Mobilität & Logistik

Wo die Mobilität von morgen entsteht

Wie sieht die Zukunft auf den deutschen Straßen aus? Schon lange sehen sich Automobilproduzenten nicht mehr nur als Fahrzeugverkäufer. Die Zukunft liegt in der steigenden Nachfrage nach emissionsfreier Mobilität und der Wertschöpfung digitaler Dienstleistungen. Doch wo entsteht diese Zukunft? In den Werkshallen der Autohersteller oder in den Laboren der Forschungszentren? Die Wahrheit liegt wie immer in der Mitte.

31.08.2017

Wo die Mobilität von morgen entsteht

Forschung und Wirtschaft rücken näher zusammen. Kooperationen entstehen, jüngst zwischen der Schaeffler AG und dem Fraunhofer Institut. Im Zentrum dieser Partnerschaft steht vor allem die Frage, wie sich die emissionsfreie Mobilität im urbanen Umfeld mit zunehmender Digitalisierung gestalten wird. Auch Daimler hat den Trend erkannt und arbeitet mit der Helmholtz Gesellschaft und dem Karlsruher Institut für Technologie zusammen an der Entwicklung von Hybridfahrzeugen. 

Doch warum arbeiten Industrie und Forschung so eng zusammen? Immerhin prallen hier zwei Welten aufeinander, sollte man meinen. Auf den ersten Blick könnte es sich um den simplen Austausch von Know-how und für die Forschung wichtige finanziellen Mittel handeln, doch das ist zu kurz gedacht. Theorie und Praxis funktionieren am besten zusammen. Während in den Instituten die Möglichkeiten für eine umfangreiche Forschung des theoretisch Machbaren im Vordergrund stehen, bieten die Automobilhersteller die Chance, ihr Praxiswissen und die technische Umsetzung mit in das Projekt einzubringen. Das beschleunigt nicht nur den Entwicklungsprozess, es ermöglicht in einem Netzwerk von Partnern auch die Entstehung von dynamischen Prozessen, um Synergien optimal zu nutzen. Dabei werden innovative, zukünftige Geschäftsfelder erschlossen. Aber wie sieht diese mobile Zukunft aus? 

Datensouveränität und emissionsfreie Mobilität

Was heute noch für Pendler bei vollen Straßen ein enormer Stressfaktor ist, soll in Zukunft deutlich entspannter werden. Möglich wird dies durch die zunehmende Digitalisierung. Und so könnte die Zukunft aussehen: Am Frühstückstisch wird schnell und unkompliziert die passende Carsharing App geöffnet und zum gewünschten Zeitpunkt ein Auto gebucht. Noch während man sich die Tasche für die Arbeit packt, fährt das E-Mobil autonom los und steht passend zur bestellten Zeit vor der Tür. Nur noch einsteigen und sich zur vorher angegebenen Adresse bringen lassen. Während der Fahrt kann man schnell das ein oder andere erledigen und gelangt ausgeruht, pünktlich und stressfrei ans Ziel. Die Parkplatzsuche spielt keine Rolle mehr. Das E-Mobil fährt selbstständig zur naheliegenden Ladestation und wartet auf seinen nächsten Einsatz. Ein Szenario, was in nicht ferner Zukunft Realität werden kann. Nicht das autonom fahrende Fahrzeug ist dabei eine neue Wertschöpfungsquelle für die Automobilkonzerne, sondern die Datenmengen, die sich als zukünftiges Wirtschaftsgut dahinter verbergen. Bereits beim Buchen des Autos über die App fallen Unmengen an Daten an. Angelegte Nutzerprofile, Zahlungsdaten und die Verläufe der Fahrstrecken, wie auch die Ziele werden gespeichert. 

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Smart Service - Daten als Wirtschaftsgut

Die Automobilkonzerne haben das Potenzial der Daten erkannt und diskutieren darüber, ob und wie die Wertschöpfung mit digitalen Dienstleistungen in Zukunft die Wertschöpfung aus Fahrzeugverkäufen übersteigen wird. Das Schlagwort lautet Smart Services. Angefangen beim vernetzten Fahrzeug, das dem Hersteller Auskunft über Bewegungsprofile, Füllstände, Sitzeinstellungen, Verbrauch oder Durchschnittsgeschwindigkeit gibt, bis hin zum Angebot von Carsharing Plattformen oder Kartendiensten in Echtzeit. Die Möglichkeiten an Datensätzen sind schier endlos und die sich daraus ergebene Wertschöpfung bei der wachsenden Nachfrage nach Daten kaum einzuschätzen. Hier setzt das Frauenhofer Institut mit seinem Projekt Industrial Data Space an. Zusammen mit Unternehmen, wie beispielsweise Audi, Volkswagen und Schaeffler entwickeln sie datengetriebene Geschäftsmodelle. Das Frauenhofer Institut legt den Fokus auf den Schutz und die Nutzung der Datenschätze. Ein gutes Beispiel für eine solche digitale Vernetzung ist die Kartenplattform Here. Die Plattform ermöglicht es zum einen Kartendaten, die Autos heute schon generieren können, in hochwertige Informationen für die Autofahrer umzuwandeln und stellt zeitgleich ein wichtiges Instrument zur Sammlung von Daten für zukünftiges autonomes Fahren dar.

E Mobilität alltagstauglich machen

Neben den neuen Geschäftsfeldern konzentrieren sich die Kooperationen zunehmend auf die Umsetzbarkeit der E-Mobilität. Zukünftige Konzepte für elektronische Automobile sind nur dann relevant, wenn sie sowohl die Reichweite, als auch Infrastruktur und Preis der heutigen Systeme bieten oder sogar noch verbessern. Um den Punkt Infrastruktur geht es bei einem Forschungsprojekt vom Karlsruher Instituts für Technologie und dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI. Sie arbeiten an einem Geoinformations-Tool für die Analyse von Standorten von Schnellladestationen im Raum Stuttgart. Das Tool soll die optimale Verteilung von Schnellladestationen in der Testregion ermitteln können. Hierfür spielt der „Masterplan Schnellladeinfrastruktur Region Stuttgart“ verschiedene Fragestellungen und Szenarien durch.

Das Tool kann dabei an unterschiedliche Rahmenbedingungen angepasst werden, wie beispielsweise die schnelle Erreichbarkeit der Stationen von jedem Punkt der Region aus oder bereits vorhandene Stationen und Orte mit erhöhtem Verkehrsaufkommen. In die Berechnung flossen unter anderem das vollständige Mobilitätsprofil des Raumes Stuttgart, wie auch weitere Pilot- und Forschungsprojekte des Bundes und des Landes Baden-Württemberg mit ein. „Der Masterplan ist durch die zugrundeliegenden Daten speziell auf die Region Stuttgart zugeschnitten, die Methodik ist jedoch auf andere Regionen übertragbar“, betont Kagerbauer. Der Verkehrsplaner erwartet für die kommenden fünf bis zehn Jahre einen signifikanten Zuwachs an Elektrofahrzeugen. „Ich nehme wahr, dass die Einstellung der Menschen sich zugunsten der E-Mobilität ändert“, sagt Kagerbauer. Die Gründe hierfür sieht er in Umweltaspekten, aber auch in der immer weiter voranschreitenden technischen Entwicklung und Letztere funktioniert eben am besten, wenn alle Akteure zusammen arbeiten. 

Quelle: UmweltDialog
 

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