Soziales Engagement

Weltbevölkerungsbericht 2005: Gleichberechtigung entscheidend im Kampf gegen die Armut

Mangelnde Gleichberechtigung und Armut haben für die reproduktive Gesundheit von Frauen fatale Folgen: Jede Minute stirbt eine Frau an vermeidbaren Komplikationen während der Schwangerschaft oder bei der Geburt - zu 99 Prozent in Entwicklungsländern. Armut, Diskriminierung und Gewalt haben dazu geführt, dass in Afrika südlich der Sahara bereits 57 Prozent aller HIV-Infizierten Frauen sind, so der aktuelle Weltbevölkerungsbericht 2005, den die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) gemeinsam mit dem UN-Bevölkerungsfonds, UNFPA, und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung heute in Berlin vorstellt.

17.10.2005

"Nicht selten sind Mädchen in armen Ländern gezwungen, riskante sexuelle Beziehungen einzugehen, um sich ihren Lebensunterhalt oder ihr Schulgeld zu verdienen. Dabei riskieren sie eine ungewollte Schwangerschaft oder eine HIV-Infektion", so Renate Bähr, stellvertretende DSW-Geschäftsführerin. "Wir müssen die Spirale von Armut, Unwissenheit und Gewalt durchbrechen, indem wir gezielt junge Mädchen aufklären und ihnen bessere Lebensperspektiven bieten. Das kostet nicht viel."

Die Gleichberechtigung der Geschlechter senkt die Armut, rettet Leben und verbessert die Gesundheit - nicht nur von Frauen, so lautet das Fazit des UNFPA-Berichts. “Gezielte Investitionen in Bildung, reproduktive Gesundheit und wirtschaftliche Rechte von Frauen fördern eine nachhaltige Entwicklung”, betont UNFPA-Vertreterin Bettina Maas. "Dabei spielt der Zugang zu Aufklärung und Familienplanung eine entscheidende Rolle. Rund 1,5 Millionen Menschenleben könnten so jährlich gerettet werden."

Fakten aus dem aktuellen Weltbevölkerungsbericht:

• Nach wie vor schließen nur 69 Prozent der Mädchen in Südasien und 49 Prozent der Mädchen in Afrika südlich der Sahara die Grundschule ab. Mit jedem Jahr (Schul-)Bildung der Mutter sinkt die Sterblichkeitsrate ihrer Kinder um fünf bis zehn Prozent.

• Mehr als eine halbe Million Frauen stirbt jedes Jahr an den Folgen von Schwangerschaft und Geburt, die meisten von ihnen in Entwicklungsländern. Mindestens weitere acht Millionen Frauen leiden ein Leben lang an den Folgen von Schwangerschaftskomplikationen.

• Aids hat heute weltweit ein zunehmend weibliches Gesicht: Mittlerweile sind annähernd die Hälfte der etwa 40 Millionen HIV-Infizierten Frauen.

• In armen Ländern haben derzeit mehr als 200 Millionen Frauen, die verhüten möchten, keinen Zugang zu Familienplanung. Wirtschaftswissenschaftler gehen davon aus, dass sinkende Fruchtbarkeitsraten die Armut in den Entwicklungsländern in den kommenden zehn Jahren um bis zu 14 Prozent verringern könnten.

• Jedes Jahr bekommen 14 Millionen Mädchen ein Kind. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie bei der Geburt sterben, ist 40 Prozent höher als bei Frauen über 20 Jahren. Die Hälfte aller HIV-Neuinfektionen treffen junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren. Mädchen haben ein besonders hohes Risiko, sich mit HIV anzustecken.

Die Nachfrage nach Kondomen hat mit der Verbreitung von Aids zugenommen. Dies hat zu ernsthaften Versorgungsengpässen geführt - vor allem in den Ländern, die am stärksten von der Epidemie betroffen sind. Im Jahr 2003 stand im Rahmen von Hilfsleistungen in Entwicklungsländern für jeden Mann nur ein Kondom zur Verfügung. Die Kosten für Verhütungsmittel und Kondome werden zwischen 2004 und 2015 von einer Milliarde auf 1,6 Milliarden US-Dollar steigen.

Im Jahr 2003 stellten die Geberländer Entwicklungshilfe in Höhe von 4,7 Milliarden US-Dollar für reproduktive Gesundheit zur Verfügung. Im gleichen Jahr beliefen sich die weltweiten Militärausgaben auf annähernd eine Billion Dollar - die zweihundertfache Summe. "Dieses Missverhältnis zeigt deutlich, dass hier offensichtlich der politische Wille der Geber eine größere Rolle spielt als knappe Ressourcen", so Bähr. "Wir fordern die neue Bundesregierung daher auf, der fundamentalen Bedeutung der reproduktiven Gesundheit im zukünftigen Entwicklungsetat stärker Rechnung zu tragen, und mehr Mittel für Aufklärung und Familienplanung bereitzustellen."
Quelle: UD
 
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