Chevron zu Schadensersatz in Ecuador verurteilt

Ein Richterspruch nach über 17 Jahren: Das Oberste Gericht der Provinz Sucumbíos im Erdölfördergebiet von Ecuador hat jetzt Chevron für die Schäden verurteilt, die der Konzern - ehemals Texaco - in 26 Jahren Erdölförderung in der Region verursacht hat. Das Urteil verpflichtet das Unternehmen zu einer Entschädigung von mehr als acht Milliarden US-Dollar für die Reinigung der Böden und Flüsse in der Region.

18.02.2011

Emergildo Criollo, Anführer des indigenen Volkes der Cofanes, an einem durch die Ölförderung Texacons (heute Chevron) kontaminierten Fluß in der Nähe seines Hauses. Foto: Caroline Bennett/Rainforest Action Network/flickr.com
Emergildo Criollo, Anführer des indigenen Volkes der Cofanes, an einem durch die Ölförderung Texacons (heute Chevron) kontaminierten Fluß in der Nähe seines Hauses. Foto: Caroline Bennett/Rainforest Action Network/flickr.com
Das Klima-Bündnis begrüßt die Entscheidung des Gerichts. „Das ist ein historisches Urteil, das sich über Ecuador hinaus auswirken wird und denjenigen Mut gibt, die in anderen Erdteilen ebenfalls von Erdölförderung betroffen sind", so Thomas Brose, Geschäftsführer des Klima-Bündnis, der die Situation vor Ort kennt. Das Klima-Bündnis informiert seit vielen Jahren über die Zerstörungen und Verseuchungen durch die Erdölförderung in Amazonien. 2005 und 2009 reisten Delegationen mit KommunalvertreterInnen aus verschiedenen europäischen Ländern in die Region. „Aus Kenntnis der verseuchten ehemaligen Ölfördergebiete im Regenwald unterstützen wir den Vorschlag Ecuadors, das Öl im Nationalpark Yasuní im Boden zu lassen", sagt Dietmar Mirkes, Koordinator des Klimabündnis Luxemburg.

Das Klimabündnis Luxemburg/ASTM unterstützt mit seinen Mitgliedskommunen die „Frente de Defensa de la Amazonía" bei Fortbildungen zu Umwelt- und Menschenrechten. 30.000 EinwohnerInnen der Ölregion in Ecuador schlossen sich 1994 zusammen und verklagten Texaco auf Wiederherstellung des Status Quo vor der Förderung. Sie gründeten die oben genannte „Koalition zur Verteidigung Amazoniens“ als ihre Vertretung, die in ihrem Namen und Auftrag den Prozess führte und fortlaufend die Öffentlichkeit informierte. Im Oktober 2010 war der Präsident der Koalition zu Besuch in Europa und informierte über die Situation vor Ort. Die Koalition bezeichnet das Urteil als fundamentalen Meilenstein auf dem Weg zur endgültigen Behebung der Schäden, auch wenn „kein Geld der Welt die an Krebs Verstorbenen wieder ins Leben rufen kann".

Der Erdölkonzern Chevron, ehemals Texaco, hat in den 1970er und 1980er Jahren mitten im tropischen Regenwald durch seine rücksichtslosen Fördermethoden das weltweit größte Öldesaster angerichtet. Er hinterließ über 600 nichtisolierte Becken mit giftigen Ölrückständen und "entsorgte" 64 Millionen Liter Öl und 76 Milliarden Liter Förderwasser ungeklärt in Flüsse und Seen. Dadurch gelangten zahlreiche krebserregende Stoffe in Böden, Wasser und Nahrungskreisläufe von Mensch und Tier. Zusätzlich zur Geldstrafe von rund acht Milliarden Euro muss Chevron weitere zehn Prozent an den Staat zahlen, wie es die Umweltgesetzgebung Ecuadors vorsieht. Das Urteil fordert weiterhin eine öffentliche Entschuldigung des Konzerns gegenüber den Betroffenen der Region. Falls der Konzern dem nicht nachkommt, wird die Summe verdoppelt. Chevron selbst spricht von Betrug und will Einspruch erheben: „Das Urteil des ecuadorianischen Gerichts ist ungesetzlich und nicht durchsetzbar."
Quelle: UD / na
 
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