AMPEG: Gegen den Strom

Ein Unternehmen auf Energieeffienz zu trimmen ist kein Hexenwerk. „Wenn so ein Projekt vor allem unter Klimaschutzaspekten betrachtet wird, gehört auch eine gute Portion Idealismus dazu“, so Peter Graf, Geschäftsführer von AMPEG. „Doch die Ergebnisse können sich sehen lassen: Im Vergleich zum Jahr 2007 verbrauchen wir heute über 30 Prozent weniger Strom pro Jahr.“ Die deutlichsten Einsparungen konnte AMPEG mittels der Virtualisierung seiner Server erzielen. Ein Erfahrungsbericht zum Nachmachen.

15.06.2009

Geschäftsführer Peter Graf, Foto: AMPEG
Geschäftsführer Peter Graf, Foto: AMPEG
Bereits im Jahr 2003 führte AMPEG recyclingfähige, sehr leise und stromsparende „Green-PCs“ ein - lange vor Inkrafttreten der Umweltrichtlinien WEEE und RoHS, die unter anderem das Recycling zur Verpflichtung machen. „Ansonsten haben wir das Thema Stromeinsparung nur punktuell betrachtet“, so Peter Graf. „Insbesondere beim Betrieb des Rechenzentrums waren wir zu lange der Meinung, dass wir all die vorhandenen Geräte auch unbedingt benötigen und haben deren Stromverbrauch nicht in Frage gestellt.“ Das umfangreiche Einsparungspotenzial erschloss sich erst beim genaueren Hinsehen: Bewaffnet mit einem Strommessgerät und einem alten Stromzähler nahm AMPEG die elektronischen Geräte im gesamten Betrieb unter die Lupe.

Schnell waren die ersten Stromfresser identifiziert: „Vier unserer Fünf-Liter-Warmwasserspeicher verbrauchten in der Summe fast 1.500 kWh pro Jahr. Das entspricht fast der Menge, die das Verbraucherportal Verivox als Jahresbedarf für einen durchschnittlichen Ein-Personen-Haushalt angibt - und das für dreimal Händewaschen pro Tag“, kommentiert Peter Graf. „Heute sind die Speicher aus. Kein Mitarbeiter vermisst das warme Wasser auf den Toiletten.“ Bevor man sich der IT-Landschaft widmete, wurde zudem noch der zusätzliche Getränkekühlschrank abgeschafft, der 329,6 kWh/Jahr verbrauchte.

Mogelpackung Stromsparmodus?

Die Strommessung an den Netzwerkdruckern sorgte bei AMPEG für ein Aha-Erlebnis: „Wir hatten uns extra Modelle mit Stromsparmodus zugelegt und diesen auch aktiviert“, so Peter Graf. „Doch die Verbrauchsunterschiede waren kaum messbar“. Während am Drucker im Leerlauf ein Verbrauch von 34 Watt pro Stunde anfällt, wurde im Stromsparmodus nur ein Watt weniger gemessen. „Die Stromsparmaßnahme des Geräts besteht einzig und allein darin, dass das Display dunkel geschaltet wird. Die Bezeichnung ‚Stromsparmodus’ grenzt an eine Irreführung der Verbraucher“, kommentiert Peter Graf. Eine einfache Zeitschaltuhr sorgt nun dafür, dass die Drucker nur noch während der Geschäftszeiten Strom ziehen. Auf diese Weise werden je nach Druckertyp bis zu 144 kWh pro Jahr eingespart.

Für die PC-Arbeitsplätze wurde ebenfalls eine leicht umsetzbare Lösung gefunden, um Strom zu sparen: Ein Eintrag in der Group Policy des Active Directory sorgt heute dafür, dass die Arbeitsplatzrechner in Arbeitspausen nach zehn Minuten die Festplatte und nach 15 Minuten den Monitor abschalten. Nach 20 Minuten wird der „Sleep-Modus“ aktiviert, in dem die Rechner statt 88 Watt nur noch 3,5 Watt verbrauchen. „Wenn ein Mitarbeiter in einer Besprechung ist, muss sein PC nicht im Normalbetrieb laufen.“, erzählt Peter Graf. „Zwar benötigt der Rechner 30 Sekunden, um wieder hochzufahren, aber diese kurze Zeit kann jeder Mitarbeiter auch ohne Zugriff auf elektronische Informationen sinnvoll nutzen.“

Foto: Marion Book
Foto: Marion Book
Die großen Stromfresser

Die größten Einsparungen konnte AMPEG durch die Virtualisierung der Server-Hardware erzielen. Um eine möglichst hohe Qualität bei der produktiven Bewertung von Partnerprodukten und bei der Entwicklung der eigenen Software zu erreichen, unterhält AMPEG ein komplexes produktives Netzwerk. Die Struktur und auch der Einsatz von 34 Servern entsprechen eher einem Dienstleistungsunternehmen mit 1.000 und mehr PC-Arbeitsplätzen als einem kleineren mittelständischen Unternehmen.

Um den hohen Stromverbrauch zu reduzieren, der aus dem ganzjährigen ununterbrochenen Betrieb (24 Stunden x 365 Tage) der Server resultiert, wurde Anfang des Jahres 2007 beschlossen, so viel Hardware wie möglich zu virtualisieren. Bei der durchweg älteren Hardware betrug die durchschnittliche Leistungsaufnahme 178 Watt pro Stunde. Pro Server-Hardware, die man abschalten können würde, ergab sich also ein Stromsparpotenzial von ca. 1.560 kWh pro Jahr - wiederum so viel wie ein Ein-Personen-Haushalt im Jahr an Strom verbraucht.

Selbst ist der Energiesparer

Schritt 1: Potenzial erkennen
„Ein Selbstversuch kann am besten verdeutlichen, wieso wirklich jedes Unternehmen durch die Virtualisierung einiger Server Strom sparen kann“, erklärt Peter Graf. „Man rufe nur einmal den Task-Manager seines PCs auf (CTRL+Alt+Entf) und sehe sich die dort angezeigte CPU-Auslastung an. Welcher Wert wird dort meist angezeigt? Zwei Prozent? Fünf Prozent?“ Ähnlich stelle sich die Situation im Serverumfeld dar, so Peter Graf weiter. Die leistungsfähigen Quad-Core-Prozessoren derzeit gehandelter Servermodelle werden von herkömmlichen Anwendungen und Prozessen nur auf wenigen Systemen voll in Anspruch genommen. „Die meisten Server sind in keinster Weise ausgelastet und verbrauchen dabei eine Menge Strom“, konstatiert Peter Graf. Hier setzt das Konzept der Server-Virtualisierung an. Virtualisieren bedeutet nichts anders, als die strikte Kopplung „eine Hardware gleich ein Server“ aufzuheben und mehrere Server-Betriebssysteme auf einem Hardware-Server zu betreiben.

Schritt 2: Vorbereitung der Hardware
Um die nötige Rechenleistung für den Betrieb mehrerer virtueller Server auf einer Hardware, dem sogenannten „Host“, bereit zu stellen, ersetzte AMPEG einige der älteren Maschinen durch leistungsfähigere Systeme. AMPEG achtete bei den Neuanschaffungen strikt auf stromsparende „LowVoltage“-Prozessoren. „Ich halte es für sinnvoll, dass der Umweltgedanke sich auch im IT-Handel stärker durchsetzt“, sagt Peter Graf. „Leider ist es heute immer noch zu oft so, dass einzig die Prozessorleistung, nicht aber der geringere Stromverbrauch beworben wird. Stromspar-CPUs sind noch etwas teurer im Einkauf, aber langfristig rechnen sie sich allemal.“
Schritt 3: Umzug der Server
Mittels der Virtualisierungssoftware von Microsoft und VMware hat AMPEG die physischen Rechner in „virtuelle Maschinen“ umgewandelt. Für die Umwandlung eines Servers in eine virtuelle Maschine benötigte AMPEG lediglich drei bis vier Stunden, inklusive einiger Nachkonfigurationen wie beispielsweise der Anpassung der IP-Adressen. Bis heute konnte AMPEG nach und nach 23 alte Hardware-Server abschalten, fünf neue kamen als Host für die virtuellen Server hinzu. Insgesamt konnte somit die Zahl der Hardware für die Server von 34 auf 16 reduziert werden. Auf den neuen Hardware-Servern, die als Host fungieren, laufen jetzt im Durchschnitt vier bis fünf virtuelle Server.

Zusatznutzen: Sicherheit
Ein wertvoller Nebeneffekt der Server-Virtualisierung besteht in einer schnelleren Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit nach Ausfällen. Da ein virtueller Server nichts anderes ist als eine große Datei, ist es im Falle eines Server-Ausfalls möglich, sehr schnell eine Kopie auf einem anderen Server zu starten. „Mittels spezialisierter Software lässt sich die Ausfallsicherheit automatisieren“, hebt Peter Graf hervor. „So lassen sich im Sinne der Umwelt auch Effizienzgewinne und eine wesentlich höhere Ausfallsicherheit verwirklichen.“

Klimabilanz

„Mit unserem umfassenden Maßnahmenpaket konnten wir den Stromverbrauch unseres gesamten Betriebes um mehr als 30 Prozent reduzieren“; kommentiert Peter Graf die erzielten Erfolge.  Auf dem Erreichten will sich AMPEG nicht ausruhen: Langfristig plant das Unternehmen, die Anzahl der Hardware-Server auf zehn Stück zu reduzieren. Seit Sommer 2008 verfügt AMPEG zudem über eine neue Telekommunikationsanlage, die ebenfalls weniger Strom verbraucht.
Einen guten Teil der gesparten Stromkosten reinvestiert das Unternehmen in den Umweltschutz: „Mit dem Umzug Ende Dezember 2008 konnten wir endlich in einen Stromvertrag wechseln, der Strom zu 100 Prozent aus regenerativen Quellen anbietet“, so Peter Graf. „Obwohl der höhere Preis für die Kilowattstunde einen Teil der Einsparungen kompensiert, wollen wir mit einem guten Beispiel vorangehen und beziehen seit Januar den Strom für den gesamten Geschäftsbetrieb von diesem Anbieter.“
Quelle: UD / pm
 
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