Politik

Steuerflucht kostet Afrika jährlich Milliarden

Im globalen Wettbewerb verliert Afrika weiter an Terrain, weil Ressourcenabfluss und Steuerflucht den Fortschritt der Länder am schwarzen Kontinent behindern. Ja sogar von einer Gefährdung der demokratischen Entwicklung spricht der Vorsitzende des Tax Justice Network Africa, Dereje Alemayehu. Der Äthiopier hielt sich im Rahmen einer Einladung des Instituts für Internationalen Dialog und Zusammenarbeit in Wien auf.

26.01.2012

Foto: mysticvean/flickr.com
Foto: mysticvean/flickr.com
Die internationale Entwicklungspolitik hat sich in den vergangenen Jahren vor allem auf Investitionen, Kredite und Entwicklungshilfe konzentriert, während fast unbemerkt und anhaltend mehr Ressourcen aus Afrika hinausgingen als hereinkamen. Alemayehu forderte bei einem Vortrag internationale Maßnahmen, um die Ressourcen im Inneren zu mobilisieren und die Steuerflucht einzudämmen.

Zwischen den Jahren 2000 und 2009 haben die Entwicklungsländer weltweit insgesamt rund sieben Billionen Dollar an Steueraufkommen verloren. Für Afrika ist das jährlich ein Verlust von etwa 334 Milliarden Dollar. "Arme Leute können nicht sparen. Ohne Erspartes kann nicht investiert werden, und ohne Investition passiert kein Wachstum. Das ist der Teufelskreis der Armut", so Alemayehu.

Während die Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt gestiegen sind, stagnieren die Staatseinnahmen. "Was nutzt es, sich für Entwicklungshilfe einzusetzen und Schuldentilgung zu verlangen, solange anhaltend mehr Ressourcen ins Ausland abfließen, als in das Land hereinkommen", so Alemayehu.

"Die afrikanischen Regierungen müssen sich der Verluste ihrer Ressourcen durch die Geldverlagerung in Steueroasen bewusst werden", erklärt der Experte für illegale Finanzflüsse. "Nur so können sie gezwungen werden, das Problem in den Verhandlungen mit den Ländern des Nordens auf die Agenda zu setzen." Internationale Abkommen seien notwendig, da die afrikanischen Länder es allein nicht schaffen, Steuerflüchtige auf eigene Faust zu verfolgen.

Erhebungen des Global Financial Integrity Think Tanks zufolge verlieren Entwicklungsländer das Sieben- bis Zehnfache ihrer möglichen Ressourcen durch Steuerflucht. In Europa stellt Großbritannien die größte Steueroase dar. Österreich befindet sich auf Platz 17.

"Steueroasen haben keinen gesamtwirtschaftlichen Vorteil für die Weltwirtschaft. Daher sollten sie gemeinsam mit Briefkastenfirmen unterbunden werden. Unternehmen sollten Steuern als Beitrag sehen, den sie leisten, damit sie in einem Land wirtschaftlich überhaupt tätig sein dürfen. Es ist ihre Pflicht, diese Steuern zu zahlen", betont Alemayehu.

Das Tax Justice Network Africa fordert ein gerechtes und transparentes Steuersystem für die Länder Afrikas. Zudem bedarf es der Harmonisierung der Steuerregeln im gesamten afrikanischen Raum, meint der Afrika-Kenner. Er verweist auf die Organisation ActionAid, laut der eine Bierverkäuferin im Shop bereits mehr Steuern bezahlt als internationale Firmen. "Der Irrwitz ist, dass die Praktiken, die diese Firmen ausüben, um Steuern zu umgehen, noch dazu legal sind", kritisiert Alemayehu.
Quelle: UD / pte
 
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