Positive Rendite durch „Work & Life Services“

Die Vereinbarkeit von Beruf und Privatem ist ein großes Thema für jeden Angestellten - um diese auch erfolgreich in der Unternehmenskultur zu etablieren, ist das Bewusstsein dafür in den Köpfen der Führungskräfte Voraussetzung. Vodafone sei hierbei auf einem guten Weg, sagt Gerda Köster, die für das Thema „Work-Life Balance“ bei Vodafone zuständig ist. In den letzten Jahren hat das Unternehmen entsprechende Maßnahmen stark ausgebaut. Im Interview mit UmweltDialog berichtet Gerda Köster, was dazu gehört, wie die Bedürfnisse der Mitarbeiter ermittelt werden können, wie Vodafone selbst von diesen Angeboten profitiert und wie die Führungskräfte des Unternehmens dem Thema gegenüber stehen.

16.07.2012

Gerda Köster, Foto: Vodafone
Gerda Köster, Foto: Vodafone
UmweltDialog: Frau Köster, Sie sind bei Vodafone zuständig für das Thema Work & Life Services - was genau sind Ihre Aufgaben?

Gerda Köster: Ich bin mit meinem Team dafür zuständig, Rahmenbedingungen zu schaffen, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf leichter machen. Sei es in Bezug auf Kinderbetreuung, pflegebedürftige Angehörige sowie flexible Arbeitszeiten oder Arbeitsort-Regelungen. Darüber hinaus beschäftigen wir uns auch mit dem Thema Demographie und welche Auswirkungen der demographische Wandel langfristig auf unser Unternehmen haben wird.

UD: Was beinhalten die Vodafone Work & Life Services?

Gerda Köster: Das ist ein ganzes Bündel an verschiedenen Maßnahmen und Projekten: Wir haben an acht Standorten Krippen für Kinder unter drei Jahren. Die größte Krippe hier in Düsseldorf bietet bereits 50 Plätze - im neuen Vodafone Campus, den das Unternehmen Ende des Jahres bezieht, wird es eine Krippe für insgesamt 60 Kinder geben. Geplant ist dann auch eine Betreuung für Kinder zwischen drei und sechs Jahren. Wir haben eine große Nachfrage danach festgestellt, weil die normalen Betreuungszeiten für berufstätige Eltern oft nicht ausreichen. Zur Beratung von Angestellten mit Kindern gibt es hier direkt im Unternehmen Infomaterial und Beratung, und wir kooperieren mit dem AWO Elternservice, der unseren Mitarbeitern bei der Vermittlung von Betreuung für Kinder und pflegebedürftige Angehörige hilft. Darüber hinaus bieten wir verlängerte Elternzeit an und unterstützen den Wiedereinstieg ins Unternehmen. In den Ferien organisieren wir an diversen Standorten  Freizeitprogramme für Schulkinder. Zum Thema Pflege bieten wir ein umfangreiches Infoportal im Internet und haben Pflegebüros an den Standorten in Eschborn und Ratingen als Piloten eingerichtet. Hier können sich Mitarbeiter mit pflegebedürftigen Angehörigen konkrete Beratung einholen. Außerdem unterstützen wir mit dem Programm „Mach mit“ ehrenamtliches Engagement unserer Mitarbeiter durch finanzielle Hilfen und bezahlte Freistellungen von bis zu drei Monaten.

UD: Wie finden Sie heraus, was Ihre Mitarbeiter brauchen, so dass das Angebot an Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatem bestmöglich auf ihre Bedürfnisse abgestimmt ist?

Gerda Köster: Dazu haben wir unterschiedliche Vorgehensweisen: Zum Beispiel sind wir seit 2007 nach dem Audit Beruf und Familie zertifiziert. Dass heißt, wir treffen uns regelmäßig mit verschiedenen Mitarbeiter-Gruppen und Führungskräften, um zu schauen, was wir haben und in welche Richtung wir uns weiter entwickeln müssten. Zu bestimmten Themen führen wir aber auch regelmäßig Befragungen durch - so haben wir unsere Mitarbeiter zum Thema „flexible Office“ befragt, um heraus zu finden, wie die Akzeptanz ist und wo es Weiterentwicklungsbedarf gibt. Ebenso zum Thema Pflege - auch da haben wir gezielt gefragt, wie die Situation der Mitarbeiter wirklich ist und was an Unterstützung benötigt wird. Darüber hinaus läuft aktuell eine Kampagne zu unserem Ideenmanagement, in der über ein Tool alle Mitarbeiter nach Verbesserungsvorschlägen befragt werden. Sie können über dieses Tool neben eigenen Verbesserungsvorschlägen auch Ideen und Vorschläge anderer bewerten und weiterentwickeln. Am Ende wird geschaut, was in der nächsten Zeit von diesen Ideen konkret umsetzbar ist.

UD: In welcher Hinsicht besteht der größte Bedarf bei Ihren Mitarbeitern, um Arbeit und Familie unter einen Hut zu bekommen?

Gerda Köster: Im Moment werden die Basispakete gut abgedeckt, und wir haben für die Kinderbetreuung und Pflege ein wirklich gutes Fundament bei Vodafone gelegt. Im Rahmen unserer Kampagne stellen wir aktuell fest, dass es sich bei den Mitarbeitern sehr viel um die Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ort dreht.

UD: Beinhaltet die Bereitstellung eines vielfältigen Angebotes von Work & Life Services einen großen Mehraufwand für ein Unternehmen wie Vodafone?

Gerda Köster: Unser Team für das Thema Work-Life-Balance besteht aus fünf Kolleginnen, die sich bundesweit für etwa 12.000 Mitarbeiter um diese Belange kümmern. Von Aufwand für Führungskräfte würde ich hierbei nicht sprechen, vielmehr handelt es sich um einen anderen Arbeitsstil, der gefördert wird: Wenn ich flexible Arbeitszeit- und -ort-Modelle fördere, kann ich beispielsweise nicht mehr über Präsenzkultur führen. Ich muss vielmehr über Ziele, Themen und Inhalte führen und steuern. Wenn ich das als Führungskraft berücksichtige und auch selbst leiste - und ich denke das ist etwas, das eine Führungskraft beherrschen sollte - dann ist es einfach eine andere Art zu führen.

UD: Welchen Nutzen zieht das Unternehmen Vodafone selbst aus seinem Engagement, den Mitarbeitern eine bessere Work-Life-Balance zu ermöglichen?

Gerda Köster: Zufriedene und motivierte Mitarbeiter, die unsere Angebote wie kürzere Ausstiegszeiten oder die Möglichkeit, trotz Pflege weiter im Beruf bleiben zu können, nutzen. Vor zwei Jahren haben wir zusammen mit einem externen Institut eine Kosten-Nutzen-Analyse unserer Kinder-Betreuungsangebote gemacht. Dabei sind wir auf eine konservativ gerechnete Rendite von 33 Prozent gekommen. Wenn man also vergleicht, was uns die Angebote kosten, und welchen Nutzen wir dadurch haben, dass wir geringere Ausfallzeiten und schnellere Wiedereinstiegszeiten haben, dann haben wir eine durchaus positive Rendite. Darüber hinaus gibt es natürlich noch weitere Aspekte, die in Betracht gezogen werden müssen: Neben der Mitarbeiter-Zufriedenheit und Motivation steht zum Beispiel die Tatsache, dass es von einem modernen, attraktiven Arbeitgeber einfach erwartet wird, Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatem zu schaffen. Gleichzeitig ist es die Arbeitgeber-Attraktivität, die Mitarbeiter-Zufriedenheit oder unsere Reputation, die wir verbessern und darüber unsere Position beispielsweise auf dem Arbeitsmarkt stärken können.

UD: Soll das Angebot an Work & Life Services künftig noch weiter ausgebaut werden?

Gerda Köster: Ab August starten wir hier in Düsseldorf, wie erwähnt, mit einem Betreuungs-Angebot für Kinder über drei Jahren. Auch die Ferienprogramme werden wir definitiv weiter ausbauen. Erweitern werden wir außerdem das Thema Pflege, aber ein besonders großes Thema wird die Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ort sein.

UD: Welche Erfahrung haben Sie gemacht - ist die Bedeutung einer verbesserten Vereinbarkeit von Familie und Beruf in den Köpfen der Führungspersonen angekommen oder muss noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden?

Gerda Köster: Von der „Gedöns“-Schiene, wenn ich es mal mit Gerhard Schröders Worten sage, sind wir lange weg. Dennoch würde ich lügen, wenn ich behaupten würde, dass jede Führungskraft die Vereinbarkeit von Familie und Beruf blendend umsetzt. Das ist bei 800 Führungskräften auch im Moment noch ein zu hoch gegriffenes Ziel. Aber ich denke, wir sind auf einem guten Weg zu etablieren, dass auch eine Führungskraft im Sinne einer vernünftigen Mitarbeiterführung die verschiedenen Phasen berücksichtigen muss, in denen sich ein Mitarbeiter befinden kann.

UD: Wie werden die Führungskräfte in dieser Hinsicht vorbereitet?

Gerda Köster: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird in den verschiedensten Zusammenhängen immer wieder thematisiert. Wir sind dabei, das Einarbeitungsprogramm zu überarbeiten und Lebensphasenorientierung als festen Block zu etablieren. Zudem haben wir in einer Arbeitsgruppe zusammen mit dem NRW Familienministerium einen Leitfaden für familienbewusste Führung entwickelt, den alle neuen Führungskräfte erhalten. Also es ist ein nicht-abgeschlossenes Programm, und wir arbeiten stets an den verschiedenen Aspekten.


Wir bedanken uns für das freundliche Gespräch!
Quelle: UD
 
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