Takko lässt in chinesischen Gefängnissen fertigen

Der deutsche Mode-Diskonter Takko hat über 50.000 Jacken und Tops in chinesischen Haftanstalten produzieren lassen. Dies sorgt nicht nur in der Branche für Aufruhr, sondern ist auch ein Verstoß gegen die eigens auferlegte Absichtserklärung gemäß den Statuten der Fair Wear Foundation. An die Öffentlich gelangten die eklatanten Missstände durch eine dem Spiegel vorliegende interne E-Mail-Korrespondenz.

08.11.2012

Foto: K. Kendall/flickr.com
Foto: K. Kendall/flickr.com
Der Textilriese hat die besagten Jacken und Oberteile bei der Global Fashion Support Gmbh (GFS) geordert. Diese ist wiederum Teil der Dr. Rehfeld Fashion AG, die deutschen Modeketten Fertigungsstandorte in Fernost vermittelt. Eine weitere Tochter der Holding ist die Firma Granville Hongkong Textiles Limited. Sie war für die Geschäftsabwicklung sowie den Transport verantwortlich und hat den eingelangten Auftrag von Takko an chinesische Subunternehmen weitergegeben. Deren Produktionsstätten waren hinter "schwedischen Gardinen".

Die weitverzweigte und dichte Auftragskette wurde nun offengelegt. Dass Unternehmen in der Branche ihre Partner nur unzureichend kennen, ist kein Einzelfall. "Kein europäischer Mode-Konzern verfügt noch über eine eigene Nähmaschine. Das global ausgerichtete Zulieferernetzwerk ist mittlerweile enorm komplex und unüberschaubar geworden, so dass transparente Kontrollen schwierig sind", kritisiert Michaela Königshofer, Koordinatorin der Clean Clothes Kampagne Österreich.

Zusammenarbeit gekündigt

Takko selbst räumt ein, dass die Vorwürfe stimmen. Man habe die Adresse der chinesischen Standorte gekannt, wusste aber nicht, dass es sich dabei um Haftanstalten handelte. Dies entspräche nicht den getroffenen Vereinbarungen mit GFS, heißt es aus Unternehmenskreisen. Die Münsteraner haben die Kooperation im Sommer 2012 beendet. Da man mit der Leistung unzufrieden gewesen sei, so die Begründung.

Niedriglohnländer wie China, Indien oder Bangladesch sind attraktive Produktionsstandorte. Dass Textil-Diskonter wie KiK für geringe Lohnstückkosten teils gravierende Arbeitsrechtsverletzungen in Kauf nehmen, ist NGOs schon seit langem ein Dorn im Auge. Auch die staatlichen Kontrollen in den jeweiliegn Ländern sind oft sehr lasch. Königshofer fordert von der Branche die Löhne der Arbeiter auf ein existenzsicherndes Niveau zu heben und Gewerkschaften direkt vor Ort zuzulassen. Zudem verlangt sie von den Konzernen, sich genauer mit ihrer Zulieferstruktur auseinanderzusetzen und positiv auf beauftragte Firmen einzuwirken.

Takko ist der Fair Wear Foundation erst im Oktober des vergangenen Jahres beigetreten. Die Vorschriften der NGO verurteilen jedwede Form der Gefängnis- und Zwangsarbeit. Die Fairness-Hüter fühlen sich vor den Kopf gestoßen. Bereits bei der Aufnahme Takkos war die Organisation Kritik ausgesetzt. Mit seinen 16.300 Mitarbeitern hat der Konzern im vergangenen Geschäftsjahr 2011/2012 einen Gesamtumsatz von rund 1.25 Mrd. Euro erwirtschaftet, ein Drittel davon im Ausland.

Gegenüber pressetext teilt Takko mit: "Wir sind zutiefst davon betroffen, dass einer unserer Lieferanten unter inakzeptablen Verhältnissen produzieren ließ. Diesbezügliche Informationen haben wir erst vergangenen Mittwoch erhalten. Der dargelegte Fall widerspricht in jeder Facette unseren Standards und Werten. Soziale Verantwortung ist elementarer Bestandteil unseres Selbstverständnisses." Der Lieferant sei nicht berechtigt gewesen, Aufträge ohne Sicherstellung der Einhaltung des unternehmenseigenen Verhaltenskodex weiterzugeben. "Der Lieferant ist an dieser Stelle vertragsbrüchig geworden. Wir sind dabei, rechtliche Schritte gegenüber dem Lieferanten zu prüfen", so Takko.
Quelle: UD / pte
 
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