Produktion

Wie das Internet die Logistik verändert

Umfassende Vernetzung, Schnelligkeit und Effektivität: eine Welt ohne Internet ist kaum noch vorstellbar. Wenn etwas so gut funktioniert, fragt man sich: wieso funktioniert das nur in der digitalen Welt und nicht auch in der realen Welt der Dinge? „Bis spätestens 2050 könnte sich das ändern. Das Internet der Dinge wird die Welt ebenso revolutionieren, wie zuvor das Internet“, sagt Rod Franklin, Professor für Logistik an der Kühne Logistics University in Hamburg.

26.08.2014

Wie das Internet die Logistik verändert zoom

So effizient Supply Chains heute auch organisiert sind, „sie folgen einem Denkmodell, das die Nichtauslastung von Transportkapazität und damit verbundene höhere Energieaufwendungen in Kauf nimmt sowie Verspätungen als System immanent akzeptiert“, bilanziert Rod Franklin. Wir können heute exakt feststellen, wo sich eine bestimmte Ware innerhalb der Supply Chain gerade befindet und den Kunden informieren, dass sie aufgrund bestimmter Umstände vermutlich einige Tage später eintreffen wird, was hinsichtlich der Kommunikation einen erheblichen Fortschritt darstellt. „Wir können aber auch darüber nachdenken, wie die Waren auf völlig neuen Wegen zum Kunden gelangen und die Vergeudung von Ressourcen nahezu vollständig zu vermeiden ist, indem man die unschlagbar effiziente Logik des Internets auf die physische Welt überträgt“, rät der Logistikexperte.

Anzeige

Benötigt werden standardisierte kleinere Containerformate, open source software für die umfassende Abbildung der Supply Chains und Transportmittel, die gemeinsam genutzt werden, um Waren weltweit zu bewegen und zu ihrem Bestimmungsort zu bringen. Und natürlich bedarf es der Vision, dass hier die Zukunft der Logistikwirtschaft liegt. „Logistik ist die am meisten genutzte Industrie der Welt, die mit ungefähr 15 Prozent Anteil am weltweiten Bruttosozialprodukt, auch über ein erhebliches Wertschöpfungspotenzial verfügt. Aber wir nutzen sie noch nicht effektiv genug“, kritisiert Rod Franklin. Nur etwa 10 Prozent der Logistleistungen sind reine Transportleistung, der Rest entfällt auf Leerfahrten, Standzeiten, Be- und Entladung.

Wie würde eine Supply Chain nach dem Muster des Physical Internets aussehen? Rod Franklin beschreibt es so: „Trucks werden immer bis ihrer maximalen Kapazität und damit höchst effektiv beladen. Leerfahrten entfallen so nahezu völlig. Das heißt, open source Software stellt sicher, dass nur Waren transportiert werden, die auf der Route durch andere Logistikstützpunkte unverzüglich weiterverteilt werden können. Dabei ist es unerheblich, ob die Waren von Produzent A, B oder C stammen, ebenso unwichtig ist, wem die Transportmittel gehören.“ Die Vorteile liegen auf der Hand. Die Trucks wären immer effektiv ausgelastet. Die Fahrer fahren nur eine bestimmte Strecke und sind abends wieder bei ihren Familien, weil andere die Weiterbeförderung der Fracht besorgen und sie selbst am Abend mit einem anderen Truck, andere Güter auf dem Rückweg transportieren. Die Rechnung der Befürworter eines Physical Internets ist bestechend: „Das sorgt in der Summe für weniger Verkehr auf den Straßen, weniger Emissionen, geringere Kosten und mehr Schnelligkeit, Qualität und Service“.

„Das Physical Internet ist die zu Ende gedachte Grüne Logistik“, sagt Rod Franklin. „Und es ist eine völlig neue Form der Kooperation innerhalb der Logistikwirtschaft. Nicht jeder baut sich sein globales Netzwerk selbst, alle Anbieter zusammen sind das globale Logistiknetzwerk, das sich natürlich auch in einem fairen Preismodell niederschlagen muss, indem jeder seine erbrachte spezielle Logistikleistung auch entsprechend bezahlt bekommt“, blickt der Experte in die Zukunft. Für ihn steht fest: „Wir müssen nicht weiter die Transportmittel optimieren, sondern die Art und Weise, wie wir transportieren. Interessant ist dabei nicht mehr die Route, oder wem die Transportmittel gehören, interessant sind nur noch Geschwindigkeit, Kosten und die Qualität der Dienstleistung.“

Ein Problem besteht allerdings. Die überaus erfolgreichen
Standardcontainer im Seeverkehr taugen an Land nur für den Zugverkehr. Um
das Physical Internet umzusetzen, müssten kleinere Standardcontainer entwickelt werden, die eine Supply Chain vom Erzeuger bis zum Verbraucher ermöglichen. „Aber warum soll das nicht möglich sein?“, fragt Rod Franklin. Schließlich hat man den Schiffscontainern in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts auch keine große Zukunft vorausgesagt. Ohne sie aber gäbe es die globale Wirtschaft, wie wir sie heute kennen, nicht.

Das Physical Internet erfordert Umdenken und Neudenken. „Über die technischen und technologischen Voraussetzungen verfügen wir inzwischen. Die auf Digitalisierung, Vernetzung und Automatisierung fußende Industrie 4.0 erfordert auch eine Global Logistics 4.0. Wenn wir uns daran machen, Supply Chains neu zu organisieren, sie vor allem als Herausforderung völlig neuer Formen der Kooperation verstehen lernen, dann wird die Welt eine andere sein“, daran lässt Rod Franklin keine Zweifel.

Quelle: UD/fo
 

Related Posts

Newsletter

Unsere Verantwortung/Mitgliedschaften

Logo
Serverlabel
The Global Compact
Englisch
Gold Community
Deutsches Netzwerk Wirtschaftsethik
Caring for Climate

© macondo publishing GmbH
  Alle Rechte vorbehalten.

 
Lasche