Reporting

RWE bleibt seinem Kurs treu

Auch im neu erschienenen Nachhaltigkeitsbericht macht der Energieversorger RWE deutlich, auf Atomkraft vorerst nicht zu verzichten. In jüngster Zeit hatte das Unternehmen harte Kritiken geerntet, als es im Alleingang gegen die vorübergehende Abschaltung der Atomkraftwerke geklagt hatte. Bis zu einer CO2-freien Energieversorgung in Europa bis 2050 sei es ein langer Weg, so RWE. Dieser erfordere einen breiten Energiemix, der neben fossilen und erneuerbaren Energien auch die Atomkraft beinhalten müsse. Den aktuellen Nachhaltigkeitsbericht nutzt RWE außerdem, um seine Maßnahmen in den zentralen Handlungsfeldern seiner Corporate Responsibility-Strategie zu präsentieren.

06.05.2011

RWE baut neue Kraftwerke. Foto: RWE
RWE baut neue Kraftwerke. Foto: RWE

Insgesamt hat RWE zehn Bereiche benannt, auf die sich das Nachhaltigkeitsengagement des Unternehmens konzentriert. Im Fokus des vorliegenden Berichts stehen vor allem die drei Handlungsfelder Klimaschutz, Energieeffizienz und Versorgungssicherheit. Das Thema Klimaschutz nimmt dabei mit acht Seiten den größten Raum in dem Bericht ein. In diesem beschreibt der Konzern seine Schritte hin zu einer CO2-freien Energieversorgung: Bis 2020 soll der CO2-Ausstoß des Kraftwerkparks von RWE auf das Durchschnittsniveau der Wettbewerber gesenkt werden. Nach Einschätzung des Unternehmens wird dieser Wert in neun Jahren bei etwa 0,45 Tonnen CO2 pro Megawattstunde liegen. Die nächste Etappe will RWE dann in 2025 erreichen - bis dahin sollen 75 Prozent der Stromerzeugungskapazität des Unternehmens CO2-frei oder CO2-arm sein.

Investitionen in neue Kraftwerke

Stetige Verringerung der Emissionen will der Energieversorger unter anderem durch das konzernweite Kraftwerks-Neubauprogramm erreichen, in das er in Deutschland, den Niederlanden und der Türkei insgesamt zwölf Mrd. Euro investiert. Noch in diesem Jahr wird am Standort Neurath eine neue Braunkohlen-Doppelblockanlage mit einem Wirkungsgrad von 43 Prozent in Betrieb genommen. Sie ersetzt ältere Braunkohleblöcke mit einem Wirkungsgrad von nur 30 Prozent und spart zudem CO2-Emissionen von jährlich bis zu sechs Mio. Tonnen ein. Auch in Hamm und Eemshaven gehen in naher Zukunft zwei neue Kohlekraftwerke an das Netz. Den wichtigsten Bestandteil der Kraftwerksinvestitionen stellen aber die Gas- und Dampfturbinenkraftwerke (GuD) dar. Sie weisen mit 60 Prozent den höchsten Wirkungsgrad fossil befeuerter Kraftwerke auf. Zwei neue Anlagen wurden bereits 2010 in Deutschland und England fertiggestellt. Drei weitere befinden sich derzeit in England sowie in den Niederlanden in der Bauphase. Laut bisheriger Planung sollen dafür drei alte GuD-Kraftwerke außer Betrieb genommen werden.

Beim Ausbau der erneuerbaren Energien setzt RWE auf Windenergieanlagen sowie Wasser- und Biomassekraftwerke. „Photovoltaik ist für uns in Mitteleuropa keine Option“, schreibt der Konzern in seinem Bericht. Das volkswirtschaftliche Kosten-Nutzen-Potenzial sei hier zu gering. Im Zeitraum Ende 2009 bis Ende 2010 konnten die konzernweiten Erzeugungskapazitäten aus erneuerbaren Energien von 2.530 Megawatt auf 2.950 Megawatt gesteigert werden. Ursprünglich war geplant, bis 2012 eine regenerative Erzeugungskapazität von 4.500 Megawatt in Bau und Betrieb zu haben. Dieses Ziel musste auf das Jahr 2014 hinausgeschoben werden.

Energieeffizienz

Foto: RWE
Foto: RWE

Der Schlüssel zur Senkung der CO2-Emissionen liegt laut RWE in der Energieeffizienz. In dem entsprechenden Kapitel beschreibt der Konzern seine Maßnahmen dazu. Dazu gehören die neuen Kraftwerke zur Effizienzsteigerung der Stromversorgung. Aber auch den eigenen Energieverbauch will das Unternehmen senken: Zum Beispiel durch die Neuausrichtung des zentralen Fuhrparks, der 3.000 Fahrzeuge umfasst. Der damit verursachte CO2-Ausstoß soll bis 2012 um 20 Prozent im Vergleich zu 2007 reduziert werden. Zur Förderung der effizienten Energienutzung auf Seiten der Verbraucher entwickelt RWE entsprechende Projekte sowie neue Technologien und Service-Angebote für Privathaushalte. Dazu gehören spezielle Energieberatungen oder intelligente Stromzähler, aber auch die Elektromobilität. Seit 2008 betreibt RWE gemeinsam mit Daimler das Projekt „e-mobility Berlin“, in dem der Alltagseinsatz von Elektrofahrzeugen getestet wird.

Sichere Energieversorgung braucht verschiedene Quellen

In dem Kapitel „Versorgungssicherheit“ erläutert RWE die Zusammensetzung des Energiemixes, mit dem der Konzern seine Kunden versorgt. Zu diesem gehört die Nutzung von Braun- und Steinkohle, Erdgas, erneuerbaren Energien und Uran. Dabei leiste die Kernenergie aus Sicht des Konzerns in den nächsten Jahren einen wesentlichen Beitrag zu einer zuverlässigen und preisgünstigen Versorgung mit Strom. Bezüglich der Atomkatastrophe in Japan äußern sich Dr. Jürgen Großmann, Vorstandsvorsitzender, und Alwin Fitting, im Vorstand für Personal und Corporate Responsibility verantwortlich, bereits im Vorwort. Dort heißt es: „Nach sorgfältiger Analyse der Ereignisse in Japan werden wir überprüfen, ob wir unsere ohnehin sehr hohen Sicherheitsreserven noch weiter erhöhen können.“ Aus Gründen der Sicherheit sei das sofortige Abschalten der RWE-Kraftwerke nach Meinung des Konzerns nicht erforderlich. „Welchen Anteil die Kernenergie künftig in unserem Erzeugungsportfolio haben wird, hängt von sicherheitstechnischen Anforderungen sowie vom Ausgang der gesellschaftspolitischen Diskussion um die Zukunft der Kernenergie ab“, so Großmann und Fittig.

RWE wirkt Fachkräftemangel entgegen

RWE will mehr Frauen in den Führungsetagen. Foto: RWE
RWE will mehr Frauen in den Führungsetagen. Foto: RWE

Im Vorwort benennen Großmann und Fittig außerdem die Themen „demographischer Wandel“ und „Mitarbeiterbindung“ als aktuell wichtige Handlungsfelder des Unternehmens. RWE hat dazu den Demografie-Index entwickelt, der die Altersverteilung veranschaulicht und mögliche Risiken aufdeckt. Um zu jeder Zeit über fachlich qualifizierte Mitarbeiter und einen ausreichenden Bewerberpool zu verfügen, setzt RWE verschiedene Schwerpunkte. Dazu gehört unter anderem die Mitarbeiterbindung. Fluktuationsraten von unter zehn Prozent weisen dabei auf eine hohe Bindung der Angestellten an das Unternehmen hin. Zudem pflegt RWE ein systematisches Talentmanagement mit dem Ziel, Fachkenntnisse, Sozialkompetenz und interkulturelle Sensibilität zu fördern. Besondere Talente werden anhand des Potentialeinschätzungsverfahrens „Entdeckungen“ identifiziert. Diese Mitarbeiter werden dann gezielt gefördert. Ebenso engagiert sich RWE in der Nachwuchsförderung und kooperiert dazu mit Schulen oder betreibt die Bildungsportale „Junge Energie“ und „RWE Schulforum“.

„Nachholbedarf“ hat der Konzern nach eigener Aussage in Sachen Frauenförderung. Bei den RWE Unternehmen in Deutschland liegt der Frauenanteil nämlich bei nur 20 Prozent, wohingegen er an Standorten in den Niederlanden, Zentralosteuropa und Großbritannien 30 bis 40 Prozent beträgt. Nach Meinung des Konzerns ist der höhere Anteil von Frauen an diesen Niederlassungen darauf zurückzuführen, dass dort der Anteil an vertriebs- und kommunikationsorientierten Aufgaben größer ist. In Deutschland sei es schwierig, Frauen für technische Berufe zu gewinnen. Jedoch ist bei Anteil weiblicher Mitarbeiter bei Neueinstellungen in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Nach Ansicht RWEs eine gute Voraussetzung, um auch mehr Frauen in Führungsebenen des Unternehmens in Deutschland zu bekommen. Hier sind sie derzeit mit nur elf Prozent vertreten. Das soll mit Hilfe des Mentorenprogramms gesteigert werden. An diesem haben seit 2007 knapp 60 weibliche Mitarbeiter teilgenommen.

Eine besondere Neuerung gab es bei RWE in Sachen Vorstandsvergütung. Als eines der ersten Unternehmen in Deutschland hat es einen Teil der variablen Gehälter an die Vorstandsmitglieder mit der Nachhaltigkeitsperformance des Konzerns verknüpft. Das bedeutet, dass der Verdienst des Vorstandes davon abhängt, wie nachhaltig sich RWE in den verschiedensten Bereichen seines Engagements aufstellt.  

Über den Bericht

Zu den weitere Handlungsfeldern des Konzerns zählen die Bereiche Innovationen, Lieferkette, Preisgestaltung und Markt, Arbeitssicherheit und Gesundheit, Umweltschutz sowie Gesellschaftliche Verantwortung. Auch diesen Themen sind jeweils Kapitel gewidmet, in denen RWE seine entsprechenden Maßnahmen und Ziele beschreibt. Bei der Erstellung des aktuellen Nachhaltigkeitsberichts mit dem Titel „Vorweg gehen heißt Herausforderungen annehmen“ hat sich der Energieversorger an den Leitlinien der Global Reporting Initiative orientiert. Berichtszeitraum ist das Geschäftsjahr 2010. Der Report wurde von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers (PwC) hinsichtlich der Beachtung der AA1000-AccountAbility-Prinzipien geprüft. Das ausführliche Ergebnis dieser Prüfung ist ebenfalls in dem Bericht zu lesen. Darüber hinaus beinhaltet er die Fortschrittsmitteilung zum UN Global Compact.

Quelle: UD
 

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