HVB Frauenbeirat: „Gemischte Teams erreichen bessere Unternehmenszahlen“

Frauenquote ja oder nein? Die Diskussion um diese Frage spitzt sich zu: „Wenn bis Ende 2011 nichts geschieht, müssen wir über gesetzliche Quoten in den Aufsichtsräten nachdenken“, fordert jetzt die EU-Kommissarin Viviane Reding. Bundesfamilienministerin Kristina Schröder dagegen sieht eine gesetzlich verordnete Quotenregelung jedoch nur als „Ultima Ratio“. Gefordert ist die Freiwilligkeit der Unternehmen. Doch was tun, um den Frauenanteil in Führungsebenen zu steigern? Die HypoVereinsbank (HVB) ist das Problem angegangen: Als erste Bank Deutschlands gründete sie einen Frauenbeirat.

28.09.2010

Foto: thinkpanama, Flickr.com
Foto: thinkpanama, Flickr.com

„Wir stellen fest, dass Frauen das Finanzanlagegeschäft häufig geschickter betreiben als Männer. Sie sind oft etwas weniger risikofreudig und sparen mehr“, sagt der Schirmherr des Frauenbeirats und HVB-Vorstandssprecher, Theodor Weimer. Auch die Anwältin Dr. Susanne Weiss, ebenfalls Schirmherrin sowie Gründungspräsidentin des Frauenbeirats und Aufsichtsratsmitglied der HVB, ist von den Führungstalenten der weiblichen Arbeitskräfte überzeugt: „Sie sind meist selbst sehr gut organisiert und organisieren daher auch die Unternehmensbereiche, die sie verantworten, sehr gut.“ Zudem seien Frauen häufig offener und eher bereit, Konflikte aufzunehmen als Männer. Sie seien sehr teamorientiert und daran interessiert, ein gutes Betriebsklima zu schaffen, erklärt Weiss.

Trotzdem sind die Frauen im Management der HVB noch unterrepräsentiert. „Das wollen und werden wir ändern“, so Weimer. Der im Oktober vergangenen Jahres gegründete Frauenbeirat soll dabei helfen. Er setzt sich zusammen aus 30 Unternehmerinnen und Managerinnen, wobei die Mitgliedschaft ausschließlich auf persönliche Einladung der Schirmherrschaft erfolgt. Das Engagement des Frauenbeirats konzentriert sich auf drei Kernbereiche: Frauen als Kundinnen der Bank, Frauen als Mitarbeiterinnen und Frauen in der Gesellschaft. Aufgabe des Gremiums ist es, den Vorstand der HVB in „wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Themen zu beraten und Empfehlungen zur besseren Verankerung und Förderung von Frauen in der Finanzbranche auszusprechen“. So ist es auch auf der Website hvb-xx.de des Frauenbeirats beschrieben.

Mentorinnen bereiten auf Führungsposten vor

Theodor Weimer. Foto: HVB
Theodor Weimer. Foto: HVB

Der Frauenbeirat habe weitreichende Befugnisse, erklärt Theodor Weimer und fügt hinzu: „Er darf Initiativen anstoßen, für deren Umsetzung der Vorstand Sorge tragen muss“. Zwei Mal im Jahr treffen sich dazu die Mitglieder. Nach der letzten Sitzung im Februar dieses Jahres starteten sie das „Mentoring Programm“. In dessen Rahmen erhalten ausgewählte Frauen aus dem mittleren Management sowie weibliche Nachwuchsführungskräfte der HVB Begleitung von Mitgliedern des Frauenbeirats. Diese fungieren dabei als Mentorinnen, in dem sie ihrem „Mentee“ in Karrierefragen beratend zur Seite stehen. 25 Mentoring-Paare gibt es bereits, dazu gehören auch die Rechtsanwältin Kristina Gräfin Pilati als Mentorin, mit ihrem Mentee, der HVB-Managerin Dr. Britta Lorenz. „Es ist sehr hilfreich, Ratschläge und Impulse von externen Vertreterinnen aus der Wirtschaft zu bekommen“, berichtet Britta Lorenz in einem Interview auf der Website hvb-xx.de. Für sie sei es der Blick über den Tellerrand, der einem eine andere, neue Sichtweise verschafft, mit dem man auch im eigenen Unternehmen etwas bewegen könne.

Aufgabe der Mentorinnen ist es, ihre Mentees auf Führungspositionen vorzubereiten und deren weibliche Talente stärker zu fördern, erklärt Kristina Pilati. Doch nach wie vor sei es schwierig für Frauen, in Wirtschaftsunternehmen Karriere zu machen. „Vor allem für solche, die Karriere und Kind miteinander vereinbaren wollen“, so Pilati. Nach Ansicht von Susanne Weiss seien auch die Vorbehalte vieler Männer, „insbesondere jenseits der 55“, Grund für die Schwierigkeiten der Frauen. „Sie haben immer noch Vorbehalte gegen Frauen im Management“, so Weiss. Geprägt durch ihre Erfahrungen sähen viele Männer Frauen nicht in leitender Position, sondern im Hintergrund. „Hier muss und wird sich die Einstellung noch ändern“, ist sich Weiss sicher. Ihrer Meinung nach sollte dazu als Antrieb die Tatsache ausreichen, dass Unternehmen mit gemischten Teams in Führungsebenen erfolgreicher sind. Eine Studie des Beratungsunternehmens McKinsey belegt das. Untersucht wurden 2007 europäische Unternehmen mit dem höchsten Frauenanteil in Topmanagement-Positionen. Diese Firmen erreichten eine deutlich höhere wirtschaftliche und finanzielle Performance als andere mit geringerem Frauenanteil.

Auch UniCredit ergreift Maßnahmen

Auch die UniCredit Group, zu der die HypoVereinsbank gehört, ist sich diesen Tatschen bewusst. In einem Beitrag des Handelsblatts erklärt der jüngst ausgeschiedene Chef des Bankkonzerns, Alessandro Profumo, dass durch den geringen Anteil von Frauen in der Führungsebene zu viel Potential verschenkt und damit für die Wertschöpfung fehlen würde. Um dem entgegenzuwirken, hat die UniCredit Maßnahmen ergriffen: Im Juni schickte sie ein Schreiben an 50 Headhunter, die für das Unternehmen tätig sind. „Mit sofortiger Wirkung stellen Sie uns bitte bei jeder von Ihnen durchgeführten Personalsuche 50 Prozent weibliche Kandidaten vor“, heißt es darin. Bis 2018 will die UniCredit so auf „allen Hierarchieebenen des Unternehmens ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen Kräften erreichen“, sagte Profumo damals.

Quelle: UD
 

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