Verantwortung in der Zulieferkette von Vodafone
Verantwortung endet nicht am Werkstor. Im Idealfall beginnt sie vielmehr dort, etwa beim Einkauf: Bei Vodafone Deutschland werden heute nahezu alle Zulieferungen auch nach Nachhaltigkeitskriterien ausgewählt. UmweltDialog sprach darüber mit Dr. Günther Porst, Abteilungsleiter Einkauf.
05.10.2005
Das Thema Verantwortung in der Zulieferkette - oder „Corporate Responsibility (CR) in der Supply Chain“, wie der Fachjargon es nennt - ist daher derzeit eines der dynamischsten Felder des betrieblichen Nachhaltigkeitsmanagements. Wie das konsequent in der Praxis umgesetzt werden kann, zeigt das Beispiel Vodafone. Der Mobilfunkanbieter bezieht mittlerweile in Deutschland nahezu alle benötigten seiner Waren und Dienstleistungen nach genau diesen Kriterien. „Grundsätze des ethischen Einkaufens“ nennt Vodafone diese Praxis. Konkret heißt dies: Wer als Zulieferer mit Vodafone ins Geschäft kommen will, muss ethische und soziale Standards „schriftlich versichern und vor allem nachprüfbar belegen“, so Dr. Günther Porst.
Für die Branche ist dies ein wegweisender Schritt. Doch aus Sicht von Vodafone ist dies ein sinnvoller und zielführender Weg. Es sei ein „gut laufender, kontrollierter Prozess“. Begonnen hat dieser Prozess vor einem Jahr: Im September 2004 verankerte die Vodafone Gruppe ihre Grundsätze des ethischen Einkaufs in den Geschäftsbedingungen. Soziale und ökologische Standards sind seitdem verbindlicher Bestandteil jedes Vertrages und jeder Bestellung, sei es Material oder Dienstleistungen für das eigene Haus oder auch Produkte, die an die Kunden weitergereicht werden. Die Vodafone Gruppe hat dazu weltweit 30 Top-Lieferanten ausgewählt, die über ein „Supplier Self Assessment“ ihre ethischen Regeln darlegen und sich dazu verpflichten. In Deutschland hat Vodafone weitere 100 Lieferanten ausgewählt und sich auch von diesen die Einhaltung der Grundsätze schriftlich zusichern lassen.
Keine Vertrauensseligkeit
Doch
wie überprüft man das? Es sei „zugegeben leicht und verlockend“ für
jeden Zulieferer, entsprechende ethische Zusagen zu machen, berichtet
Dr. Porst, wenn ein lukrativer Auftrag eines so potenten
Mobilfunkkonzerns wie Vodafone winke. Doch der Leiter des Einkaufs legt
Wert auf Überprüfungen. „Keine Vertrauensseligkeiten! Wir fragen
da schon sehr präzise nach.“ Dabei gehen die Einkäufer von
Vodafone stufenweise vor. Im ersten Schritt, so Porst, werden
klassische Merkmale überprüft, wie etwa Unternehmensgröße und
-standort, Subzulieferer und Materialien. Stimmen Qualität, Preis und
Leistung, werden in weiteren Schritten anhand eines umfassenden
Fragenkatalogs nachhaltige Kriterien überprüft. Hat der potenzielle
Geschäftspartner einen Umweltbericht oder gar eine CSR-Strategie? Gibt
es einen eigenen Code of Ethical Purchasing? Wie steht es um
Betriebsvereinbarungen sowie Rücknahme und Entsorgungspläne? „Diese
Informationen fließen in ein kalkulierbares Risikoprofil“, sagt Porst.
Ergänzt werden sie durch externe Orientierungspunkte wie etwa den
Korruptions-Index von Transparency International. Dieser misst den Grad
der Korruption in Staaten. All diese Fakten seien „keine
Ausschlusskriterien“, wie Porst betont, aber im Zweifel ein Grund,
genauer hinzuschauen. Bei Unstimmigkeiten werden dann Audits und
Kontrollen vor Ort vorgenommen.
ILO-Kernforderungen im Vordergrund
Die
Grundsätze des ethischen Einkaufs wurden von der Vodafone Group in
Zusammenarbeit mit Lieferanten, Investoren,
Nichtregierungsorganisationen und nicht zuletzt natürlich den einzelnen
nationalen Sektionen entwickelt. Einen besonderen Stellenwert nehmen
dabei die acht Kernforderungen der internationalen Arbeitsorganisation
ILO, die sogenannten „Menschenrechtsübereinkommen“, ein. Dazu zählen
etwa die Ächtung von Zwangs- und Kinderarbeit sowie die Achtung von
Frauen- und Versammlungsrechten.
Die Reaktionen auf die
Einführung der Ethikregeln seien durchweg positiv gewesen, so der
Einkaufsleiter. „Die Geschäftspartner waren sehr kooperativ.“ Dass
viele Unternehmen ihre Antworten durch die Unternehmensleitung
unterzeichnen ließen, zeige zudem den hohen Stellenwert des Themas. In
den kommenden Jahren will man bei Vodafone diese Erfahrungen ausbauen
und gemeinsam mit anderen ICT-Konzernen eine gemeinsame Methode
für Lieferantenbewertungen entwickeln.