Der indische Turbinenhersteller für Windkraftanlagen Suzlon Energy will seine Vormachtstellung beim deutschen Anlagenbauer REpower zügig vorantreiben. Wie die Financial Times Deutschland unter Berufung auf Konzernkreise berichtet, wurde zu diesem Zweck bereits mit dem portugiesischen Großaktionär Martifer die vorzeitige Übernahme dessen REpower-Aktien vereinbart.
In Kürze sollen die Verhandlungen zwischen Suzlon und
REpower über einen sogenannten Beherrschungsvertrag beginnen. Ein solcher
Vertrag würde es Suzlon ermöglichen, seinen Einfluss bei REpower auszuspielen
und darüber hinaus einen guten Zugriff auf die Vermögenswerte und den Gewinn
der Hamburger zu haben. Obwohl REpower der Aufforderung Suzlons "in
Kürze" nachkommen will, reißen die Gerüchte um ein
"Squeeze-out", dem Ausschluss von Minderheitsaktionären, nicht ab.
"Selbstverständlich kommen wir den Forderungen unseres Hauptaktionärs
nach. Wie Suzlon in der Vergangenheit immer wieder betont hat, stehen vor allem
die gemeinsamen Synergien im Zentrum. Gerüchte über Standortverlagerungen
REpowers nach Indien bleiben Gerüchte. Suzlon ist der Produktionsstandort
Deutschland nach wie vor wichtig. Dies zeigt sich auch in Hinblick auf unsere
Bremerhavener Rotorblattfabrik", sagt REpower-Sprecherin Daniela Puttenat
gegenüber pressetext. Für den Kauf der REpower-Anteile von Martifer, die sich
auf 22,48 Prozent belaufen, wurde ein Preis von 270 Mio. Euro vereinbart. Ersten
Informationen nach soll die Transaktion noch bis Mitte Dezember abgeschlossen
werden. Dann würde der indische Konzern rund 90 Prozent an dem deutschen
Windkraftanlagenbauer halten.
Von den aktuellen Vorhaben angefacht, kletterte der Aktienkurs REpowers um rund
vier Prozent auf fast 235 Euro und gehörte damit zu den größten Gewinnern im
TecDax. Obwohl die Papiere seit Jahresbeginn um rund 70 Prozent an Wert
zugelegt haben, bewegt sich der Kurs gegenwärtig wieder im Minus. Unterdessen
zeigte sich Suzlon-Chef Tulsi Tanti zuversichtlich, die Synergien beider
Unternehmen mit der Aufstockung anheben zu können. Trotz kursierender
Befürchtungen, dass REpower womöglich nach Indien abgezogen werden könnte,
scheint man auch weiterhin auf das Know-how "Made in Germany" zu
setzen.
Der indische Windturbinenhersteller, der weltweit den vierten Platz einnimmt,
hatte sich 2007 nach einem harten Bieterkampf mit dem französischen Atomkonzern
Areva die Mehrheit an REpower gesichert. Obwohl Suzlon zunächst nur ein Drittel
der Aktien bekam, kontrollierte das Unternehmen durch eine Vereinbarung mit den
anderen Großaktionären knapp 90 Prozent der Stimmrechte. Da die damalige
Vereinbarung unter anderem vorsah, dass sowohl Areva als auch Martifer ihre
Anteile nach einiger Zeit an Suzlon verkaufen können, scheinen die Pläne zur
Ausweitung des Einflusses nicht von ungefähr zu kommen. Bereits Anfang Juni
machte Areva davon Gebrauch, wodurch die Inder zwei Drittel der REpower-Anteile
bekamen.