„Auf dem Weg zu 100 Prozent Nachhaltigkeit“: Interview zum Thema FSC bei Tchibo

Etwa ein Drittel der Erdoberfläche ist von Wäldern bedeckt. Nach Angaben der Food and Agriculture Organization der Vereinten Nationen (FAO) beträgt der weltweite Verlust an Waldfläche seit 1990 über 9 Millionen Hektar pro Jahr. Einer der größte Abnehmer ist neben der Möbelindustrie der Papiersektor. Das Handelsunternehmen Tchibo setzt sich daher für eine verantwortliche Bewirtschaftung ein. Ein wesentlicher Schritt ist dabei die Umstellung der Kundenmagazine und sonstigen Werbemittel in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf Papier, dass vom Forest Stewardship Council (FSC®) zertifiziert wurde. Im Interview mit UmweltDialog spricht Stefan Dierks, Senior Manager Unternehmensverantwortung, über das Ziel einer verantwortungsvollen Papiernutzung bei Tchibo.

10.05.2012

Stefan Dierks, Senior Manager Unternehmensverantwortung bei Tchibo. Foto: Tchibo
Stefan Dierks, Senior Manager Unternehmensverantwortung bei Tchibo. Foto: Tchibo

UmweltDialog: Was hat Tchibo bisher in Sachen „Nachhaltige Papierqualitäten“ unternommen?

Stefan Dierks: Tchibo arbeitet bereits seit mehreren Jahren an der kontinuierlichen Ausweitung des Anteils umweltverträglicher Papierqualitäten. Zum Beispiel verwenden wir als internes Drucker- und Kopierpapier Recyclingpapier mit dem „Blauen Engel“; außerdem sind die Rechnungen für unsere Versandhandelskunden auf FSC-zertifiziertem Papier gedruckt. Durch die jetzt vorgenommene Umstellung der Magazinpapiere wird der Anteil nachhaltiger Qualitäten im Druckpapierbereich auf über 90 Prozent erhöht.

(UD): Sprechen wir über Zahlen. Wieviel Papier verbraucht ein Unternehmen wie Tchibo pro Jahr im Magazinbereich?

Dierks: Wir haben unsere Zahlen natürlich im Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht, schlüsseln den Papierverbrauch allerdings nicht so differenziert auf. Ich kann ihnen aber sagen, dass wir an dieser Stelle nicht über Kilogramm und auch nicht über einzelne Tonnen, sondern über hohe Tonnagen reden.

(UD): Was hat Tchibo zu dem Schritt bewogen, die Magazinpapiere und sonstigen Werbemittel auf FSC Qualitäten umzustellen?

Dierks: Tchibo ist auf dem Weg zu 100 Prozent Nachhaltigkeit. Holz und Papier sind dabei für uns sehr wichtige Rohstoffe. Denn: Viele unserer Produkte bestehen aus Holz. Zudem verwenden wir in unseren Prozessen sowie in  der Kommunikation eine große Menge Papier. Wir versuchen durch verschiedene Maßnahmen, die Papiermenge kontinuierlich zu reduzieren. Für das eingesetzte Papier wollen wir künftig ausschließlich verantwortlich hergestellte Papierqualitäten einsetzen. Das Siegel des Forest Stewardship Council ist das einzige weltweit anerkannte Siegel für verantwortungsvolle Waldwirtschaft. Dieses möchte Tchibo fördern - und FSC durch aktive Nutzung des Siegels insgesamt bekannter machen.

Darüber hinaus erhöhen wir seit mehreren Jahren kontinuierlich den Anteil FSC-zertifizierter Holzprodukte wie z.B. Gartenmöbel - da ist es selbstverständlich, dies auch bei Papieren zu tun.

(UD): Warum stellt Tchibo nur die Magazine in Deutschland, Österreich und der Schweiz um?

Dierks: Aus organisatorischen Gründen konnten wir die Magazine für die anderen Vertriebsländer nicht gleichzeitig umstellen. Wir prüfen aber momentan, wann und unter welchen Voraussetzungen die Umstellung in weiteren Vertriebsländern vorgenommen werden kann.

(UD): Wie verläuft die Umstellung?

Dierks: Zunächst haben sich die Druckereien, von denen wir die Magazine beziehen, FSC-zertifizieren lassen. Darauf aufbauend konnten sie die entsprechenden, von uns benötigten Papiermengen in FSC Qualität ordern, sodass wir für fast alle Magazinausgaben die Umstellung ab sofort vornehmen können.

Lediglich für besondere umfangreiche Sonderausgaben, wie sie zum Beispiel im Weihnachtsgeschäft üblich sind, bestehen noch Restlagermengen konventioneller Qualität. Da Wegwerfen eine unökologische Lösung wäre, werden diese Restmengen für die wenigen dafür vorgesehenen Ausgaben verbraucht.

(UD): Wie wird der Fortschritt definiert und gemessen?

Dierks: Wir können anhand der Mengen der FSC-zertifizierten Magazine und sonstiger Werbemittel ganz genau nachvollziehen, wie hoch der Anteil am Gesamtvolumen ist. Klares Ziel ist eine schnellstmögliche 100-prozentige Umstellung auf FSC. Dies wird nach Aufbrauchen der oben erwähnten Restmengen der Fall sein.

Screenshot: Blog-Beitrag zum Thema FSC
Screenshot: Blog-Beitrag zum Thema FSC

(UD): Können Sie uns sagen, wann dies der Fall sein wird, und welche Schwierigkeiten Sie während des Prozesses berücksichtigen mussten?

Dierks: Da muss ich etwas weiter ausholen, da der Vorgang etwas komplexer ist. Generell haben wir einen guten Überblick über das von den Druckereien verwendete Papier. Das liegt vor allem daran, dass wir dieses Papier selbst einkaufen und für den Druck zur Verfügung stellen. Allerdings kaufen wir teilweise sehr weit im Voraus ein, um unseren Vorstellungen von Qualität und Menge umsetzen zu können. Gerade bei unserem Kundenmagazin, eines der wichtigsten Werbemittel für unsere Stammkunden, müssen Optik und Haptik besonderen Ansprüchen genügen.

Für besondere Ausgaben, wie etwa Magazinen für das Weihnachtsgeschäft, werden die nötigen Mengen frühzeitig eingekauft. Alleine von der Menge her könnten wir dieses Papier daher auch nicht für laufende Ausgaben oder andere Zwecke nutzen - das macht weder logistisch noch betriebswirtschaftlich einen Sinn. Für alle anderen Publikationen, bei denen wir nicht auf einen frühzeitigen Einkauf angewiesen sind, stellen wir jetzt bereits um. Nach jetzigem Stand gehen wir aber davon aus, dass spätestens zum Ostergeschäft 2013 auch alle Sonderkataloge auf FSC-zertifiziertem Papier gedruckt werden.

(UD): Welche Auswirkungen hat die Umstellung für die Mitarbeiter?

Dierks: Besonders wichtig ist die korrekte Nutzung des FSC-Siegels. Hierfür haben wir einen möglichst effizienten und zeitsparenden Abstimmungsprozess implementiert. Aufgrund der hohen Absatzzahlen können wir unseren Kollegen im Marketing natürlich nicht zumuten, jede Papierbestellung neu zu überprüfen. Wir haben daher gemeinsam Mustertemplates entwickelt, die die Verwendung des FSC-Siegels klar regeln. Diese Muster haben vom Zertifizierer eine Generalfreigabe - das erleichtert unsere Arbeit natürlich sehr.

 (UD): Wie profitieren die Kunden davon?

Dierks: Unsere Kundinnen und Kunden können zukünftig in unseren Magazinen und anderen Werbemitteln nach für sie interessanten Angeboten stöbern, in dem Bewusstsein, dabei auch eine verantwortungsvolle Waldwirtschaft zu unterstützen.

(UD): Zu Beginn dieses Interviews sprachen Sie davon, die Bekanntheit des FSC-Siegels aktiv unterstützen zu wollen. Gibt es hier schon konkrete Planungen, wie Tchibo an dieser Stelle helfen kann?

Dierks: Generell wollen wir über unsere Zusammenarbeit mit dem FSC berichten. Wir haben zum Beispiel auf unserem Unternehmensblog einen Beitrag, bei dem es um dieses Thema geht, und bei dem das Siegel auch anhand der Produkte erläutert und vorgestellt wird. Das heißt, wir nutzen ist in diesem Zusammenhang natürlich alle Kommunikationskanäle, und auch in den Magazinen selber wird das Siegel seinen Platz finden.

Selbstverständlich machen wir uns auch Gedanken darüber, unsere Kunden direkt an den Verkaufsorten mit der Thematik in Berührung zu bringen. Dass könnte bedeuten, dass wir entsprechende Informationen in unserem Webshops zur Verfügung stellen und darüber hinaus natürlich auch in den Filialen platzieren.

(UD) Sehr geehrter Herr Dierks, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Quelle: UD
 

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