus. Je nach Unternehmensgröße sind die Fragebögen unterschiedlich umfangreich, um den verschiedenen Unternehmenswirklichkeiten gerechter zu werden. Erfreut hat uns im letzten Jahr die sehr große Anzahl kleiner Unternehmen, die sich beteiligt haben. Und viele der großen Teilnehmenden haben uns signalisiert, dass sie auch in diesem Jahr wieder dabei sind. Der Fragebogen wirke zwar auf den ersten Blick lang, sei aber sinnvoll, gut zu bearbeiten und vor allem der Mühe Wert.

Die besten fünf Unternehmen in den vier Größenkategorien werden von einer Experten-Jury nominiert. Für sie schließt sich die Stakeholder-Befragung an, bei der die Aussagen in den Fragebögen mit Vertretern der Zivilgesellschaft auf Stimmigkeit geprüft werden. Das können z.B. Betriebsräte, Mitarbeiter/innen, Kunden/innen oder auch Umweltgruppen sein. Auf Grundlage des Gesamtbildes aus Management-Befragung und Stakeholder-Befragung entscheidet dann die Jury über die Preisträger.

Neben dem CSR-Preis der Bundesregierung gibt es auch den Deutschen Nachhaltigkeitspreis. Das klingt für nicht ganz so kundige Außenstehende sehr ähnlich. Wie würden Sie den Unterschied beschreiben?

Der CSR-Preis der Bundesregierung richtet sich ausschließlich an Unternehmen und verfolgt stringent einen ganzheitlichen Ansatz. Unternehmen werden in den fünf Aktionsfeldern „Unternehmensführung“, „Markt“, „Arbeitsplatz“, „Umwelt“ und „Gemeinwesen“ bewertet und in jedem Aktionsfeld werden sowohl die Management-Ansätze, also Strategien und Ziele abgefragt, als auch konkrete Maßnahmen und deren Wirkung. Zudem legen wir beim CSR-Preis der Bundesregierung besonderen Wert auf eine breite gesellschaftliche Beteiligung am Entscheidungsprozess durch die Stakeholder-Befragung und die Zusammensetzung der Jury.

Der CSR -Preis der Bundesregierung hat im Vergleich zum Vorjahr seine Methodik und einige Fragenbereiche überarbeitet. Was konkret ist anders?
Neu sind Fragen zur Einbindung von Leiharbeiter/innen sowie nach kritischen Vorfällen im Unternehmen und wie ggf. damit umgangen wurde. Diese Fragen sollen Unternehmen auch für schwierigere Themen sensibilisieren und den Diskurs dazu anregen.

Jörg Trautner

Zur Person:


Jörg Trautner ist als Referatsleiter im Bundesministerium für Arbeit und Soziales zuständig für das Themenfeld „Gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen und Corporate Social Responsibility“.

Foto: Jörg Trautner

Sie sagten vorhin, das besondere am CSR-Preis der Bundesregierung sei auch der klare Blick auf Ergebnisse und Wirkungen. Welche konkreten Ergebnisse sind Ihnen aus dem letztjährigen Wettbewerb besonders im Gedächtnis geblieben?

Das wichtigste Ergebnis ist vielleicht, dass es in Deutschland bereits zahlreiche Unternehmen mit Vorbildcharakter gibt und viele gute nachahmenswerte Beispiele. Wir wollen Unternehmen ermutigen, sich untereinander auszutauschen und gegenseitig erfolgreiche Strategien abzuschauen. Damit sich CSR-Maßnahmen dauerhaft tragen, müssen sie nicht nur für die Gesellschaft, sondern auch für das Unternehmen eine positive Wirkung haben. Mit dem Blick auf Wirkung und Ergebnisse bringen wir die Unternehmen dazu, auch ihre Zielvorstellungen klarer zu formulieren und zu überprüfen, wie gut sie mit der jeweiligen Maßnahme das gewünschte Ziel erreicht haben.

Bis zum 22. Februar kann man sich noch bewerben. Gibt es bestimmte Erwartungen an die nächste Bewerberrunde? Beispielsweise Branchen, von denen Sie sich eine stärkere Präsenz wünschen?

Die Bandbreite der beteiligten Branchen war im letzten Jahr bereits sehr weit gefasst. Vielleicht würden wir uns wünschen, dass dieses Jahr sich noch etwas mehr Unternehmen aus den industriellen Schlüsselbranchen in Deutschland mit ihren guten Praxisbeispielen beteiligen werden.

Sie bezeichnen den CSR-Preis der Bundesregierung auch als Lernpreis. Es gibt einen Praxis-Tag und jede Menge Austausch. Teilnehmende Unternehmen können also in der Tat viel lernen. Wie ist es mit dem Umkehrschluss? Was lernen Bundesregierung und Politik aus diesem Dialogprozess?

Für das Bundesministerium für Arbeit und Soziales ist der CSR-Preis der Bundesregierung ein hilfreicher Seismograph. Aus den Bewerbungen, dem aufwändigen Auswahlprozess mit unserer Jury und den externen Stakeholdern, aber auch aus den Diskussionen z.B. auf dem Praxis-Tag erfahren wir, wo die Unternehmen in Sachen Verantwortung stehen, welche Innovationen es gibt, wo gegenwärtig noch Hürden sind und ob es ggf. noch eines kleinen Anschubes bedarf. Dieser Lernprozess schließt explizit auch unser zivilgesellschaftliches Beratungsgremium, das CSR-Forum, ein. Denn die Jury besteht aus Mitgliedern des Lenkungskreises des CSR-Forums.

Schirmherrin des Preises ist die neue Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles. Wie wirkt sich der politischen Wechsel an der Spitze des Ministeriums aus?

Wir haben uns sehr gefreut, dass die Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Andrea Nahles, als eine ihrer ersten Amtshandlungen die Schirmherrschaft für den CSR-Preis der Bundesregierung übernommen hat. Das war ein wichtiges Signal für den CSR-Wettbewerb und darf auch als Rückenwind für verantwortungsvolle Unternehmensführung insgesamt verstanden werden.

Die Bundesregierung hat in der Vergangenheit mit dem CSR-Preis der Bundesregierung, dem Nationalen CSR-Forum und natürlich dem Aktionsplan CSR in diesem Themenfeld jede Menge Strukturen geschaffen. Wie geht es damit künftig weiter?

Wir werden diese Strukturen weiterhin nutzen und wollen die erfolgreiche Arbeit noch intensiver fortführen.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Quelle: UmweltDialog
 

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