Energiewende

Neue Energie für die Wärmewende

Als Beitrag zu einer fundierten Diskussion über adäquate Politikinstrumente für die Wärmewende hat der ForschungsVerbund Erneuerbare Energien (FVEE) ein Positionspapier veröffentlicht, das einen Überblick über Herausforderungen und Handlungsoptionen im Wärmesektor bietet. Ende September diskutierten Experten aus Politik und Forschung die Studie in Berlin.

08.10.2015

Neue Energie für die Wärmewende zoom

„Die Energiewende wird nur mit einer Wärmewende gelingen. Die Wärme macht 58 Prozent des Endenergiebedarfs aus, wobei heute erst elf Prozent davon mit erneuerbaren Energien gedeckt werden“, sagt Gerhard Stryi-Hipp vom Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE und Leiter des zuständigen Fachausschusses des FVEE. „Wir benötigen sowohl eine entschiedenere Markteinführungspolitik für erneuerbare Energien und Effizienzmaßnahmen, als auch eine deutlich erhöhte Forschungsförderung, um das große Innovationspotenzial in den Wärmetechnologien zu heben.“

Das aktuelle Positionspapier des FVEE „Erneuerbare Energie im Wärmesektor – Aufgaben, Empfehlungen und Perspektiven“ analysiert den Wärmemarkt und stellt mögliche Lösungsansätze vor. Es beschreibt die Rolle der wichtigsten Technologien, die für eine nachhaltige Wärmeversorgung erforderlich sind: Solarthermie, Biomasse, Wärmepumpen und Tiefengeothermie. Weiter stellt das Papier die Herausforderungen in der Systemintegration und die Systemtechnologien vor: Kraft-Wärme-Kopplung, Wärmespeicher, Heizen mit erneuerbarem Strom sowie Wärmenetze und kommunale Wärmepläne. Auf Basis der beschriebenen Entwicklungspotenziale dieser Technologien liefert das Papier Empfehlungen für die Wärmewende.

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Eine optimierte nachhaltige Wärmeversorgung hängt auch von der Ausgestaltung des Strom- und Mobilitätssektors ab. Daher bedarf der Wärmesektor einer verstärkt systemischen Betrachtung. Prof. Daniela Thrän vom Deutschen Biomasseforschungszentrum und vom Helmholtz Zentrum für Umweltforschung erklärt: „Die Sektoren wirken immer mehr zusammen durch Technologien wie KWK, Wärmepumpen oder Power to Heat. Eine Bewertung einzelner Technologien ohne Beachtung ihrer Rolle im Gesamtsystem wäre nicht zielführend. Wir brauchen deshalb ein integriertes Energiekonzept für Strom, Wärme und Kälte sowie Mobilität."

Trotz großer Potenziale und Anstrengungen von Politik und Wärmebranche in den Bereichen Effizienz und erneuerbare Energien sind bei der dringend notwendigen Wärmewende in den letzten Jahren kaum Fortschritte zu verzeichnen. Das Positionspapier analysiert die Gründe hierfür, die u.a. in der hohen Heterogenität von eingesetzten Heiztechnologien und Anlagengrößen, von Gebäudetypen sowie von Eigentümern und Betreibern liegen. Außerdem zeichnet sich der Wärmemarkt durch eine höhere Komplexität im Vergleich zum Strommarkt aus. Die starke Abhängigkeit von global geprägten fossilen Energiepreisen sowie die sozialen Aspekte der Wärmeversorgung reduzieren darüber hinaus die Handlungsspielräume der Politik. Das Positionspapier macht deutlich, dass diese besondere Charakteristik des Wärmesektors stärker berücksichtigt werden muss, um erfolgreiche Lösungsansätze für die Wärmewende zu entwickeln.

Experten aus Politik und Forschung haben die Ergebnisse der FVEE-Studie jetzt im Fraunhofer Forum in Berlin diskutiert. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass eine erfolgreiche Wärmewende eine deutlich verstärkte und langfristig ausgerichtete Politik zum Ausbau erneuerbarer Energien und der Umsetzung von Effizienzmaßnahmen erfordert. Weiterhin müssen Forschung und Innovation im Wärmesektor gestärkt werden, um die großen Technologiepotenziale zu heben. Dabei geht es sowohl um die technologische Entwicklung von Komponenten als auch um den Aufbau einer Transformationsforschung, die neben den technologischen auch soziale und ökonomische Aspekte umfasst. Konkret besteht großer Bedarf für die Entwicklung von Planungs- und Bewertungswerkzeugen, die die zunehmende Komplexität und Dynamik des Energiesystems abbilden und die anstehenden Entscheidungen von Politik und Anwendern unterstützen.

Da die verschiedenen Anwendungssituationen unterschiedliche Heiztechniken benötigen, erfordert die Wärmewende einen Technologiemix. Stryi-Hipp bekräftigt: „Jede Politik für den Wärmesektor, die nur auf eine einzelne Technologie fokussiert, ist falsch. Wir benötigen eine systemische Herangehensweise, die der Komplexität des Wärmesektors gerecht wird. Auf Basis einer fundierten Bewertung aller verfügbaren Komponenten – von der effizienten Gebäudehülle über die erneuerbare Wärmebereitstellung bis zur Wärmeerzeugung mit Strom – muss der optimierte Mix für alle räumlichen Ebenen sowie für die jeweiligen Investoren und Rahmenbedingungen gefunden werden.“

Quelle: UD/fo
 

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