Rohstoffe sichern: Nestlé stellt Nescafé Plan vor

4.600 Tassen Nescafé-Kaffee werden jede Sekunde auf der Welt getrunken. Um die Qualität langfristig zu sichern und den Erzeugern ein ausreichendes Einkommen zu garantieren, hat Nestlé Vorstand Paul Bulcke jetzt in Mexico den „Nescafé Plan“ vorgestellt. Dieser bündelt das Engagement des Konzerns beim Anbau, der Produktion und dem Vertrieb des Rohstoffes und sieht vor, den Anteil des direkt bei Produzenten und ihren Verbänden eingekauften Kaffees bis 2015 zu verdoppeln.

01.09.2010

Nestlé Vorstand Paul Bulcke (links) stellt den Nescafé Plan vor, Foto: Nestlé
Nestlé Vorstand Paul Bulcke (links) stellt den Nescafé Plan vor, Foto: Nestlé

Seit einigen Jahren steigt die weltweite Nachfrage nach Kaffee kontinuierlich an. Neuer Wohlstand in den Schwellenländern sowie das Bevölkerungswachstum lassen dabei die Kaffeepreise an den internationalen Rohstoffbörsen fast kontinuierlich steigen. Seit 2006 kletterte der Weltmarktpreis von 88,6 Cent auf über 150 Cent pro Pfund. Ein Großteil der möglichen Gewinne wird allerdings von Zwischenhändlern und Spekulanten abgeschöpft, sodass die lokalen Bauern kaum von den gestiegenen Preisen profitieren. Die Attraktivität des Kaffeeanbaus ist dadurch in den vergangenen Jahren deutlich gesunken, und wichtige Investitionen im Produktionssektor blieben aus. Gerade diese Punkte sind für Nestlé aber elementar, denn als weltweit größter Vertreiber von Kaffeeprodukten ist der Konzern auf ein stabiles Rohstoffangebot angewiesen. Auf einer Pressekonferenz mit Vertretern der Rainforest Alliance und lokalen Farmerverbänden versprach Nestlé jetzt in Mexiko Stadt, im Rahmen des „Nescafé Plans“ in den kommenden Jahren 330 Millionen Euro in die Produktionskette zu investieren: „Was wir tun wollen“, erklärte Bulcke der Presse, „ist eine langfristige Entwicklung anzustoßen“. Nur durch die Stärkung der Farmer und eine hohe Qualität der Kaffeebohnen könne auch in Zukunft der eigene Bedarf gedeckt und Spekulationspreisen an den Rohstoffbörsen vorgebeugt werden. Die direkte Abnahme der Bohnen bei den Erzeugern ist dabei ein wichtiger Punkt der Initiative.

Der Nescafé Plan

Bis 2015 will das Unternehmen pro Jahr 180.000 Tonnen Kaffee von 70.000 Produzenten direkt beziehen. Neben der Intensivierung der Produktion setzt der Konzern dabei vor allem auf eine Verbesserung der Anbaumethoden, den Ausbau lokaler Netzwerke sowie 220 Millionen ertragreiche und krankheitsresistente Jungpflanzen, die das Unternehmen in diesem Zeitraum an die Erzeuger verteilen will. Mithilfe dieser Pflanzen könnten die Farmer ihre Plantagen verjüngen und gleichzeitig den Ertrag auf den vorhandenen Flächen vergrößern. Unterstützt wird Nestlé bei diesem Vorhaben durch Experten der Rainforest Alliance und des Sustainable Agricultural Network (SAN) sowie der Kaffeevereinigung 4C.

Farmer pflücken Kaffeebohnen, Foto: Nestlé
Farmer pflücken Kaffeebohnen, Foto: Nestlé

Um seiner Rolle als Marktführer gerecht zu werden, ist Nestlé auf gute Qualität seitens der Erzeuger angewiesen. Dass eine Kooperation mit den lokalen Farmern auch für das eigene Unternehmen gewinnbringend sein wird, davon ist Bulcke überzeugt: „Der direkte Kontakt mit den Bauern garantiert unseren Einfluss und unsere Hilfe beim Erreichen der für unsere Produkte notwendigen Qualitätsstandards.“ Durch direkte Lieferverträge erhöht das Unternehmen zudem die eigene Planungssicherheit und vereinfacht den Produktionsprozess. Neben Mexiko will der Konzern sein Engagement vor allem in Thailand, den Philippinen und Indonesien ausweiten. Die Modernisierung sowie der Neubau von regionalen Produktionsanlagen soll darüber hinaus die lokalen Netzwerke stärken und helfen, Nescafé in Zukunft umweltschonender herzustellen. Schon seit fünf Jahren nutzt der Konzern am Standort Toluca, Mexiko, ein vier quadratkilometer großes Solarfeld zur Erhitzung von Wasser. Damit war es möglich, in den letzten fünf Jahren über 60.000 Tonnen CO2 einzusparen und die eigene Energiebilanz zu verbessern.

Für die Produzenten sieht die Initiative vor allem Unterstützung bei der Planung und Bearbeitung ihrer Kaffeeplantagen vor. Zu diesem Zweck sollen Nestlé-Agronomen jährlich bis zu 10.000 Bauern bei der Auswahl geeigneter Flächen, dem Bau von Bewässerungsanlagen und dem Erstellen eines Nutzungskonzeptes unterstützen. In Verbindung mit den neuen Pflanzengattungen möchte der Konzern den Ertrag der Farmer damit nachhaltig steigern. Die Präsidentin der Rainforest Alliance, Tensie Whelan, betonte in diesem Zusammenhang den finanziellen Aspekt der Initiative: „Wir glauben, dass der ökonomischen Seite von Nachhaltigkeit mehr Beachtung geschenkt werden muss“, sagte sie auf der Pressekonferenz. Durch faire Preise würde auch bei den Farmern das Bewusstsein für langfristige Ertragsteigerungen und hohe Qualitätsstandards gestärkt. Die daraus resultierende Win-win-Situation werde zudem helfen, den ökologischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu begegnen.

Creating Shared Value

Bereits 2009 initiierte der Konzern den „Cocoa Plan“. Dieser war die Grundlage für ein langfristiges Projekt, dass ökonomische, ökologische und soziale Interessen in der Kakaobranche in Übereinstimmung bringen sollte. Bei Nestlé bezeichnet man dieses Konzept als „Creating Shared Value“ und versteht darunter vor allem die Ausweitung des Dialoges mit allen beteiligten Stakeholdern und die Erarbeitung von zukunftsweisenden Initiativen, die die Marktstellung des Unternehmens sichern, aber auch Rücksicht auf Umwelt- und Sozialaspekte nehmen sollen: „Die gemeinsame Wertschöpfung ist integraler Teil unserer Geschäftsstrategie. Um den langfristigen Erfolg eines Unternehmens zu gewährleisten, muss gleichzeitig Wert sowohl für die Aktionäre als auch für die Gemeinschaften, in denen das Unternehmen tätig ist, geschöpft werden,“ erläutert Bulcke. Besonderes Augenmerk legt der Konzern bei seinem Engagement auf die eigenen Kernkompetenzen. Gerade durch die jahrelange Erfahrung in den Bereichen Wassermanagement und Agrarpolitik will Nestlé in den kommenden Jahren einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der natürlichen Ressourcen und zur Reduktion von Treibhausgasen leisten sowie das eigene Unternehmen strategisch auf zukünftige Herausforderungen ausrichten.

Quelle: UD
 

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