Exklusiv-Interview: E.ON setzt auf grüne Zukunft

Versorgungsunternehmen wie E.ON stehen derzeit von allen Seiten unter Druck: Klimafreundlich soll die Erzeugung sein und billig für den Verbraucher. Im Gespräch mit UmweltDialog spricht Christoph Dänzer-Vanotti, Vorstandsmitglied der E.ON AG, über die Rolle Erneuerbarer Energien, Kostentransparenz bei den Verbraucherpreisen und günstige Tarife für sozial Schwache.

25.04.2008

UmweltDialog: E.ON investiert derzeit immens viel Geld in neue, CO2-ärmere Kraftwerke sowie in erneuerbare Energien. Krempeln Sie ihr Geschäftsmodell um?
 
Chistoph Dänzer-Vanotti: Nein, aber wir verändern die Erzeugungstechnologie. E.ON hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, seine spezifischen CO2-Emissionen bis 2030 von 720 g/ KWh auf 360g/ KWh gegenüber 1990 zu halbieren. Und wir haben unsere CO2-Intentität bereits heute auf etwa 500g/ KWh reduziert. Hierbei spielen Investitionen in erneuerbare Energien, aber auch hocheffiziente Kraftwerke sowie das Vorantreiben der Forschung und  Entwicklung für klimafreundliche Technologien eine klare Schlüsselrolle. Zugleich spielen unsere Investitionen in eine CO2-freie bzw. -arme Erzeugung nicht nur unter dem Blickwinkel des Klimaschutzes, sondern in Zeiten der Verknappung und Verteuerung von Emissionszertifikaten auch als Teil unseres Geschäftsmodells eine wichtige Rolle. Ergänzt man dieses Bild noch um die Tatsache der weltweit steigenden Nachfrage nach Energie und der entsprechenden Verteuerung fossiler Rohstoffe, so sind diese Maßnahmen strategische Investitionen in die Zukunftsfähigkeit des Gesamtkonzerns.
 
UmweltDialog: Versorger wie E.ON stehen derzeit von zwei Seiten unter Druck: Einerseits beklagen Verbraucher steigende Strompreise, andererseits wird ihnen ihr Klimaeinfluss vorgeworfen....
 
Dänzer-Vanotti: Tatsache ist, dass die seitens Medien und Öffentlichkeit vielfach geäußerten Forderungen nach einer verlässlichen, preiswerten und zugleich klimaschonenden Stromversorgung die damit verbundenen Zielkonflikte gerne ausblenden. Denn in Zeiten weltweit steigender Nachfrage nach Energie und entsprechender Verteuerung fossiler Rohstoffe wie Gas oder Kohle ist es aus energiepolitischer Sicht nur sinnvoll, auf einen ausgewogenen Energiemix inklusive Kernenergie und natürlich auch erneuerbaren Energien zu setzen, um sich unabhängiger von einzelnen Energiequellen zu machen. Auf der anderen Seite wird aber z. B. speziell in Deutschland neben der CO2-freien Kernenergie zunehmend auch die Kohle aus Klimaschutzgründen abgelehnt, was die Frage aufwirft, womit wir denn dann kurz- und mittelfristig unseren Energiebedarf decken sollen. Denn eine sicherere und wirtschaftliche Versorgung alleine durch erneuerbare Energien ist selbst bei Verfolgung der ehrgeizigsten Ziele von EU und Bundesregierung auf absehbare Zeit nicht möglich.
 
Ich betrachte es daher als unsere Aufgabe, der Öffentlichkeit noch klarer als bisher zu vermitteln, dass jede einzelne Erzeugungstechnologie ihre spezifischen Vor- und Nachteile hat und alleine nicht ausreicht, den Energiebedarf zu decken bzw. ausreichend Energie zu bezahlbaren Preisen bereitzustellen. Eine wichtige Rolle für die Senkung der individuellen Energiekosten sowie des CO2 Fußabdrucks spielt daneben aber auch die Energieeffizienz, bei der wir die Verbraucher auf vielfältige Art unterstützen und konkrete Handlungsmöglichkeiten bestehen.
UmweltDialog: Der beste Weg,Geld zu sparen und das Klima zu schützen, ist
energieeffizienter zu haushalten. Welche quantifizierbaren Potenziale gibt es hier? 

Dänzer-Vanotti: Das Thema Energieeffizienz beginnt bei uns ganz klar im eigenen Unternehmen, was wir vor allem durch umfangreiche Investitionen in die eigenen Erzeugungskapazitäten vorantreiben. So fließen gut 12 Mrd. € unserer letztes Jahr angekündigten 60 Mrd.-Euro-Investitionsoffensive in den Bau neuer, hocheffizienter und umweltschonender Kraftwerke mit dem Ziel, mehr Strom aus weniger Gas bzw. Kohle zu generieren. Auf der anderen Seite stellen wir ein wachsendes Interesse am Thema Energieeffizienz auch bei unseren Kunden fest, die wir entsprechend umfassend beraten und unterstützen. Dies reicht bei uns von Energiechecks und Vor-Ort-Beratungen bis hin zu neuen Technologieangeboten z. B. im Bereich dezentraler regenerativer Heizungssysteme wie KWK-Anlagen oder Wärmepumpen. Weitere Beispiele sind die Förderung von Erdgas als effizienter Kraftstoff sowie die Einführung des Gebäudeenergieeffizienzpasses in Kooperation mit der dena, der Hauskäufern bzw. -eigentümern mehr Transparenz über den energetischen Zustand eines Gebäudes gibt. 

UmweltDialog: Denken Sie hier auch an Lösungen für Verbraucher, damit die ihre Stromrechnung „verstehen“ lernen?
 
Dänzer-Vanotti: Neben der kontinuierlichen Optimierung der eigenen Informationsangebote sowie der Einführung neuer kundenspezifischer Energie- und Tarifprodukte (z. B. Festpreistarife) planen wir derzeit für Haushalte ganz konkret die Einführung von sogenannten intelligenten Stromzählern („Smart Meters“), die dem Verbraucher jederzeit einen Überblick über seine Verbrauchssituation und Einsparmöglichkeiten geben. Derzeit wird der Einsatz dieser Technologie im Rahmen des konzernweiten E.ON@future -Projekts Smart Metering untersucht mit dem Ziel, einen Standard für alle unsere Marktgebiete zu entwickeln und einzuführen.
 
UmweltDialog: Jüngst forderte Bundesumweltminister Gabriel eine Sozialtarif für einkommensschwache Stromkunden. E.ON bietet dies bereits an. Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht? 
 
Dänzer-Vanotti: Zunächst bieten wir den Sozialtarif für einkommensschwache Haushalte in Deutschland - nach Einführung in Bayern - seit 2008 bei allen E.ON Regionalversorgern an und sind damit bislang der einzige Versorger bundesweit. Und ich denke, ein solcher Tarif - der sich grundsätzlich an alle von der GEZ-Gebühr befreiten E.ON Kunden richtet - ist in Zeiten weltweit steigender Energiekosten eine sinnvolle und sozial verantwortliche Maßnahme, was die politischen Äußerungen belegen. Richtig ist aber auch, dass eine dauerhafte und substanzielle Senkung der individuellen Energiekosten vor allem durch eine Steigerung der Energieeffizienz erreicht werden kann und sollte. Beispielhaft hierfür ist für mich das Projekt „Caring Energy“ unserer britischen Market Unit E.ON UK, bei dem wir einkommensschwache Haushalte bei der Identifizierung und Umsetzung von Energiesparmaßnahmen aktiv beraten und unterstützen. Entsprechende Initiativen wollen wir konzernweit weiterverfolgen.
   
UmweltDialog: Herzlichen Dank für das Gespräch!
 
Erfahren Sie in Teil 2 unseres Exklusiv-Interviews mit Chistoph Dänzer-Vanotti mehr  über den Stellenwert von CSR beim E.ON-Konzern, die Rolle des Emissionshandels und welche Chancen erneuerbare Energien und Kombikraftwerke haben. Demnächst bei UmweltDialog! 
Quelle: UD
 
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