Verantwortung in der Zulieferkette von Vodafone

Verantwortung endet nicht am Werkstor. Im Idealfall beginnt sie vielmehr dort, etwa beim Einkauf: Bei Vodafone Deutschland werden heute nahezu alle Zulieferungen auch nach Nachhaltigkeitskriterien ausgewählt. UmweltDialog sprach darüber mit Dr. Günther Porst, Abteilungsleiter Einkauf.

05.10.2005

Ob Merchandising-Produkte oder Handys, Mobilfunk-Zubehör oder Sendemasten - ein Kommunikationskonzern wie Vodafone bezieht den Großteil seiner Produkte von Zuliefererunternehmen aus aller Welt. Doch unter welchen Bedingungen werden dort die Waren hergestellt? Wie steht es in den Fabriken in Asien, Afrika oder Osteuropa um Arbeitsbedingungen, den Umweltschutz und Korruption? „Nur Unternehmen, die den Herstellungsprozess und die Zulieferkette einem Ethikcheck unterziehen, handeln im Sinne einer konsistenten Nachhaltigkeitsstrategie,“ mahnte jüngst Volker Hauff, Vorsitzender des Deutschen Nachhaltigkeitsrates. 

Das Thema Verantwortung in der Zulieferkette - oder „Corporate Responsibility (CR) in der Supply Chain“, wie der Fachjargon es nennt - ist daher derzeit eines der dynamischsten Felder des betrieblichen Nachhaltigkeitsmanagements. Wie das konsequent in der Praxis umgesetzt werden kann, zeigt das Beispiel Vodafone. Der Mobilfunkanbieter bezieht mittlerweile in Deutschland nahezu alle benötigten seiner Waren und Dienstleistungen nach genau diesen Kriterien. „Grundsätze des ethischen Einkaufens“ nennt Vodafone diese Praxis. Konkret heißt dies: Wer als Zulieferer mit Vodafone ins Geschäft kommen will, muss ethische und soziale Standards „schriftlich versichern und vor allem nachprüfbar belegen“, so Dr. Günther Porst. 
 
Für die Branche ist dies ein wegweisender Schritt. Doch aus Sicht von Vodafone ist dies ein sinnvoller und zielführender Weg.  Es sei ein „gut laufender, kontrollierter Prozess“. Begonnen hat dieser Prozess vor einem Jahr: Im September 2004 verankerte die Vodafone Gruppe ihre Grundsätze des ethischen Einkaufs in den Geschäftsbedingungen. Soziale und ökologische Standards sind seitdem verbindlicher Bestandteil jedes Vertrages und jeder Bestellung, sei es Material oder Dienstleistungen für das eigene Haus oder auch Produkte, die an die Kunden weitergereicht werden. Die Vodafone Gruppe hat dazu weltweit 30 Top-Lieferanten ausgewählt, die über ein „Supplier Self Assessment“ ihre ethischen Regeln darlegen und sich dazu verpflichten. In Deutschland hat Vodafone weitere 100 Lieferanten ausgewählt und sich auch von diesen die Einhaltung der Grundsätze schriftlich zusichern lassen.

Keine Vertrauensseligkeit
 
Doch wie überprüft man das? Es sei „zugegeben leicht und verlockend“ für jeden Zulieferer, entsprechende ethische Zusagen zu machen, berichtet Dr. Porst, wenn ein lukrativer Auftrag eines so potenten Mobilfunkkonzerns wie Vodafone winke. Doch der Leiter des Einkaufs legt Wert auf Überprüfungen.  „Keine Vertrauensseligkeiten! Wir fragen da schon sehr präzise nach.“ Dabei gehen die Einkäufer  von Vodafone stufenweise vor. Im ersten Schritt, so  Porst, werden klassische Merkmale überprüft, wie etwa Unternehmensgröße und -standort, Subzulieferer und Materialien. Stimmen Qualität, Preis und Leistung, werden in weiteren Schritten anhand eines umfassenden Fragenkatalogs nachhaltige Kriterien überprüft. Hat der potenzielle Geschäftspartner einen Umweltbericht oder gar eine CSR-Strategie? Gibt es einen eigenen Code of Ethical Purchasing? Wie steht es um Betriebsvereinbarungen sowie Rücknahme und Entsorgungspläne? „Diese Informationen fließen in ein kalkulierbares Risikoprofil“, sagt Porst. Ergänzt werden sie durch externe Orientierungspunkte wie etwa den Korruptions-Index von Transparency International. Dieser misst den Grad der Korruption in Staaten. All diese Fakten seien „keine Ausschlusskriterien“, wie Porst betont, aber im Zweifel ein Grund, genauer hinzuschauen. Bei Unstimmigkeiten werden dann Audits und Kontrollen vor Ort vorgenommen.

ILO-Kernforderungen im Vordergrund
 
Die Grundsätze des ethischen Einkaufs wurden von der Vodafone Group in Zusammenarbeit mit Lieferanten, Investoren, Nichtregierungsorganisationen und nicht zuletzt natürlich den einzelnen nationalen Sektionen entwickelt. Einen besonderen Stellenwert nehmen dabei die acht Kernforderungen der internationalen Arbeitsorganisation ILO, die sogenannten „Menschenrechtsübereinkommen“, ein. Dazu zählen etwa die Ächtung von Zwangs- und Kinderarbeit sowie die Achtung von Frauen- und Versammlungsrechten.
 
Die Reaktionen auf die Einführung der Ethikregeln seien durchweg positiv gewesen, so der Einkaufsleiter. „Die Geschäftspartner waren sehr kooperativ.“ Dass viele Unternehmen ihre Antworten durch die Unternehmensleitung unterzeichnen ließen, zeige zudem den hohen Stellenwert des Themas. In den kommenden Jahren will man bei Vodafone diese Erfahrungen ausbauen und gemeinsam mit anderen ICT-Konzernen eine gemeinsame Methode für  Lieferantenbewertungen entwickeln.

Quelle: UD
 
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