Politik

Indien: Besserer Zugang zu Handys als zu Toiletten

In Indien haben deutlich mehr Menschen einen besseren Zugang zu Handys als zu Toiletten. Zu diesem Schluss kommen Experten der UNO, die jetzt einen Neun-Punkte-Plan für das Millenniumsziel zur besseren Hygiene vorgestellt haben. Bis 2015 sollen beispielsweise 50 Prozent der Einwohner Indiens einen Zugang zu adäquaten Toilettenanlagen bekommen. Ziel ist die Erreichung von weltweit 100 Prozent bis 2050.

20.04.2010

Foto: Marion Book
Foto: Marion Book

Jüngsten UN-Berichten zufolge hatten in Indien, dem Land mit der weltweit zweitgrößten Bevölkerung im Jahr 2008, rund 366 Mio. Menschen - das sind 31 Prozent - Zugang zu Sanitäreinrichtungen. Im südasiatischen Land sind derzeit 545 Mio. Handys angemeldet. Bis 2015 rechnen Experten mit rund eine Mrd. Handy-Anschlüssen in Indien.

Rund 600 Mio. Inder - das sind 54 Prozent der Bevölkerung - mussten 2008 ihre Notdurft im Freien, zumeist auf Feldern, verrichten. Weltweit sind 1,1 Mrd. Menschen gezwungen, das zu tun. "Diese Zahlen weisen auf eine chronische Hygiene-Katastrophe hin", erklärt Zafar Adeel, Direktor des Institute of Water, Environment and Health an der United National University. Das Millenniumsziel einer besseren Hygiene sei unter diesen Umständen nicht erreichbar.

"Viele der Betroffenen leben in urbanen Slums, wo es keine Sanitäreinrichtungen gibt", so Adeel. Umgekehrt sei es aufgrund des Massenmarktes der mobilen Kommunikation und dem damit verbundenen Preisverfall deutlich mehr Menschen möglich, Handys zu erwerben. "Hier stellt sich die Frage, wie man Sanitäreinrichtungen weltweit billiger machen kann." Dem neuen UN-Bericht zufolge, kostet die Errichtung einer Toilette durchschnittlich 300 Dollar - inklusive Arbeit und Material.

1,1 Mrd. Menschen ohne Toiletten

Experten gehen davon aus, dass derzeit weltweit 1,1 Mrd. Menschen ihre Notdurft im Freien verrichten müssen. "Wenn der globale Trend sich so fortsetzt, werden es 2015 rund 2,7 Mrd. Menschen sein, die keine sanitären Einrichtungen zur Verfügung haben", erklärt der Experte. Dem UN-Bericht zufolge schlägt sich die Rendite eines Dollars für eine Verbesserung der Hygiene mit drei bis 34 Dollar zu Buche. "Grund dafür ist eine Verringerung der Armut und der Kosten für Gesundheit sowie einer erhöhten Produktivität."

"In den vergangenen drei Jahren sind weltweit 4,5 Mio. Kinder unter fünf Jahren durch Trinkwasser-verseuchte Erkrankungen gestorben. Das entspricht in etwa der Bevölkerung Irlands", betont Adeel. Indien hat Bestrebungen, bis 2012 die Verrichtung von Notdurft im Freien zu einem Ende zu führen. "Mit Geld allein wird man das Problem allerdings nicht lösen können", ist auch Adeel überzeugt. Dazu seien auch eine Aufklärungskampagne und begleitende Erziehungsmaßnahmen notwendig.

358 Mrd. Dollar erforderlich

"Unter den derzeitigen Voraussetzungen wird das für 2015 angestrebte Millenniumsziel für eine Verbesserung der sanitären Einrichtungen nicht erreicht", weiß Addel jetzt schon. Verlaufen die Trends wie bisher, wird bis 2015 eine weitere Milliarde Menschen ohne Toiletten sein.

"358 Mrd. Dollar müssten wir von jetzt bis 2015 aufbringen, um dieses Ziel zu erreichen", erklärt der Experte. Davon entfallen 142 Mrd. Dollar auf ländliche Gebiete und 216 Mrd. Dollar auf Verbesserungen in bereits existierende Anlagen, zumeist in städtischen Ballungsräumen. Beim derzeitigen Entwicklungsstand, wird das Ziel in den Ländern südlich der Sahara bis 2076 nicht erreicht werden.

Quelle: UD / pte
 
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