Volkswagen: Mut zu Transparenz

Eine fundierte Umweltberichterstattung hat bei Volkswagen Tradition. Bereits seit 1995 stellen die Wolfsburger alle zwei Jahre einen solchen Report vor. In diesem Jahr präsentiert man nun erstmals einen Nachhaltigkeitsbericht auf Konzernebene. UmweltDialog hat ihn näher analysiert.

18.01.2006

Unter dem Dach des Volkswagen Konzerns sind acht Automobilmarken, 44 Produktionsstätten in 19 Ländern der Welt und eine Reihe von Vertriebs- und Dienstleistungsunternehmen vereint. Im vergangenen Jahr erzielte der Konzern mit 5,24 Millionen Fahrzeugen einen neuen Auslieferungsrekord. Nachhaltigkeit ist seit 2003 eines von sieben Konzernleitbildern. Auch in der mittelfristigen Konzernstrategie bis 2015 nimmt das Thema einen exponierten Platz ein. Da ist es nur konsequent, dass der Autobauer jetzt seinen ersten konzernweiten Nachhaltigkeitsbericht vorlegt. „Der Bericht 2005/2006 hat deshalb für uns einen besonderen Wert - weil er uns selbst und unseren Partnern die langfristige Orientierung unseres Konzerns an Nachhaltigkeit, Werten und  Innovation vor Augen führt,“ erläutert VW-Vorstandsvorsitzender Bernd Pieschetsrieder.
 
Rundum positiv an diesem Bericht ist der offensive und offene Umgang mit vermeintlich unbequemen Fragen. Während viele Umwelt- und Nachhaltigkeitsberichte sich zumeist auf Erfolgsgeschichten fokussieren, sucht Volkswagen mit kritischen Themen den Dialog - etwa bei den Korruptionsvorwürfen, der Kritik an Lobbyarbeit oder auch zur Einstellung des 3-Liter-Autos. Damit ist Volkswagen ein wegweisender Schritt für mehr Transparenz in der Nachhaltigkeitsberichterstattung gelungen. 
 
Leitbilder

Im Zentrum der Berichterstattung stehen dabei zwei Aufgaben: die Zukunftsfähigkeit des Konzern sichern und die Umweltverträglichkeit der Fahrzeuge steigern. Im Nachhaltigkeitsbericht heißt es daher: „Nur Unternehmen, die Werte schaffen, können am Markt bestehen, ihre Eigentümer zufrieden stellen und gleichzeitig soziale Verantwortung wahrnehmen sowie zum Umweltschutz beitragen.“ Ein Zielkonflikt, in dem jedes Unternehmen heute steht. Vermeintlich leicht fallen hier Lösungen im sogenannten Premiumsegment, also bei hochpreisigen Fahrzeugen, denn Mehrkosten für Sozial- und Umweltaspekte schlagen prozentual weniger ins Gewicht. Doch Volkswagen steht schon mit seinem Namen für Fahrzeuge für jeden Geldbeutel. Mit Hilfe innovativer Antriebslösungen wie etwa dem Doppelkupplungsgetriebe DSG versuchen die Wolfsburger daher auch in der Mittelklasse Spar- und Umwelteffekte umzusetzen: DSG kann nämlich den Kraftstoffverbrauch um bis zu 20% gegenüber herkömmlichen Modellen senken. Als nächster Schritt sind Hybridfahrzeuge angekündigt: 2008 zu den Olympischen Spielen in Shanghai erscheint der VW Touran Hybrid und zeitgleich das Hybridfahrzeug Q7 von Audi.
Letztendlich entscheidend bei allen nachhaltigen Bemühungen sind aber die Kunden: Werden umweltfreundliche Modelle nicht angenommen, so bleiben auch innovativste Lösungen auf der Strecke. Das 3 L-Auto von Volkswagen ist ein solches Beispiel. Im vergangenen Jahr erntete Volkswagen Kritik und Enttäuschung für die Entscheidung, den Lupo 3L TDI und Audi A2 1.2 TDI einzustellen. Doch letztendlich waren die Verkaufszahlen ernüchternd. Enttäuscht zeigt man sich bei VW auch über die Politik, wo sich Anforderungen nicht in Honorierung niederschlugen: „Selbst die Menge der von deutschen Behörden beschafften Drei-Liter-Autos kann man an einer Hand abzählen,“ so der Nachhaltigkeitsbericht.

Solche Entwicklungen haben auch Konsequenzen auf die Beschäftigungssituation am Standort Deutschland: Im November 2004 unterzeichnete man daher einen Nachhaltigkeitstarifvertrag, der in den kommenden Jahren die Beschäftigungszahlen sichern soll. Mittelfristig denkt man in Wolfsburg aber über neue, unorthodoxe Arbeitsmodelle nach.

Hintergrund ist der „demografische Wandel“, ein Begriff, der für die schleichende  Vergreisung Europas steht. Die europäische Kommission erwartet bis 2030 einen Rückgang der erwerbsfähigen Bevölkerung um 20,8 Mio. Menschen. Die Folgen für Unternehmen sind absehbar: Neben altersgerechteren Produktmodellen muss auch in der Personalpolitik ein Wandel eintreten. Vorruhestandsregelungen werden der Vergangenheit angehören, ältere Mitarbeiter zum normalen Arbeitsalltag zählen und begehrt sein. Hier will VW mit angepassten Arbeitszeitmodellen auch künftig ein attraktiver Arbeitgeber bleiben. 
Bessere Transparenz als Korruptionsschutz

Eine besonderen, unfreiwilligen Stellenwert hat für Volkswagen im vergangenen Jahr das Thema Transparenz und Korruption eingenommen. Trotz des Image- und wirtschaftlichen Schadens bleibt zumindest ein positiver Aspekt. Volkswagen bemühte sich um Klarheit und band die Staatsanwaltschaft schnell und uneingeschränkt ein. Dafür gab es auch von Transparency International, der renommiertesten Nichtregierungsorganisation zu diesem Thema, Lob. Nach der öffentlichen Diskussion um die vermeintlichen Nebentätigkeiten von Abgeordneten, wurde diese Regelung und damit verbundene Vorteilsnahme abgeschafft. Von seiner Lobbyarbeit an sich will der Konzern allerdings nicht abrücken. Ähnlich wie Umweltverbände will auch der Autobauer alle legalen Möglichkeiten nutzen, um seine Interessen und Positionen in der Politik und Gehsetzgebung einzubringen.
Quelle: UD
 
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