Soziales Engagement

Buddy-Projekt: Für ein soziales Klima auf deutschen Schulhöfen

Wer heutzutage Lehrer werden will, muss wissen, auf was er sich einlässt. Mobbing oder Prügeleien gehören an vielen Schulen immer noch zu häufig zur traurigen Tagesordnung. Auch die Anforderungen an die Pädagogen von heute werden immer größer. Nicht erst seit den Amokläufen von Erfurt oder Emsdetten steht fest: An deutschen Schulen besteht Handlungsbedarf. Die Vodafone Stiftung Deutschland hat dies erkannt. Als Initiator des Buddy-Projekts und Hauptförderer des jüngst gegründeten Buddy-Vereins unterstützt sie die dessen Arbeit. Die Philosophie: Schüler lernen, selbst Verantwortung zu übernehmen und Konflikte eigenständig zu lösen.

23.03.2007

Seit nunmehr acht Jahren gibt es das Buddy-Projekt. Nach einer Idee des Straßenkinderhilfe-Vereins „Off-Road-Kids“ wurde es 1999 von der Vodafone Stiftung Deutschland ins Leben gerufen. Zunächst war das Buddy-Projekt als präventives Programm konzipiert, um gefährdete Kinder und Jugendliche vor dem Absturz auf die Straße zu bewahren. 2002 wurde das Präventionsprojekt weiterentwickelt. Neue Anwendungsfelder wie Sucht, Gewalt und Schulverweigerer kamen hinzu. Im Mai 2005 entstand aus dem Projekt schließlich der Verein buddY E.V. Hauptförderer ist die Vodafone Stiftung.
 
„Bei einer solchen Umbruchsituation in der Bildung wie heute und bei all den gesellschaftlichen Problemen zeigt Buddy: Wir gehen neue Wege“, erklärt Rita Süssmuth, Präsidentin des Buddy-Vereins. Die ehemalige Bundestagspräsidentin ist vom Konzept des Vereins überzeugt. Nicht nur, weil die Schüler dabei unter Gleichaltrigen lernen, wie sie Konflikte selbst lösen können. Auch, weil das Buddy-Projekt wichtige Kompetenzen für das Leben nach der Schule vermittelt. „Das Projekt hat weitreichende Konsequenzen. Die erlernten Kompetenzen lassen sich auf Situationen im Studium, im Beruf oder im täglichen Leben übertragen“, so Süssmuth.
 
Gleichaltrige helfen einander
 
Das Buddy-Projekt basiert dabei auf den drei Säulen Peergroup-Education, dem „systemischen Ansatz“ und der Lebensweltorientierung. Im Sinne der Peergroup-Education sollen Jugendliche voneinander lernen, sich gegenseitig zu unterstützen. Soziale Kompetenz wird auf diese Weise gefördert. Nach dem Motto „Aufeinander achten, Füreinander da. Miteinander lernen“ übernehmen Schüler Verantwortung für andere. Gleichaltrige („Peers“) helfen Gleichaltrigen. Im Sinne des systemischen Ansatzes werden die Buddy-Projekte nicht als isolierte Maßnahmen gesehen. Veränderungen etwa im Umfeld der Schule oder in den Gruppenkonstellationen werden bei Problemen mitberücksichtigt. Die Lebensweltorientierung stellt die dritte Säule dar. Die Schüler werden aktiv in die Entwicklung der verschiedenen Projekte miteinbezogen. Nicht graue Theorie, sondern das Lernen anhand konkreter Alltagssituationen, ist hier die Maxime. Möglichkeiten, soziale Handlungskompetenzen zu erwerben, gibt es dabei viele: Ob als Pate für jüngere Mitschüler, als Streitschlichter auf dem Pausenhof oder auch als PC-Trainer für Senioren. 
Bundesweit wird das Buddy-Projekt derzeit an über 850 Schulen etabliert. Dabei erarbeiten so genannte Buddy-Trainer zusammen mit den Lehrern für jede Schule ein individuelles Konzept. Christa Schäfer etwa arbeitet als Buddy-Trainerin und Landeskoordinatorin in Berlin. „Die Entwicklung eines individuellen Konzepts für die Schulen ist bei jedem Projekt grundlegend“, betont Schäfer im Gespräch mit UmweltDialog. Bevor Maßnahmen ergriffen werden, erfolgt stets eine Ist-Analyse an der jeweiligen Schule. „Dabei stellen wir uns die Fragen: Welcher konkrete Handlungsbedarf besteht an der Schule? Was denken Schüler und Lehrer darüber, und wie können die Schüler dabei Verantwortung übernehmen“, erläutert Schäfer das Vorgehen.
 
Buddies sind keine Hilfssheriffs
 
Ein typischer Problemfall, mit dem die Buddy-Trainerin und ehemalige Lehrerin oft konfrontiert wird, sind Unterrichtsstörungen. „Wenn die Lehrer immer wieder nach der Pausensituation in den Klassen Streit schlichten müssen, ist es klar, dass wir auf dem Schulhof während der Pausen ansetzen müssen“, so Schäfer. Der gemeinnützige Verein konnte schon viele Erfolge mit dem Engagement der so genannten „Pausen-Buddies“ erzielen. Schüler tragen als Streitschlichter dazu bei, Probleme auf dem Schulhof friedlich zu lösen. „Nach meinen Erfahrungen ist das Interesse der Kinder, Buddy zu werden, überaus groß“, erzählt Christa Schäfer. Dabei habe das Buddy-Konzept nichts mit der Idee von „Ordnungsschülern“ gemein, wie sie beispielsweise in der ehemaligen DDR in die Praxis umgesetzt wurde. „Buddy zu sein, ist eine Herzensangelegenheit. Ein Buddy ist kein kleiner Hilfssheriff, sondern, wie das Wort schon sagt, Freund und Vermittler.“
 
Carlotta und Sina engagieren sich als Pausen-Buddies an der Berliner Anne Frank-Grundschule. Seit es das Buddy-Projekt an ihrer Schule gibt, hat sich das soziale Klima auf dem Schulhof deutlich verbessert. „Es ist alles viel friedlicher geworden“, erzählen die beiden Schülerinnen, denen ihre Rolle als Streitschlichter und Vermittler viel Freude bereitet. Für Christine Spiess, Lehrerin an der Berliner Schule, stellt das gewonnene Verantwortungsbewusstsein der Schüler einen besonders positiven Effekt dar. „Die Schüler entwickeln die Fähigkeit zum Perspektivwechsel, was ein grundlegendes Element des sozialen Lernens ist. Für ihre Persönlichkeitsentwicklung ist es wesentlich zu erleben, dass das, was sie tun, wichtig ist und anerkannt wird.“  

Konsequente Umsetzung der Prinzipien  

Völlig neu ist die Buddy-Idee zwar nicht. So erproben deutsche Schulen seit einigen Jahren ähnliche Konzepte. Christa Schäfer redet deshalb auch lieber von Buddy-Prinzipien. Neu ist jedoch die konsequente Umsetzung dieser Leitlinien. „Viele der Prinzipien sind im Laufe der Jahre verloren gegangen. Wir wollen diese gebündelt und mit einer konkreteren Zielsetzung wieder in die Schulen bringen“, so Schäfer gegenüber UmweltDialog.

Vor allem durch den „Buddy-Schülerwettbewerb 2005/06 wurde das Projekt bundesweit bekannt. Die Anfragen bei den Bildungsministerien nach einer Teilnahme am „Buddy-Projekt“ sind sehr hoch. Die große Resonanz bei Schülern, Eltern und Lehrer hat die Vodafone-Stiftung in ihrem Engagement bestärkt. So ist die Stiftung mit der Arbeit des Vereins „sehr zufrieden“, wie Dirk Haushalter, Sprecher der Vodafone Stiftung auf Anfrage von UmweltDialog erklärt.  „Im Sinne unseres Leitmotivs ´Erkennen. Fördern. Bewegen´ haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, gesellschaftliche Probleme frühzeitig zu identifizieren, soziale und gesellschaftliche Verantwortung gezielt zu fördern“, erläutert Haushalter die Vision der Stiftung. Dazu gehöre es auch, wichtige Impulse im Bildungswesen zu setzen und dort staatliche Aktivitäten zu flankieren.

Das Buddy-Projekt soll langfristig fortgeführt und weiter ausgebaut werden. Für die Zukunft hat sich der Verein gemeinsam mit der Stiftung ehrgeizige Ziele gesetzt. Bis 2010 soll das Projekt an mindestens zehn Prozent der weiterführenden Schulen in Sekundarstufe I eingeführt werden.
Quelle: UD
 
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