Schlechte Noten für Moral deutscher Unternehmen

Nur rund 15 Prozent der Bundesbürger glauben, dass deutsche Unternehmen Werte wie Ethik oder Moral hoch gewichten. Dies geht aus der 3. Erhebungswelle des sogenannten Moralbarometers der Nürnberger Marktforschung Puls hervor.

18.12.2007

Die Erwartungen der befragten Personen im Vergleich dazu sind hingegen sehr groß: 93 Prozent halten es für sehr wichtig, dass Unternehmen in diese Bereiche "investieren". Puls-Chef Konrad Weßner sieht hier eine enorme Lücke: "Während Kunden erwarten, dass Unternehmen ein soziales Gewissen haben, tun sich die Unternehmen mit dem Thema bzw. dessen Kommunikation schwer."

Die weiteren Ergebnisse bestätigen die Diskrepanz: So sehen rund 90 Prozent der Befragten in "Fairness gegenüber den Mitarbeitern" und "Schonung der Umwelt" ein sehr wichtiges bzw. wichtiges Thema. Der Erfüllungsgrad liegt mit 20 Prozent bei der Schonung der Umwelt am höchsten. "Langsam erkennen die Firmen, dass mit Ökologie zu punkten ist", so Weßner. Der geringste Unterschied zwischen Relevanz und Erfüllung wurde laut Weßner beim Sponsoring festgestellt. "Allerdings wird seitens der Bundesbürger Sport-, Kultur- und Sozialsponsoring von allen Dimensionen sozialverantwortlichen Handels die geringste Bedeutung beigemessen", so Weßner.

Das Moralbarometer hat auch die Bereitschaft der Verbraucher, einen Aufpreis für sozialverantwortliche Produkte und Dienstleistungen zu zahlen, erfasst. Dabei liegt die Zahl derer, die einen Aufpreis akzeptieren, konstant bei rund 75 Prozent. Die Höhe des "Moralaufschlags" beträgt derzeit 12,4 Prozent.

Die Wahrnehmung der Sozialverträglichkeit wird beim Vergleich ausgewählter Unternehmen besonders augenfällig. So erhält die Drogeriemarktkette dm die Schulnote 2,6, während Schlecker sich mit 3,7 begnügen muss. Dennoch reicht eine reine Positionierung über diese Schiene nicht. "Letztendlich gibt es viel wichtigere Kriterien wie etwa die Lage des Geschäfts oder die Preisgestaltung", erläutert Katharina J. Srnka vom Lehrstuhl für Marketing der Universität Wien, im Gespräch. Die Schlussfolgerung für Srnka: "Wenn moralische Argumente als 'add-on' dazu geliefert werden, ist das für die meisten Kunden fein, aber mit Sicherheit nicht das Hauptkaufkriterium."

Srnka geht davon aus, dass es in diesem Bereich in Zukunft zu einer Polarisierung kommen wird. "Der preisorientierte Einkauf wird wesentlich bleiben. Dennoch wird der Positionierungseinkauf etwa am Wochenende zunehmen. Die Schere wird hier sicher größer werden", so Srnka. Einen Schritt weiter geht Weßner: "Solche Beurteilungen wie bei dm und Schlecker werden zunehmend auch Marktanteile verschieben."
Quelle: pte
 
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