3M: „Wir wollen Produkte entwickeln, die nachhaltig sind“

Umweltschutz rechnet sich. Mehr als eine Milliarde Dollar hat etwa der US-Konzern 3M durch geschicktes Umweltmanagement im Laufe der Jahre eingespart. Das belohnen auch die Börsen: Im Dow Jones Sustainability Index (DJSI) wird 3M einmal mehr als Spitzenwert in seiner Branche bezeichnet. UmweltDialog sprach mit Keith Miller, Leiter des Nachhaltigkeitsmanagement bei 3M, über Erfahrungen, Ziele und Umweltschutz in den USA.

28.06.2006

Der Dow Jones Sustainable Index (DJSI) hat 3M zum fünften Mal in Folge als Spitzenwert gekürt. Was macht Sie so gut?
Miller: Wir begreifen dieses Thema bereits seit den 70er Jahren als Teil unserer Unternehmenskultur. Schon damals stiegen Energie- und Materialkosten, und in den USA kamen erstmals Umweltschutzgesetze auf. 3M startete daraufhin 1975 sein Programm „Pollution Prevention pays“ (zu dt.: Abgasreduktion zahlt sich aus). Das etablierte im Unternehmen die Einsicht, dass Umweltvermeidung sinnvoll ist. Mit dem Nachhaltigkeitsgedanken kamen wir im Rahmen unseres Engagements beim World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) in Kontakt. Unser damaliger Vizepräsident war 1992 beim Erdgipfel von Rio dabei, und als danach der WBCSD gegründet wurde, waren wir eines der Gründungsmitglieder.

Wie kann man sich den Teilnahmeprozess am DJSI vorstellen?

Miller: Es ist eine jährliche Neubewertung. Derzeit arbeiten wir etwa an der 2007er Analyse. In diesem Jahr sind es 82 Fragen, die ein breites Themenspektrum von nachhaltiger Entwicklung über wirtschaftliche, soziale und Umweltkennzahlen abdecken. Das beinhaltet Themenfelder wie etwa Klimastrategie, Umweltmanagement, Arbeitsrechte und Sozialstandards sowie Fragen zu Corporate Governance und unserem Umgang mit Stakeholdern. Zusätzlich analysieren die Reseacher das Unternehmen von sich aus, sie sprechen mit Experten und werten öffentlich zugänglichen Materialen und die Webseite aus. 

Manche Unternehmen beklagen, diese Ratings seien eine undurchsichtige „Black box“. Was sind Ihre Erfahrungen?
Miller: Einige sind wirklich schwer zu verstehen, aber der DJSI ist gut gemacht. Die Macher publizieren etwa, wie viele Punkte die Unternehmen maximal zu jedem Kapitel in der Untersuchung bekommen können. Allerdings erfahren wir nicht, wie hoch jede einzelne Antwort bewertet wurde. Es gibt aber seit einigen Jahren immer neue Ratings, bei denen man sich dann wirklich zuweilen fragt, wie die Ergebnisse zustande kommen. 

Nachhaltiges Investment wird immer wichtiger. Wie bedeutend ist Ihnen daher die Mitgliedschaft im DJSI?
Miller: Es ist für 3M sehr wichtig. Wir sind in den letzten fünf Jahren zum Branchenführer im Industriesektor gewählt worden, und darauf sind wir mächtig stolz. Außerdem ist nachhaltiges Investment mit annähernd 20 Prozent zwischen 2003 und 2005 das am stärksten wachsende Segment im Finanzmarkt. Es gibt eine Reihe großer Kapitalanlagefunds wie etwa Innovest oder Calvert, die daher gezielt in nachhaltige und verantwortungsbewusste Unternehmen investieren. Wir möchten, dass 3M dazu zählt.

Unterscheiden Sie zwischen DJSI, FTSE4 Good, Calvert, ASPI und den vielen anderen Nachhaltigkeitsindices?
Miller: Dow Jones ist ein US-Ranking und steht uns daher natürlich zunächst einmal näher. Aber auch Anfragen von anderen Indices versuchen wir zu beantworten, um möglichst oft vertreten zu sein. Was dies erleichtert ist, dass sich viele Indices recht ähnlich sind, und wir aus unseren vorhandenen Daten sehr gut die meisten Fragen sofort beantworten können.
Kürzlich startete die UN ihre Principles for Responsible Investment-Initiative. Welchen Einfluss wird dies auf 3M haben?
Miller: Ich bin mir nicht ganz sicher, was die Auswirkung auf 3M konkret sein wird. Ich gehe aber davon aus, dass sie positiv sein wird, da wir in unserer Branche bekanntermaßen eine Vorreiterrolle einnehmen.

Ein Kernelement dieses Erfolges ist das Programm „Pollution Prevention pays“(PPP). Wie hat es sich über die letzten 30 Jahre entwickelt? 
Miller: Wir haben das PPP-Programm immer wieder verändert, um auf Entwicklungen wie etwa jüngst CSR-Thematiken reagieren zu können. Ursprünglich ging es um Reduktion von Abgasen, um so dem Unternehmen Geld zu sparen. Vor etwa fünf Jahren haben wir es dann grundlegend überarbeitet, damit es weiterhin eine starke Rolle spielt. Heute geht es daher auch um sogenannte „Exzellenzkategorien“. Dazu zählen etwa Innovationen und die Entwicklung „grüner Produkte“, die einen möglichst geringen Umwelteinfluss haben.

Wie wichtig ist das Thema „green Products“ in Ihrer Unternehmensstrategie?
Miller: Es ist sehr wichtig, und wir investieren sehr viel Energie hierein. Life Cycle Management etwa ist seit 2001 Teil unserer Unternehmensleitlinie, und alle neuen Produkte müssen diesen Prozess durchlaufen. Dadurch können wir Energie-, Umwelt-, Gesundheits- und Sicherheitsaspekte erkennen. Das spart letztendlich auch Geld, denn wir können an vielen Stellen auf kostspielige Chemie verzichten, weil wir hier andere umweltfreundlichere und günstigere Lösungen gefunden haben. Auch unsere Kunden fragen zunehmend danach.

Kosteneinsparung ist ein wichtiger Faktor. Können Sie die Einsparungen beziffern?

Miller: Das 3P-Programm hat im Laufe der Zeit mehr als eine Milliarde Dollar eingespart. Das ist wahrscheinlich sogar noch zu niedrig gegriffen, da lediglich die Ersparnisse der ersten Jahre berücksichtigt wurden.

Wie kontrollieren Sie ihre Umwelteffizienz?

Miller: Wir formulieren für alle Bereiche Zielvorgaben. Das wird quartalsweise auf Fachebene und jährlich auf Konzernebene begutachtet. Jeder Status wird  farblich  durch rote, gelbe und grüne Anzeigen gekennzeichnet. Natürlich will dann niemand eine rote Karte haben, wenn die Unterlagen zur Geschäftsführung gehen! So bekommen wir im ganzen Konzern eine große Transparenz.

Die Zulieferkette ist entscheidend für die CSR-Gesamtbewertung. Wie kontrollieren Sie dort die Verantwortung?
Miller: Wir wissen, dass die Zulieferkette sehr entscheidend ist und dies einen wesentlichen zusätzlichen Einfluss auf unsere Umweltbilanz hat. Vor einigen Jahren war ich bei einem Projekt dabei, um Arbeitsstandards für unsere Zulieferer zu erarbeiten. Wir haben damals Checklisten und ein Audit entwickelt, um deren Verhalten überprüfen zu können. Da wir insgesamt rund 7.000 Zulieferbetriebe haben, ist das aber noch ein langer Weg. Zur Zeit setzen wir Prioritäten, indem wir etwa in den Regionen, die bei Arbeits-, Menschenrechten und Umweltstandards besonders sensibel sind, genauer hinschauen. Dazu zählen China und Asien. In Europa und den USA ist das ja erfahrungsgemäß unkomplizierter.

Ein zentrales Thema ist weltweit derzeit der Klimawandel und Emissionshandel. Stellt sich auch 3M diesen Herausforderungen?
Miller: Wir wissen, dass der Klimawandel ein Problem ist, auf das wir eingehen müssen. Wir haben uns daher bei Klimagasen ambitionierte Ziele gesetzt und streben eine 50-prozentige Reduktion bei Treibhausgasen im Vergleich zu 1990 an. Wie Sie ja wissen, verlangt das Kyotoabkommen hier deutlich geringere Werte, nämlich nur rund ein Zehntel dessen. Eine 50 prozentige Reduktion ist da schon eine andere Größe! In 2004 hatten wir bereits 39 Prozent erreicht. Ich denke, dass wir spätestens in diesem Jahr unser Ziel erreichen. Darüber hinaus beteiligen wir uns in den USA an einer freiwilligen Initiative (US Environmental Protection Agency Climate Leaders program), die eine 30 prozentige Reduktion von Treibhausgasen in den USA bis 2007 vorantreiben will (basierend auf den Werten des Jahres 2002). Dort haben wir mit einer Reduktion von 30 Prozent in 2004 das Ziel bereits erreicht.

Was können wir in der Zukunft von 3 M erwarten?

Miller: Wir hatten uns in der Vergangenheit ehrgeizige Umweltziele gesteckt. Jetzt rücken zunehmend zwei andere Aspekte in den Mittelpunkt: Ein Bereich liegt in der Forschung und Entwicklung. Wir wollen Produkte entwickeln, die nachhaltig sind. Der andere Aspekt ist, dass wir dies stärker mit dem Marketing verbinden müssen.
Quelle: UD
 
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