Chiquita: Krumme Dinger
Der amerikanische Lebensmittelkonzern Chiquita hat jahrelang ultrarechtre Todesschwadronen in Kolumbien finanziell unterstützt. Das haben Menschenrechtsaktivisten vor Ort schon lange befürchtet, doch nun legten US-Staatsanwälte entsprechende Beweise vor. Gegen die Zahlung von 25 Mio. US-Dollar Strafe hat Chiquita jedoch ein drohendes Verfahren abgewendet.
19.06.2007
In Kolumbien tobt seit vier
Jahrzehnten ein erbitterter Bürgerkrieg, dem bisherigen Schätzungen zu Folge
mindestens 200.000 Menschen zum Opfer gefallen sind. Über eine Million
Kolumbianer sind heute Flüchtlinge im eigenen Land. Linksgerichtete Guerillas
kämpfen dabei gegen das Militär, und auch die Drogenbarone sowie Privatarmeen
mischen kräftig auf beiden Seiten mit. Finanziert wird der Konflikt durch
US-Militärhilfen, Drogenhandel und Schutzgelderpressung. Letzteres hat der
US-Lebensmittel-Multi Chiquita jahrelang gezahlt.
Die US-Staatsanwaltschaft hatte vor kurzem offiziell Anklage gegen den Konzern erhoben, wonach dieser zwischen 1997 und 2004 rechte Paramilitärs finanziell unterstützt haben soll. Insgesamt seien dabei 1,7 Mio. US Dollar an die sogenannten „Vereinigten Selbstverteidigungsgruppen Kolumbiens“ (AUC) geflossen. Amnesty International wirft der AUC auch in ihrem jüngstem Menschenrechtsbericht vor, „nach wie vor für schwere und weit verbreitete Menschenrechtsverletzungen verantwortlich“ zu sein. Selbst die US-Regierung führt die Gruppe seit 2001 als terroristische Organisation.
„Am Fall Kolumbien, wo paramilitärische Verbände seit mittlerweile 20 Jahren einen Vernichtungsfeldzug gegen die soziale und politische Opposition führen, kann man beobachten, dass diese Privatisierung von Krieg und Unterdrückung keineswegs zu einem staatlichen Kontrollverlust führen muss, sondern auch als eine Art geordnetes Outsourcing vor sich gehen kann. Die Gründung der ersten Privattruppen in dem südamerikanischen Land 1982 geht auf das gemeinsame Interesse von Armee, Viehzüchtern, Ölmultis und Drogenhändlern zurück,“ erläutert Raul Zelik im Hamburger NGO-Forum „Nadir“.
Terrorhilfe in Bilanzen vertuscht
Dies schien Chiquita jedoch nicht abzuhalten, großzügig als Finanzier der AUC aufzutreten. Zum Schutze der Bananenplantagen, wie es von Konzernseite heute heißt. Die Zahlungen seien mit Wissen hoher Manager erfolgt und in den Bilanzen vertuscht worden, so berichten Zeitungen in den USA. Im Frühjahr 2003 trat im Unternehmen dann ein Umdenken ein: Wohl auf Drängen der hauseigenen Justiziare informierte das Unternehmen mit Sitz in Cincinnati im Bundesstaat Ohio das US-Justizministerium über diese Zahlungspraxis. Eingestellt wurde sie allerdings erst Monate später.
Die US-Staatsanwaltschaft hatte vor kurzem offiziell Anklage gegen den Konzern erhoben, wonach dieser zwischen 1997 und 2004 rechte Paramilitärs finanziell unterstützt haben soll. Insgesamt seien dabei 1,7 Mio. US Dollar an die sogenannten „Vereinigten Selbstverteidigungsgruppen Kolumbiens“ (AUC) geflossen. Amnesty International wirft der AUC auch in ihrem jüngstem Menschenrechtsbericht vor, „nach wie vor für schwere und weit verbreitete Menschenrechtsverletzungen verantwortlich“ zu sein. Selbst die US-Regierung führt die Gruppe seit 2001 als terroristische Organisation.
„Am Fall Kolumbien, wo paramilitärische Verbände seit mittlerweile 20 Jahren einen Vernichtungsfeldzug gegen die soziale und politische Opposition führen, kann man beobachten, dass diese Privatisierung von Krieg und Unterdrückung keineswegs zu einem staatlichen Kontrollverlust führen muss, sondern auch als eine Art geordnetes Outsourcing vor sich gehen kann. Die Gründung der ersten Privattruppen in dem südamerikanischen Land 1982 geht auf das gemeinsame Interesse von Armee, Viehzüchtern, Ölmultis und Drogenhändlern zurück,“ erläutert Raul Zelik im Hamburger NGO-Forum „Nadir“.
Terrorhilfe in Bilanzen vertuscht
Dies schien Chiquita jedoch nicht abzuhalten, großzügig als Finanzier der AUC aufzutreten. Zum Schutze der Bananenplantagen, wie es von Konzernseite heute heißt. Die Zahlungen seien mit Wissen hoher Manager erfolgt und in den Bilanzen vertuscht worden, so berichten Zeitungen in den USA. Im Frühjahr 2003 trat im Unternehmen dann ein Umdenken ein: Wohl auf Drängen der hauseigenen Justiziare informierte das Unternehmen mit Sitz in Cincinnati im Bundesstaat Ohio das US-Justizministerium über diese Zahlungspraxis. Eingestellt wurde sie allerdings erst Monate später.
Nachdem die
Staatsanwaltschaft daraufhin eine umfängliche Klage vorbereitete, bemühte sich
Chiquita um einen außergerichtlichen Vergleich, der nun in 2007 zustande kam.
Gemäß den Bestimmungen dieser Vereinbarung zahlt das Unternehmen eine
Geldstrafe in Höhe von 25 Millionen US-Dollar, die in fünf Jahresraten zahlbar
ist. Chiquita hatte im Jahr 2006 im Vorgriff auf eine Einigung bereits eine Rücklage
über die volle Summe der Geldstrafe ausgewiesen. Zur Vereinbarung erklärte
Chiquita-Vorstand Fernando Aguirre in einer offiziellen Erklärung lapidar: „Wir
sehen sie als vernünftige Lösung für das Dilemma an, vor dem das Unternehmen
vor mehreren Jahren stand."
Das Unternehmen rechne nicht damit, heißt es dort weiter, dass die Geldstrafe die Umsatzentwicklung beeinträchtigen wird. Die Hoffnung ist auch notwendig, denn die Geschäfte laufen eh schlecht: In den letzten Jahren musste das Unternehmen zahlreiche Rückschläge im Kerngeschäft hinnehmen. So sorgte etwa die Erhöhung der Importzölle für Bananen durch die EU auf 2,20 US-Dollar pro Kiste für einen kräftigen Erlöseinbruch im Bananengeschäft.
173 Amerikaner erkrankten an Chiquita-Gemüse
Daher sucht man in Cincinnati nach neuen Geschäftsfeldern: Chiquita stieg durch die Übernahme des Gemüseproduzenten „Fresh Express“ für 850 Mio. Dollar zu einem der größten Salat- und Gemüseanbieter in den USA auf. Freude bereitet die Akquisition den Managern derzeit allerdings nicht, denn im letzten Jahr erkrankten 173 US-Amerikaner an ungenießbarem Spinat. Ein Mensch starb sogar. Gleichwohl der Umsatz dank solcher Zukäufe kräftig von 3,9 auf 4,5 Mrd. Dollar stieg, blieb am Ende des Geschäftsjahres 2006 ein operativer Verlust von 28 Mio. US-Dollar.
Trotz Lebensmittelvergiftungen und Finanzierung von Terrorgruppen schmückt man sich bei Chiquita neuerdings mit einem Umweltlabel: Der „Grüne Frosch“ wird von der NGO Rainforest Alliance vergeben und lobt Umwelt- und Arbeitsstandards. Diese Auszeichnung ist allerdings problematisch, denn Umweltschützer weisen seit Jahren immer wieder nach, dass auf den Bananenplantagen mit 40 kg pro Hektar ein sehr hoher Pestizideinsatz stattfindet. Nur als Marketingscherz betrachtet daher die Biobranche diesen Ansatz und fürchtet, dass Chiquita sich so in den boomenden Bio-Lebensmittelmarkt hineinschleichen wolle. „Da entsteht der Verdacht, dass sich das Unternehmen ein grünes Mäntelchen umlegen will“, sagte Alexander Gerber vom Bund ökologischer Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) gegenüber der SZ.
Das Unternehmen rechne nicht damit, heißt es dort weiter, dass die Geldstrafe die Umsatzentwicklung beeinträchtigen wird. Die Hoffnung ist auch notwendig, denn die Geschäfte laufen eh schlecht: In den letzten Jahren musste das Unternehmen zahlreiche Rückschläge im Kerngeschäft hinnehmen. So sorgte etwa die Erhöhung der Importzölle für Bananen durch die EU auf 2,20 US-Dollar pro Kiste für einen kräftigen Erlöseinbruch im Bananengeschäft.
173 Amerikaner erkrankten an Chiquita-Gemüse
Daher sucht man in Cincinnati nach neuen Geschäftsfeldern: Chiquita stieg durch die Übernahme des Gemüseproduzenten „Fresh Express“ für 850 Mio. Dollar zu einem der größten Salat- und Gemüseanbieter in den USA auf. Freude bereitet die Akquisition den Managern derzeit allerdings nicht, denn im letzten Jahr erkrankten 173 US-Amerikaner an ungenießbarem Spinat. Ein Mensch starb sogar. Gleichwohl der Umsatz dank solcher Zukäufe kräftig von 3,9 auf 4,5 Mrd. Dollar stieg, blieb am Ende des Geschäftsjahres 2006 ein operativer Verlust von 28 Mio. US-Dollar.
Trotz Lebensmittelvergiftungen und Finanzierung von Terrorgruppen schmückt man sich bei Chiquita neuerdings mit einem Umweltlabel: Der „Grüne Frosch“ wird von der NGO Rainforest Alliance vergeben und lobt Umwelt- und Arbeitsstandards. Diese Auszeichnung ist allerdings problematisch, denn Umweltschützer weisen seit Jahren immer wieder nach, dass auf den Bananenplantagen mit 40 kg pro Hektar ein sehr hoher Pestizideinsatz stattfindet. Nur als Marketingscherz betrachtet daher die Biobranche diesen Ansatz und fürchtet, dass Chiquita sich so in den boomenden Bio-Lebensmittelmarkt hineinschleichen wolle. „Da entsteht der Verdacht, dass sich das Unternehmen ein grünes Mäntelchen umlegen will“, sagte Alexander Gerber vom Bund ökologischer Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) gegenüber der SZ.
Quelle: UD