E.ON-Vorstand Teyssen: Europa muss bei Klimafragen vorangehen

Johannes Teyssen, Vorstandsvorsitzender des Energieversorgers E.ON, hat in einem Interview mit der australischen „Energy Post“ klare Worte zur europäischen Klima- und deutschen Energiepolitik gefunden. Teyssen fordert von der Europäischen Union ein einheitliches Klimaziel für das Jahr 2030. Das könne dann durchaus ambitioniert zwischen "zwischen 40 und 50 Prozent Emissionsreduktion“ liegen. Zugleich solle man aber bitte auf alle Energiesubventionen und "grünen Abgaben" komplett verzichten.

12.12.2013

Dr. Johannes Teyssen Vorstandsvorsitzender, E.ON SE, Foto: Christian Schlüter/E.ON
Dr. Johannes Teyssen Vorstandsvorsitzender, E.ON SE, Foto: Christian Schlüter/E.ON

Wenn derzeit das Thema Energie zur Sprache kommt, dann geht es fast sofort um die hohen Energiepreise. Schuld daran seien die Energiewende und die Stromversorger. Doch stimmt das so einfach? Teyssen wehrt sich gegen die vereinfachte Sichtweise: „Ich denke, dass die Kosten zur Klimareduktion nur ein Element der hohen Energiekosten sind“, so der E.ON-Vorstand im Interview. Er verweist darauf, dass die privaten Haushalte in Europa mehr als 50 Prozent Steuern und Abgaben auf den Strom bezahlen müssen, während es in USA nur 6 Prozent sind. Schuld an den hohen Preisen und damit der Belastung für die Verbraucher seien also die Steuern und nicht so sehr die Klimastrategien.

Was kann die Politik tun, um die Energiepreise so stabil und erschwinglich wie möglich zu halten? Teyssen fordert ein europaweit einheitliches Klimaziel, eine verbindliche EU-ETS/Emissionshandels-Vorgabe und konkrete Anregungen, wie Unternehmen diese Ziele erreichen können. „Es sollten alle fossilen und erneuerbaren Energie-Subventionen und staatliche Beihilfen gestrichen werden, und wir sollten Versteigerung oder andere Instrumente nutzen, um die Energie so billig und zuverlässig wie möglich zu erhalten“, sagt Teyssen im Interview. Aus seiner Sicht sollte man sicherstellen, dass die notwendige Grundversorgung so billig wie möglich gehalten wird. Das könnte über eine staatlich festgelegte Ordnung geschehen, aber diese müsste marktwirtschaftlich und technologieneutral sein.

Kann sich Europa eine ehrgeizige Klimapolitik leisten?

In Brüssel wird derzeit heftig debattiert, welche Art von Klima- und Energiestrategie die Europäische Union für das Jahr 2030 haben sollte. Viele energieintensive Industrien sind besorgt über die hohen Energiepreise und sehen einen direkten Bezug zu den Emissionshandelsvorschriften. Das koste immer mehr Jobs, und die seien in Europa derzeit rar. Kann Europa sich also überhaupt noch eine ehrgeizige Klimapolitik leisten? Erneuerbare Energien haben, so Teyssen, die Chance, weltweit „das größte Stück vom Energiemarkt“ abzubekommen - und das auch ganz ohne Subventionen. Die Europäische Kommission sollte hier als eine Art Zentralbank für CO2-Zertifikate  auftreten.

Beim Thema CO2-Reduktion zeigt sich Teyssen entschlossen, aber skeptisch. Europa müsse seinen eigenen Weg in einer verantwortlichen Weise verfolgen. Dabei ist der E.ON-Vorstand allerdings nicht sehr optimistisch, dass die Politik nach dem Desaster des Klimagipfels von Warschau ein nennenswertes Ergebnis auf der kommenden UN-Klimakonferenz in Paris 2015 finden wird. Doch Europa könne für sich eine Reduktion des Kohlendioxidausstoßes um 40 bis 50 Prozent bis zum Jahr 2030 anstreben. Wenn Europa seine Klima-Ambitionen jetzt zurückfahre, „war alles umsonst." Das wäre aber leider typisch europäisch, so Teyssen weiter. Erst laufe man mit voller Geschwindigkeit in die eine Richtung und dann in die entgegengesetzte, und glaube dabei, man sei damit gut gefahren.

Europa als Klimavorbild für den Rest der Welt?

„Welche großen Fragen der Menschheit wurden jemals in einer gemeinsamen globalen Vereinbarung gelöst? Keine! Für eine Weile haben die Europäer romantisch gedacht, dass der Rest der Welt ihnen folgen würde, aber jede Region der Welt und jede Nation hat ihren eigenen Balanceakt an Interessen. Ich denke, Europa versteht das jetzt“, sagt Teyssen. Er hat aber kein Problem mit einem europäischen Alleingang: "Die Welt wird uns nicht auf exakt diesem Weg folgen, aber das bedeutet doch nicht, dass wir deshalb nicht unseren eigenen Weg gehen!“ Und auch beim Rest der Welt gebe es durchaus Bewegung. So sei derzeit in China das Thema Umweltschutz zweifelsfrei bedeutender als Klimaschutz, aber auf Dauer werde auch China der Entwicklung hin zu einer nachhaltigen Energiepolitik folgen. „Wir werden die Welt nicht allein retten, aber wir sollten dafür sorgen, dass wir carbon leakage (Verlagerung von CO2-intensiver Produktion ins Ausland) nicht weiter fördern.“

Über die Strategie des eigenen Unternehmens berichtete Teyssen, dass der klassische Rohstoff- und Kohlenstoff-basierte Energiemarkt europaweit „mit hoher Geschwindigkeit“ schrumpft. Von Russland und Norwegen forderte Teyssen daher, Gas nach Europa zu „wettbewerbsfähigeren Preisen" zu verkaufen. Für E.ON selbst bedeutet die Energiewende, dass sich das Unternehmen radikal transformieren muss. Die Zukunft liege in einer größeren Nähe zum Kunden. "Wir versuchen, dies durch neue Vertriebs- und Einzelhandelswege zu ersetzen“, so Teyssen im Interview weiter. Außerdem wolle E.ON mit sogenannten „smarten Lösungen“ bei erneuerbaren Energien und Innovationen der Energiewende ein Treiber werden.

Quelle: UD
 

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