Klimaschutz bei RWE: „Der Aufwand lohnt sich auf jeden Fall!“

Der Klimawandel ist derzeit das bestimmende Thema in der Energiepolitik. Vor allem die Stromkonzerne als größte CO2-Emittenden stehen in der Kritik, nur unzureichend über nachhaltige Strategien zur Emissionsvermeidung zu verfügen. Dabei lägen entsprechende Konzepte längst in der Schublade, so Dr. Johannes Heithoff, Leiter des Bereichs Forschung und Entwicklung bei RWE Power, im UmweltDialog-Interview. Was den Konzernen fehle, sei Planungssicherheit.

07.03.2007

UmweltDialog: Sie haben angekündigt bis 2014 das erste großtechnische CO2-freie Kraftwerk auf Kohlebasis bauen zu wollen. Wie ist der Stand der Dinge?
 
Dr. Johannes Heithoff: Bei unserem Leuchtturmprojekt in Sachen Klimaschutz sind wir auf einem guten Weg. Mitte diesen Jahres werden wir Klarheit über die einzusetzende Vergasungstechnik und damit den Energieträger haben. Von dieser Entscheidung hängt dann auch der zukünftige Standort für das Kraftwerk und den unterirdischem CO2-Speicher ab.
 
UD: Durch die Abtrennung und Speicherung des CO2 im Kraftwerksprozess müssen Sie im Vergleich zu bisherigen Anlagen Einbußen im Wirkungsgrad hinnehmen. Das heißt, Sie müssen mehr Kohle verbrennen, um die gleiche Menge Strom zu produzieren. Lohnt sich dann dieser Aufwand überhaupt?
 
Dr. Heithoff: Dieser Aufwand lohnt sich in jedem Falle. Zum einen beeinflusst die von uns ausgewählte IGCC-Technik zur Abtrennung des CO2 im Vergleich zu allen bisher bekannten Verfahren den Wirkungsgrad am wenigsten. Zum anderen sage ich: Von nichts kommt nichts. Wenn Sie hiermit CO2-frei Strom erzeugen wollen, müssen Sie dafür hohen Aufwand treiben und zwar in Form von Energie. Und das geht zu Lasten des Wirkungsgrades, selbst bei Einsatz modernster Technologien. Nach Inbetriebnahme des CO2-freien Kraftwerks wollen wir jährlich rund 2,3 Millionen Tonnen CO2 der sicheren Speicherung zuführen. Das wäre ein Quantensprung in Sachen Klimaschutz.
 
UD: Sie betonen immer, dass Sie verlässliche politische Rahmenbedingungen für ihre Kraftwerksinvestitionen brauchen. Was heißt das konkret für die Realisierung des CO2-freien Kraftwerks und der übrigen Neubauprojekte?
 
Dr. Heithoff: Wir wollen bis 2014 weit mehr als 11 Milliarden Euro in hocheffiziente Kraftwerke investieren und damit einen zentralen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Allein bei der Realisierung unserer Projekte im Inland würden im Vergleich zu Altanlagen jährlich 13 Millionen Tonnen CO2 weniger anfallen und das bei gleicher Stromproduktion. Allein eine Milliarde Euro wollen wir in das CO2-freie Kraftwerk investieren. Damit sind wir der größte Investor im Erzeugungsbereich in Deutschland. Angesichts dieser Investitionspläne wird deutlich, dass langfristige und verlässliche energiepolitische Rahmenbedingungen für uns von fundamentaler Bedeutung sind. Die jüngsten Entwürfe zum zweiten nationalen Zuteilungsplan für Emissionsrechte führen jedoch zu deutlich schlechteren Rahmenbedingungen für die Energiewirtschaft. Eine endgültige Bewertung im Hinblick auf unsere Investitionsvorhaben können wir aber erst vornehmen, wenn verlässliche Daten vorliegen. Für die Versorgungssicherheit sowie für eine nachhaltige Klimaschutzpolitik in Deutschland, ist es wichtig, dass wir unsere Investitionspläne realisieren können.
 
UD: Was bedeutet das Auslaufen des deutschen Steinkohlenbergbaus im Jahr 2018 für die Stromerzeugung von RWE Power und Ihre Kraftwerksneubaupläne?
 
Dr. Heithoff: Die Steinkohlenkraftwerke der RWE Power werden bereits heute in einer gemischten Fahrweise betrieben, das heißt wir setzen sowohl Importkohle als auch heimische Steinkohle ein. Auch langfristig müssen wir uns keine Sorgen um die Verfügbarkeit dieses Energieträgers machen. Die weltweiten Vorkommen an Steinkohle reichen noch rund 200 Jahre und damit viermal so lange wie die Erdölreserven. Außerdem wird Steinkohle in vielen Ländern der Erde gefördert, die eine langfristige Liefersicherheit garantieren.
 
UD: Die Einsparung von CO2 bei den konventionellen Kraftwerken ist das eine, das andere ist der Ausbau der regenerativen Energieerzeugung. Was tut RWE Power auf diesem Sektor.
 
Dr. Heithoff: RWE verfügt bereits heute über rund 2000 Megawatt an erneuerbaren Energien. Als Leiter des Bereiches Forschung und Entwicklung halte ich den weiteren Ausbau der Erneuerbaren für wichtig und richtig und zwar dort, wo es ökologisch und ökonomisch sinnvoll ist. Deshalb werden wir in den kommenden vier Jahren rund 700 Millionen Euro insbesondere in die Stromerzeugung aus Wasser, Wind und Biomasse investieren. Konkrete Beispiele unseres Engagements sind der Bau eines neuen Laufwasserkraftwerks am Hochrhein zwischen Bodensee und Basel für rund 70 Millionen Euro sowie die Errichtung des größten Onshore-Windparks in Frankreich. Hier sind wir im Rahmen eines Joint Ventures beteiligt.
Quelle: UD
 
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