Soziales Engagement

Statement: Sprecher des Kakaorats über den Nestlé-Cocoa Plan

Der „Cocoa-Plan“ soll den nachhaltigen Kakaoanbau in Afrika fördern und die Lebenssituation der dortigen Bauern verbessern helfen. Den Anstoß zur Initiative gab der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé. Doch wie schätzen externe Beobachter das Projekt ein? Hagen Streichert vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und gleichzeitig langjähriger Sprecher der Verbraucherländer im Internationalen Kakaorat, formuliert seine Meinung in einem Statement für UmweltDialog.

17.02.2010

Hagen Streichert, BMELV, ist Sprecher der Verbraucherländer im Internationalen Kakaorat
Hagen Streichert, BMELV, ist Sprecher der Verbraucherländer im Internationalen Kakaorat

„Nestlé reiht sich mit seiner Initiative „The Cocoa Plan“ in eine Reihe von namhaften Schokoladenherstellern wie zum Beispiel Mars und Cadbury ein. Sie aller verfolgen mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Programmen ein gemeinsames Ziel, nämlich die Kakaoproduktion nachhaltiger zu gestalten. Dass Nestlé dabei – wie seine Wettbewerber – auch eigene wirtschaftliche Interessen verfolgt, eine ausreichende Versorgung mit Kakao von guter Qualität sicher zu stellen, ist verständlich.

Als großes international operierendes Unternehmen muss man sich heutzutage auch seiner Cooperate Social Responsibility (CSR) stellen. Nestlé hat in den vergangenen 15 Jahren, nach eigenen Angaben, bereits 60 Millionen Schweizer Franken in Nachhaltigkeits-Initiativen investiert. In den kommenden 10 Jahren sollen weitere 110 Millionen Schweizer Franken folgen. Ziel des Plans ist es, zur Bewältigung der zentralen Probleme der Kakaobauern, mit denen Nestle zusammenarbeitet, aus wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Sicht beizutragen. Die wirtschaftlichen Probleme sind vor allem auf die klein strukturierte Landwirtschaft in den Kakaoerzeugerländern zurückzuführen. Die afrikanischen Kakaobauern produzieren auf Flächen von zwei bis vier Hektar jährliche Erträge von rund 400 kg/ha. In Malaysia können bis zu zwei bis drei Tonnen pro Hektar erreicht werden.

Die niedrigen Erträge, insbesondere in Afrika, sind auf eine Reihe unterschiedlicher Faktoren zurückzuführen. Dies sind die wenig ertragreichen und überalterten Kakaobäume, ihre Anfälligkeit für zahlreiche Pflanzenkrankheiten (Verluste von 40 bis 100 Prozent), unzureichende Mittel diese Krankheiten wirksam zu bekämpfen und die ausgelaugten Böden. Hinzu kommt die konkrete Gefahr, dass sich die jüngere Generation zunehmend vom Kakaoanbau abwendet. In Ghana liegt das Durchschnittsalter der Kakaobauern bei 54 Jahren. Wirksame Programme, die den Kakaobauern auskömmliche Einnahmen sichern, sind deshalb dringend geboten.

Die im Cocoa Plan vorgesehene Bereitstellung von zwölf Millionen Setzlingen in den nächsten zehn Jahren und die Einrichtung eines Forschungs- und Entwicklungszentrums in Abidjan sind deshalb außerordentlich wichtig. Kombiniert mit der vorgesehenen Schulung der Kakaobauern in effizienten und nachhaltigen Anbau- und Nacherntemethoden wird eine solide Basis gelegt, die es den Kakaobauern stärker als bisher ermöglicht, Umweltbelange zu berücksichtigen. Die Einbindung der nationalen landwirtschaftlichen Beratungsdienste und des Sustainable Tree Crops Program in diese Aktivitäten ist sinnvoll.

Die angestrebte Verbesserung und Verkürzung der Versorgungskette kann nur dann einen weiteren Beitrag zur Verbesserung der Situation der Kakaobauern leisten, wenn es gelingt, die Verhandlungsposition der Kakaobauern gegenüber den sogenannten Middlemen zu stärken. Für die Verbesserung im Sozialbereich arbeitet Nestle mit fachkundigen Organisationen zusammen, die unter anderem auch Erfahrungen mit der Beseitigung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit haben. Die Überwindung dieses Problems muss ein ständiger Bestandteil mit hoher Priorität eines jeden Programms sein, das sich darauf beruft, eine nachhaltige Kakaowirtschaft anzustreben.

Eine enge Vernetzung bringt bei einem Projekt dieser Größe erhebliche Vorteile. Dies gilt auch für die Einschaltung der Regierungsstellen vor Ort. Die Produktion von Kakao unter Berücksichtigung aller mit Nachhaltigkeit verbundener Kriterien bedeutet für den Kakaobauern einen höheren Aufwand an Input und Arbeitszeit. In der Regel wird er sich wahrscheinlich erstmals mit einem Zertifizierungssystem konfrontiert sehen. Hier muss vermieden werden, dass die Kakaobauern durch eine Vielzahl von Systemen überfordert werden und die Kosten von den Kakaobauern getragen werden müssen. Inwieweit sich die gegenwärtigen politischen Rahmenbedingungen in der Côte d’Ivoire auf die Durchführung des Cocoa Plan auswirken wird sich noch zeigen."


UmweltDialog bedankt sich für dieses Statement!

Quelle: UD
 

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