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Terium: „Wir müssen besser zuhören, offener kommunizieren“

Ein hoher Kohle-Anteil, wenig erneuerbare Energien: Dies kennzeichnet den Energiemix von RWE. Die Weichen für diese Struktur wurden vor Jahren gestellt, sie bereiten dem Konzern heute im Zuge der Energiewende massive Probleme. „Wichtigstes Thema bleibt weiterhin der Klimaschutz“, betont der Energieversorger dennoch in seinem Nachhaltigkeitsbericht für 2013. Einige Details sind überraschend.

13.05.2014

Terium: „Wir müssen besser zuhören, offener kommunizieren“ zoom
Peter Terium, Vorstandsvorsitzender der RWE AG, bei der Hauptversammlung 2014.

RWE kündigt in seinem Bericht „Unsere Verantwortung 2013“ an, in den nächsten Jahren in der Gesellschaft eine „hohe Akzeptanz“ erreichen zu wollen. Der Vorstandsvorsitzende Peter Terium sagte dazu, dass auch RWE sich ändern muss: „Erstens: Wir müssen besser zuhören und offener kommunizieren. Zweitens: Wir müssen halten, was wir versprechen. Drittens: Wir müssen innovative Produkte und Dienstleistungen entwickeln, die unseren Kunden nutzen und die Umwelt schonen.“

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An der Kohleverstromung will der Konzern allerdings festhalten. Begründet wird dies mit der mangelnden Grundlastfähigkeit der erneuerbaren Energieträger. Als Teil seiner Akzeptanz-Offensive will RWE künftig in der Öffentlichkeit verstärkt dafür werben, „dass Kohlekraftwerke und Klimaschutz keinen Widerspruch darstellen, solange wir alle Potenziale nutzen, um den CO2-Ausstoß konventioneller Kraftwerke zu reduzieren.“

Rund 9 Prozent weniger Kohlendioxid-Emissionen gegenüber dem Vorjahr weist der Bericht aus: 165,7 Millionen Tonnen CO2 verursachte die eigene Erzeugung (Scope 1); 2012 belasteten 181,7 Millionen Tonnen die Bilanz. Der deutliche Rückgang ist leicht erklärt: RWE hat Kraftwerke außer Betrieb genommen und weniger Braun- und Steinkohle verfeuert.

„Unser Marktanteil im Bereich der Stromerzeugung ist zurückgegangen“, räumt RWE ein. „Dieser Trend wird anhalten, wenn immer mehr Bürger, Investoren, Energiegenossenschaften und Anlagegesellschaften Strom in dezentralen Anlagen selbst produzieren und teilweise in das öffentliche Stromnetz einspeisen.“ 

Etwas geringer als die nach Scope 1 ausgewiesenen fielen 2013 die unter das EU-Handelssystem (ETS) fallenden Emissionen aus: 164 Millionen Tonnen waren es 2013; zu finden ist diese Zusatzinformation im Kennzahlen-Tool, das RWE ins Web gestellt hat. Hier und im Geschäftsbericht 2013 ist zu lesen, dass der Konzern 2013 für rund 7 Millionen Tonnen Zertifikate kostenlos erhielt – und für 156 Millionen Tonnen Zertifikate größtenteils kaufen musste (2012: 58 Mio. t). Die Kosten dafür weist RWE nicht gesondert aus. Selbst bei den dramatisch gefallenen Preisen am Zertifikatemarkt dürfte es sich für den Konzern um einen schmerzhaften Ausgabenposten gehandelt haben.

Ein interessantes Detail hält der Bericht bereit: Kolumbien war 2013 (wieder) das wichtigste Steinkohle-Lieferland für RWE. Für CSR-Analysten ist das eine wichtige Information: Die Menschenrechtsorganisationen FIAN hatte in ihrer Studie „Schwarze Löcher in der Unternehmensverantwortung“ 2012 kritisch über die sozialen und ökologischen Folgen des Kohleabbaus in Kolumbien berichtet. Der RWE-Nachhaltigkeitsbericht geht darauf zumindest indirekt ein, indem er auf die 2012 gegründete „Bettercoal“-Initiative verweist.

Geringer Anteil der erneuerbaren Energien

Einen weiterhin geringen Anteil am Konzernergebnis machen die erneuerbaren Energien aus: 2013 hatten sie lediglich einen Anteil von 6,4 Prozent an der eigenen Produktion (2012: 5,5 %; zum Vergleich 2005: 4 %). Das spiegelt sich auch im Umsatz wieder: Nur 402 Millionen Euro machte RWE mit Sonne, Wind & Co. – bei einem Gesamtumsatz von 51,4 Milliarden Euro.
Interessant: Obwohl der prozentuale Anteil der Erneuerbaren 2013 leicht gestiegen ist, ist die Kraftwerkskapazität massiv gesunken: von 4.100 Megawatt 2012 auf 3.500 Megawatt 2013 – das ist ein Rückgang von 600 Megawatt oder 15 Prozent. Zu finden sind diese aufschlussreichen Daten im begleitenden Kennzahlen-Tool im Internet. Die Datentabelle zeigt den Grund: RWE hat seine Biomasse-Aktivitäten deutlich zurück geschraubt und der marginale Netto-Zuwachs der installierten Windkraftkapazitäten (130 MW) konnte dies nicht ausgleichen. Prozentual sank der Anteil der Erneuerbaren an der Kraftwerkskapazität auf 7 Prozent (2012: 8 %).

Neben eigenen Kapazitäten positionieren sich Energieunternehmen wie RWE heute zunehmend auch als Dienstleister für Dritte. Der Nachhaltigkeitsbericht nennt als kurzfristiges Ziel, bis Ende 2014 eine Kapazität von 4.300 Megawatt „in Betrieb oder Bau“ zu haben. Im Geschäftsbericht 2013 ist ergänzend zu erfahren, dass RWE Innogy, die Konzernsparte für erneuerbare Energien (mit Ausnahme der kleineren Biomassekraftwerke in Deutschland), von 2014 bis 2016 nur noch rund 1 Milliarde Euro in den Ausbau investieren werde - „weniger als ursprünglich geplant“.

Eine Erklärung für diese Politik findet sich im Bericht mit dem Hinweis, RWE wolle „als Partner der Energiewende“ zwar den Anteil der Erneuerbaren ausbauen. „Dabei begegnen wir jedoch zunehmend wachsenden Herausforderungen. Grund dafür ist die Finanzlage von RWE. Wir haben deshalb die Ausbaustrategie im Berichtsjahr angepasst.“

Corporate Responsibility-Politik seit 2000

Bis zum Jahr 2020 will RWE die Corporate Responsibility (CR) „zu einem festen Bestandteil der operativen Steuerung des Unternehmens“ machen; die Roadmap des Unternehmens weist dies seit Jahren aus. Gestartet ist der Konzern mit seiner CR-Politik im Jahr 2000. Weitgehend unverändert sind seit 2007 die Handlungsfelder, die RWE für sich bestimmt hat:

  • Umwelt: Klimaschutz, Energieeffizienz, Biodiversität/Umweltschutz
  • Gesellschaft: Gesellschaftliches Engagement, Kundenvertrauen, Mitarbeiter
  • Unternehmensführung: Lieferkette, Arbeitssicherheit, Versorgungssicherheit, Innovation

Jedes der zehn Felder stellt der Bericht auf jeweils zwei Seiten knapp dar (Ziele, Motivation, Steuerung, Ereignisse im Berichtsjahr).

RWE berichtet nach den Leitlinien der Global Reporting Initiative (GRI) in der Version 3.0 aus dem Jahr 2006 sowie den ergänzenden Branchen-Leitlinien des „Sector Supplement Electric Utilities“. In den Bericht eingeschlossen ist eine kurze Fortschrittsmitteilung (CoP) für den Global Compact (UNGC).

Quelle: UmweltDialog
 

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