Reporting

E.ON Nachhaltigkeitsbericht im Zeichen des Konzernumbaus

Kaum eine Branche erlebt derzeit einen derartigen Strukturwandel wie der Energiesektor. Der staatlich verordnete Ausstieg aus der Atomkraft, die Liberalisierung der Märkte und grenzüberschreitender Konkurrenzdruck machen auch Marktgrößen wie E.ON massiv zu schaffen. Der aktuelle, online verfügbare Nachhaltigkeitsbericht ist vor diesem Hintergrund entstanden. UmweltDialog stellt die wesentlichen Erkenntnisse vor.

29.07.2013

Johannes Teyssen, Vorstandsvorsitzender der E.ON AG. Foto: Christian Schlüter/E.ON
Johannes Teyssen, Vorstandsvorsitzender der E.ON AG. Foto: Christian Schlüter/E.ON

Für viele Jahre war das die größte Stärke und Einnahmequelle der Energieunternehmen: Ihre Geschäftstätigkeiten deckten fast alle Stufen der Wertschöpfung bei der Versorgung mit Strom und Gas ab. Im Bereich Strom war man in der Erzeugung, im Handel, in der Verteilung und im Vertrieb tätig, beim Gas bei der Förderung über Handel, Speicherung und Verteilung bis hin zum Vertrieb an den Endverbraucher. Die Märkte waren regional aufgeteilt, Gewinne gewiss.

Das gilt nicht mehr. Der Staat drängt auf Aufspaltung zwischen Energieerzeugern und Netzbetreibern. Alle regenerativen Erzeuger haben grundsätzlich Vorfahrt bei der Einspeisung und damit den Vertrieb an den Endkunden. Zudem ist Atomkraft als Energiequelle hierzulande verboten.

E.ON 2.0 steht für tiefgreifenden Konzernumbau

Für Energieunternehmen wie E.ON bedeutet das letztendlich, dass sie sich neu erfinden müssen. „Wir sind auf dem Weg vom klassischen integrierten Versorger hin zum Entwickler für neue, kundenbezogene Energielösungen. Mit diesem Anspruch und Selbstverständnis brechen wir in neue Märkte und Regionen auf.“ Mit diesen Worten umriss Vorstandsvorsitzender Johannes Teyssen auf der diesjährigen Hauptversammlung in Essen die Neuausrichtung der E.ON SE.

Am deutlichsten erleben die Mitarbeiter diese Neuausrichtung. Das unter dem Begriff „E.ON 2.0“ aufgelegte Effizienzprogramm ist vor allem ein Sparprogramm: Alle Standorte werden neu positioniert, und die Anzahl der Mitarbeiter sank binnen zwei Jahren von 85.000 auf 72.000 - sozialverträglich, wie der Konzern betont. Der Nachhaltigkeitsbericht erläutert: „Gründe für den Rückgang der Mitarbeiterzahl im Segment Erzeugung waren insbesondere das Auslaufen von befristeten Verträgen, Übergänge in Altersteilzeit und Maßnahmen beziehungsweise freiwillige Austritte im Rahmen des Effizienzsteigerungsprogramms E.ON 2.0.“

Klimaschutz-Ziele weiterhin ambitioniert

Im Nachhaltigkeitsmanagement steht eine zunehmende Fokussierung auf Kapitalmarktanforderungen im Vordergrund. Der aktuelle Nachhaltigkeitsbericht betont, dass standardisierte Indikatoren aus den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG-Kriterien) immer häufiger von Investoren abgefragt werden. E.ON orientiert sich bei der Beantwortung solcher Fragen am bewährten Leitfaden des Europäischen Verbandes der Finanzanalysten (EFFAS). Im Arbeitsprogramm bis 2015 stehen daher neben dem Carbon-Foodprint unter anderem auch die Themen Wassermanagement, Stakeholder-Dialoge und Beschaffung auf der Agenda.

Weiterhin ambitioniert ist das Klimaschutzprogramm  von E.ON. Unter dem Titel „cleaner & better energy“ sollen bis zum Jahr 2025 alle Kraftwerke in Europa durchschnittlich weniger als 0,32 t CO2 pro erzeugte Megawattstunde Strom (MWh) ausstoßen. Das wären 50 Prozent weniger als im Jahr 1990.  Hier sieht man sich af einem guten Weg: Aktuell seien 30% Reduktion erreicht, so der Bericht. Durch den stetigen Ausbau erneuerbarer, klimafreundlicher Energien sollen weitere Prozente erreicht werden. „Im Jahr 2012 wurden insgesamt 31,8 TWh aus Erneuerbaren Energien inklusive großer Wasserkraft erzeugt (Vorjahr 2011: 29,6). Das entspricht einem Anteil von 12,0 Prozent an der gesamten Eigenerzeugung/Stromabsatzmenge“, heißt es dazu im Bericht.  Wobei neue Anlagen vorrangig im Ausland entstehen. In den letzten drei Jahren sind 26 Onshore- und zwei Offshore-Windparks in Nordamerika und Europa neu ans Netz gegangen.

Liegt die Zukunft im Ausland?

Schon länger treibt der E.ON-Vorstand die Verlagerung des Kerngeschäfts aus Deutschland in andere Länder voran. So ist Anfang Juli vor der englischen Küste der weltweit größte Offshore-Windpark, London Array, in Betrieb gegangen.  Jetzt berichtet das Wall Street Journal, dass der Energiekonzern prüfe, verlustreiche Kraftwerke in Mitteleuropa zu zerlegen und die Einzelteile anderswo neu aufzubauen.

E.ON trifft mit den Überlegungen eine Schwachstelle der Energiewende: Der forcierte Aufbau von Solar- und Windkraftanlagen verdrängt zwar immer öfter konventionelle Kraftwerke vom Markt und sorgt für sinkende Großhandelsstrompreise. Das macht etwa Gas- und Kohlekraftwerke zunehmend unrentabel. Bei wenig Sonne und Wind aber müssen die konventionellen Anlagen einspringen. Sie bleiben deshalb entscheidend, um Stromausfälle zu verhindern.

Quelle: UD
 

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