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Warum man auf Möbel aus Tropenholz verzichten sollte

Beim Kauf eines neuen Möbelstücks spielen neben Zweck und Aussehen natürlich auch die Haltbarkeit und der Preis eine entscheidende Rolle. Worüber man sich in diesem Zusammenhang oft keine Gedanken macht, ist die Herkunft des neuen Wohnaccessoires. Warum heimische Holzarten Tropenhölzern in nichts nachstehen und man beim Kauf hiesiger Möbelstücke auch kein schlechtes Umwelt-Gewissen haben muss, zeigt der folgende Beitrag.

21.03.2017

Warum man auf Möbel aus Tropenholz verzichten sollte

Möbelstücke aus Tropenholz sind oft besonders widerstandsfähig und zudem auch noch preiswert. Zwei der Must-Haves wären damit erfüllt. Aber, dass man für Möbel aus tropischen Hölzern einen oft viel höheren Preis bezahlt, als der der auf dem Preisschild ausgewiesen ist, ist den meisten nicht bewusst.

Tropenholzmöbel können zu Dumpingpreisen verkauft werden, weil die Löhne in den Ursprungsländern verschwindend gering sind und die Bäume dort, nicht wie unsere heimischen Holzarten extra angebaut, sondern einfach skrupellos abgeholzt werden. Das passiert meistens sogar illegal. Für diese günstig erstandenen Möbelstücke werden die Regenwälder zerstört und Menschen ausgebeutet.

Nicht nur mit dem Kauf eines Möbelstücks, sondern auch mit der Wahl von Türen, Fensterrahmen und Fußböden aus Tropenholz, nimmt man als Käufer indirekt Einfluss auf die Situation in den Tropenwäldern. Deshalb ist es auch so wichtig, dass das Bewusstsein für den tatsächlichen Preis geschaffen wird, den man für solche Holzprodukte bezahlt.

Was versteht man unter Tropenholz?

Tropenhölzer wie Mahagoni, Teak oder Palisander entstammen den tropischen und subtropischen Wäldern Lateinamerikas, Asiens, und Afrikas. Oft werden sie zu Prestige-Möbelstücken verarbeitet, die ein hohes Maß an Luxus und Reichtum suggerieren. Aber, auch Besenstiele, billige Fensterrahmen und Holzpaneele für Terrassenböden werden aus Tropenholz gefertigt.

Dieses wertvolle Holz stammt von sehr alten Bäumen, die in den Tropenwäldern beheimatet sind. Unangetastet hatten sie hunderte von Jahren, um zu ihrer stattlichen Größe und Stärke heranzuwachsen. Die Rodung schreitet mit solch einem Tempo voran, dass es Flora und Fauna nicht möglich ist, sich den veränderten Lebensumständen anzupassen. Die Abholzung der Baum-Riesen beraubt viele Tiere und Pflanzen ihres Lebensraumes und damit ihrer Lebensgrundlage.

Nicht nur, dass Bäume gezielt für die Weiterverarbeitung in Möbelstücke, gefällt werden. Zudem werden Schneisen in die Wälder geschlagen, um die gewünschten Bäume überhaupt erst erreichen zu können. Außerdem müssen Straßen angelegt und Lagerstätten sowie Sägewerke in naher Umgebung gebaut werden. In der Folge wälzen sich Bulldozer durch die dichten Wälder und vernichten alles, was ihnen im Weg steht.

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Tropenholzmöbel können zu Dumpingpreisen verkauft werden, weil die Löhne in den Ursprungsländern verschwindend gering sind und die Bäume dort, nicht wie unsere heimischen Holzarten extra angebaut, sondern einfach skrupellos abgeholzt werden.

Das alarmierende Ausmaß der Rodung

Als Kollateralschaden wird in Kauf genommen, dass immer mehr Tier- und Pflanzenarten für immer von der Erde verschwinden. In Afrika zerstören Holzfäller bis zu zwei Drittel der gesamten Vegetation, nur um ein paar Baumarten aus dem Wald zu schlagen, mit denen sich besonders viel Geld verdienen lässt. In Asien zeichnet sich ein ähnliches Bild: Auf der indonesisch-malaysischen Insel Borneo, sind in den letzten 50 Jahren fast 50 Prozent der Regenwälder verschwunden. Der größte Teil der Tropenhölzer wird dabei ins Ausland exportiert.

Was man gegen verbotenen Tropenholz-Handel tu kann

Die Rodung von Tropenhölzern passiert nicht immer auf legalem Weg. Eine Großzahl der Bäume wird abgeholzt, ohne dass dafür offiziell eine Genehmigung erteilt wurde. Und dieser illegale Holzabbau stellt ein großes Problem dar. Allein in der Europäischen Union (EU) entstammt rund ein Fünftel des Holzes für den Möbelbau unerlaubten Rodungen.

Inzwischen hat sich der illegale Holzeinschlag und -handel zu einem weltweiten, lukrativen Geschäft etabliert. Von einer Tropenholz-Mafia ist die Rede, die mit diesem organisierten Verbrechen, Unmengen an Geld verdient. Die EU möchte sich diesen illegalen Machenschaften entgegenstellen und hat im März 2013 die sogenannte Holzhandelsverordnung verabschiedet. Seitdem steht der Import und Handel mit illegalen Hölzern innerhalb der EU unter Strafe.

Aber, woran erkennt man dieses illegale Holz?

Forscher haben herausgefunden, wie sich der genetische Fingerabdruck eines Baumes herausfinden lässt. Darüber kann ermittelt werden, aus welchem Land und sogar welchem Gebiet ein Baum stammt. Aktuell sind Wissenschaftler damit beschäftigt, eine Datenbank mit Holzproben aus aller Welt anzulegen. Diese dient als Grundlage, um den Ursprung von Holzladungen, beispielsweise am Zoll, überprüfen zu können. Das angelieferte Holz kann mit den archivierten Holz-Mustern verglichen werden.

Der, mit dieser Methode verbundene hohe Aufwand, ist der Grund dafür, dass sich daraus noch kein standardisiertes Prozedere entwickelt hat. Zurzeit werden bei einem akutem Verdacht nur Stichproben durchgeführt. Zudem ist das Archiv noch lange nicht vollständig. Es wird noch Jahre dauern, bis alle wichtigen Holzarten aufgenommen sind. Aus diesen Gründen ist es für Verbraucher noch immer nahezu unmöglich, sicherzustellen, aus welchem Ursprungsland ein Möbelstück stammt.

Ein Hinweis auf den Ursprung eines Holzes kann seine Bezeichnung liefern. Edelholz, Hartholz, Echtholz oder Plantagenholz können ein Indiz für Tropenhölzer sein. Zudem fallen Tropenhölzer meist durch auffällige Handelsnamen auf. Zu ihnen zählen unter anderem Sapelli-Mahagoni, Akazie, Bangkirai, Teak, Balau, Mahagoni, Bongossi, Ipé, Meranti, Sipo-Mahagoni, Palisander und Wege. Es lohnt sich also, beim nächsten Kauf die Produktbeschreibung kritisch zu begutachten.

Eiche

Achtung: Greenwashing!

Mit Bezeichnungen wie „nachhaltiger" oder „selektiver" Holzeinschlag versucht die Holzindustrie, das wahre Ausmaß der Waldrohdung zu vertuschen. Sie täuscht damit vor, dass nur einzelne Bäume aus einem Regenwaldgebiet gefällt werden und die Umgebung drum herum unberührt bleibt. Doch, zeichnet die Realität ein anderes Bild: Bulldozer und Kettensägen schlagen Schneisen in die Wälder, ohne Rücksicht auf Verluste.

Außerdem versucht die Holzindustrie nicht selten ihre potentiellen Kunden mit erschwindelten Etiketten und Zertifikaten hinters Licht zu führen. Inzwischen machen es mehr als 100 verschiedene „Holz- und Waldsiegel“ selbst Fachleuten schwer, einen Überblick zu behalten. Geschweige denn, die Glaubwürdigkeit eines jeden Zertifikats überprüfen zu können.

Leider sind die meisten Siegel von der Industrie selbst frei erfunden. Zwar gibt es einige, wenige, international anerkannte Zertifikate (beispielsweise FSC und PEFC). Doch, auch diese können nicht uneingeschränkt für eine ökologisch verantwortliche und sozial verträgliche Waldbewirtschaftung bürgen. Dafür unterliegen die Standards viel zu sehr den Interessen der Industrie.

Beispielsweise sind nach dem FSC der industrielle Holzeinschlag in unberührten Urwaldgebieten, der Kahlschlag großer Waldflächen, die Anlage von Millionen Hektar sowie Monokulturen mit standortfremden Baumarten wie Akazien, Eukalyptus und Kiefern, der Einsatz von Pestiziden und Herbiziden nicht explizit untersagt. Zudem werden die Zertifizierer von den Unternehmen selbst beauftragt und bezahlt, wodurch eine unabhängige Überprüfung fast ausgeschlossen ist.

Was kann man tun, um die Regenwälder zu schützen?

Am besten kauft man Möbel, die aus heimischen Holzarten wie beispielsweise der Eiche und entsprechender Herstellung stammen. Auch die heimischen Wälder bieten tolle und widerstandsfähige Holzarten wie beispielsweise Robinie, Eiche, Kiefer, Douglasie oder auch die Lärche, um nur einige zu nennen.

Doch, auch das widerstandsfähigste Holz ist nicht vor Einflüssen durch Wetter und durch Parasiten gefeit. Hier kann man jedoch unterstützend eingreifen und einem Neukauf vorbeugen:

4 Tipps, wie man dafür sorgt, dass einheimisches Holz möglichst lange schön und stabil bleibt:

  • Holzmöbel so verbauen oder lagern, dass sie nach einem Regenschauer gut ab- und austrocknen können
  • Alle Holzteile möglichst gut belüftet lagern
  • Gartenmöbel sollten nicht tagelang im Regen stehen
  • Staunässe und jeden direkten Kontakt von Holz mit dem Erdboden vermeiden
  • Man sollte auf die gute Qualität eines Produktes achten, sodass es nach Jahren des Gebrauchs abgeschliffen, verleimt und neu lackiert – und weiterverwendet – werden kann.
  • Auch Holzlasuren können zu einer längeren Haltbarkeit des Holzes beitragen. Achtung: keine fertigen Holzschutzmittel verwenden. Fast alle von ihnen enthalten umweltbelastende Giftstoffe.

Außerdem sollte man erwägen, die Terrasse lieber mit Natursteine als mit Holzbrettern auszulegen, den Verpackungs- und Papierverbrauch auf das Nötigste zu beschränken. Und, wenn möglich, nur recycelte Ware (Schreibpapier, Toiletten- und Küchenpapier) zu verwenden.

Quelle: UD/cp
 

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