NGOs: ThyssenKrupp muss für Schäden in Brasilien einstehen

Der Dachverband der Kritischen Aktionäre und ein Bündnis von Nichtregierungsorganisationen fordern ThyssenKrupp auf, für die durch das Stahlwerk in Brasilien entstandenen Schäden Verantwortung zu übernehmen. Das Bündnis lehnt einen Verkauf des defizitären Stahlwerks ab, bevor geschädigte Gruppen an der Bucht von Sepetiba und in Rio de Janeiro durch ThyssenKrupp entschädigt sind.

18.01.2013

Foto: ThyssenKrupp AG
Foto: ThyssenKrupp AG
"Der Vorstand von ThyssenKrupp hat gegen die Regeln verantwortungsvoller Unternehmensführung verstoßen", sagte der Geschäftsführer der Kritischen Aktionäre, Markus Dufner. "Mit der Beteiligung am Schienenkartell hat das Unternehmen gegen Corporate-Governance-Richtlinien verstoßen. Viel gravierender sind aber das Missmanagement beim Stahlwerksbau in Brasilien, der Umgang mit Entschädigungsforderungen und die Rüstungsgeschäfte mit undemokratischen Staaten. Dadurch wurden Wert und Reputation des Unternehmens dramatisch gemindert. Personifiziert wird der moralische Niedergang bei ThyssenKrupp durch Gerhard Cromme, den langjährigen Aufsichtsratsvorsitzenden, dessen Rücktritt wir fordern." Nur einer könne dafür sorgen, so Dufner: "Berthold Beitz, der Vorsitzende der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, die 25,3 Prozent der Anteile an ThyssenKrupp hält."

"Die mangelhafte Planung, Ausführung und Inbetriebnahme des größten Stahlwerks in Lateinamerika an der Bucht von Sepetiba hat die Existenz von 8.000 Fischern vernichtet und bei der lokalen Bevölkerung zu schweren Gesundheitsschäden geführt", sagte Marcos da Costa Melo von der Kooperation Brasilien (KoBra) aus Freiburg. Christian Russau vom Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika (FDCL) ergänzte: "ThyssenKrupp ist den erhobenen Vorwürfen weder ausreichend nachgegangen, noch hat es durch geeignete Maßnahmen dafür gesorgt, eine weitere Gesundheitsgefährdung der Anwohner auszuschließen." Nach dem letzten großen Staubniedergang auf die angrenzenden Wohngebiete Ende Oktober 2012 drohen die Behörden unmissverständlich mit der Schließung. "ThyssenKrupp hat auch zweieinhalb Jahre nach Betriebsbeginn des TKCSA-Werks in Rio keine definitive Betriebsgenehmigung und wird sie angesichts der vom Werk ausgehenden anhaltenden Umweltverschmutzung auch in Zukunft nicht erhalten", so Russau.

Die sozialmedizinische Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international hat Anhaltspunkte, dass die Dokumentation von Gesundheitsschäden der lokalen Bevölkerung - wenn überhaupt - nur unzureichend stattfindet. Gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung und ihren Vertretern fordert medico deshalb eine unabhängige epidemologische Studie über die gesundheitlichen Auswirkungen des Stahlwerkes für Arbeiterinnen und Arbeiter und für die anwohnende Bevölkerung. Eine erste Gesundheitsstudie wird derzeit vom brasilianischen medico-Partner PACS erstellt. "Die Ängste der Bevölkerung vor dem Stahlwerk sind groß, weil TKCSA ihre gesundheitlichen Interessen systematisch missachtet", so Katja Maurer, Pressesprecherin von medico international.

"Trotz aller finanziellen Schwierigkeiten muss ThyssenKrupp auf Rüstungsgeschäfte mit Ländern verzichten, die weder demokratisch sind noch für ihre Bevölkerung ausreichende Gesundheits- oder Bildungsausgaben vorsehen", forderten Dachverbands-Vorstand Dorothea Kerschgens und die Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel!.
Quelle: UD / na
 
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