125 bewegte Jahre Karstadt

Die Karstadt-Warenhäuser feiern in diesem Jahr ihr 125-jähriges Jubiläum. Wie kaum ein anderes deutsches Handelshaus spiegelt die Entwicklung des Essener Konzerns die Geschichte des Handels und die Geschichte des Landes wider. Nach zuletzt schwierigen Jahren blickt man nun zuversichtlicher in die Zukunft: Nachhaltigkeit und CSR spielen bei der Neuausrichtung dabei eine wichtige Rolle.

26.10.2006

Es begann bezeichnenderweise in der Krämerstraße: Mit nur einer Wagenladung Ware eröffnete Rudolph Karstadt am 14. Mai 1881 in Wismar sein erstes „Tuch-, Manufactur- und Confektionsgeschäft.“ Die Geschichte wäre nicht weiter auf ihn aufmerksam geworden, hätte der Mecklenburger nicht ein für seine Zeit „revolutionäres“ Geschäftsmodell gehabt: Anstelle des damals üblichen Feilschens setzte Rudolph Karstadt auf feste, aber niedrige, Preise und Barzahlung. Karstadt trat damit einen für Jahrzehnte scheinbar unaufhaltsamen Siegeszug an: Bald betrieb er in der Kaiserzeit nicht nur Dutzende Kaufhäuser, sondern auch ab 1912 sein erstes Großstadt-Warenhaus in Hamburg mit damals stattlichen 10.000 Quadratmetern Verkaufsfläche. In der Weimarer Republik wurde aus dem Familienbetrieb eine börsennotierte Aktiengesellschaft, und als Rudolph Karstadt 1931 sein 50-jähriges Unternehmensjubiläum feierte, konnte er auf 89 Filialen mit rund 30.000 Mitarbeitern blicken.

Auch die weitere Firmengeschichte ist zunächst von Erfolgen geprägt, gleichwohl der zweite Weltkrieg auch der Karstadt AG schwer zusetzte: Gerade einmal 15 Warenhäuser waren ihr verblieben, der Rest war zerstört oder in der sowjetischen Besatzungszone enteignet. Doch die Wirtschaftswunderjahre meinten es gut mit dem „Alles-unter-einem-Dach“- Warenhaus. In den folgenden Jahrzehnten verschmolz das Unternehmen mit der Quelle AG und dem Neckermann-Versandhandel schließlich zu Europas führendem Warenhaus- und Versandhandelskonzern. Die neue KarstadtQuelle AG startete entsprechend selbstbewusst, und rückblickend betrachtet überhastet, ins 21. Jahrhundert: Man verzettelt sich in immer neuen Übernahmen und Geschäftsfeldern. KarstadtQuelle erwarb u.a. Golfausrüster und Fitnessclubs, schenkte mit Starbucks gemeinsam Kaffee aus und wurde mit dem Kauf von DSF, Sport1 und den Bundesligarechten kurzzeitig ein bedeutender Fernseh- und Sportvermarktungsbetrieb.
Das Zugpferd der Innenstädte zog nicht mehr

Das Firmenportfolio war bald so bunt wie das Angebot in den Kaufhäusern. Doch dann kam die Krise der Warenhäuser: Das Zugpferd der Innenstädte zog nicht mehr, die Umsätze brachen ein und bald warnten viele Kommunalpolitiker vor dem "Tod der Stadtzentren". Was folgte, war eine radikale Konsolidierungsphase, in der sich der Konzern auch heute noch befindet. Viele Geschäftsfelder wurden wieder abgestoßen, zahlreiche Mitarbeiter entlassen und das Filialnetz ausgedünnt. Der Ausweg aus der „sehr ernsten“ Situation, so der Vorstand, liege in einer Rückbesinnung auf das Kerngeschäft, einer klareren strategischen Ausrichtung der Filialen sowie einer Orientierung der Geschäftspolitik auch an sozialen und ökologischen Zielen.

Nachhaltiges Engagement trotz der Krise? Der Essener Handelskonzern scheint gezielt auf dieses Thema als Zukunftsstrategie zu setzen: So hat der Konzernvorstand im Krisenjahr 2002 die Verantwortung für nachhaltiges Handeln übernommen und eine entsprechende Organisation im Konzern eingeführt. „Auch wenn wir manches zurückstellen mussten, gilt dies nicht für das Thema Nachhaltigkeit. Denn es ist untrennbar mit unserem Kerngeschäft „Einkaufen und Verkaufen“ verbunden,“ erinnert sich Prof. Dr. Helmut Merkel, verantwortlicher Vorstand für Umwelt und Gesellschaftspolitik. Zwei Jahre später folgte der erste Nachhaltigkeitsbericht, der fünf zentrale Handlungsfelder definierte: Dazu zählen die Sortimentspolitik, weltweite Arbeitsbedingungen, Kundenberatung, Betriebsführung sowie der Umgang mit Mitarbeitern.

Nachhaltig handeln als Zukunftsstrategie
 
Das Beispiel „Sortimentpolitik“ bei den Karstadt-Warenhäusern als Teil des KarstadtQuelle-Konzerns zeigt dabei, wie eng gesellschaftliche und ökonomischer Erfolg beieinander liegen: So wurde etwa das Sortiment an Artikeln mit dem Bio-Siegel in den Lebensmittelabteilungen der Warenhäuser frühzeitig ausgebaut. Heute sind es, je nach Warenhaus, zwischen 700 und mehr als 3.000 Produkte, die das Bio-Siegel tragen. Das schafft Verbrauchervertrauen. Umweltvorstand Merkel: „Während der BSE-Krise waren wir die einzigen, die Umsatzzuwächse erzielten, weil die Kunden uns vertrauten.“  Darüber hinaus bieten die Warenhäuser rund 40 Produkte mit dem Siegel der Initiative TransFair e.V. an. Verwenden dürfen es nur Importeure, die bestimmte Mindestpreise wahren. Ein Teil des Verkaufserlöses geht an die Produzenten. Das sind Kleinbauern in Entwicklungsländern. TransFair-Geschäftsführer Dieter Overath ist sich sicher, dass „gefühlte Qualität als Mehrwert“ für die Konsumenten immer wichtiger wird. „Wir arbeiten seit 1993 erfolgreich mit Karstadt Warenhaus zusammen. Schnell war uns damals klar, dass das Unternehmen nicht nur FairTrade-Produkte ins Regal stellt, sondern auch für die nötige Unterstützung sorgen wird. Bis heute bietet Karstadt das breiteste Angebot an FairTrade-Artikeln unter den Handelsketten und ist sowohl bei der Bewerbung dieser Produkte als auch bei der Durchführung der „Fairen Woche“, die seit 2001 jährlich stattfindet, vorbildlich.“
Quelle: UD
 
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