GE setzt auf grüne Zukunft

GE-Chef Jeff Immelt steht vor vielen Herausforderungen: Da ist zum einen der Schatten seines Vorgängers Jack Welsh, der ihm nach Ansicht mancher Beobachter „verdammt große Schuhe“ hinterlassen hat. Zum anderen ist General Electric (GE) ein Mischkonzern alter Schule, der vom Föhn bis zum Düsenantrieb so ziemlich alles produziert, was mit Strom betrieben werden kann. In einem Punkt ist sich Immelt aber sicher: Die Zukunft des Konzerns ist grün, und so setzt er auf nachhaltige Produkte.

20.06.2007

Eine Gruppe katholischer Nonnen brachte den Stein ins Rollen: 2002, so wird erzählt, richteten sie eine Anfrage an General Electric, wie das Unternehmen es denn mit dem Klimawandel halte. GE-Vorstand Immelt erkannte frühzeitig die große Reputations- und damit auch Umsatzchance, die im Thema Klimaschutz steckte. „Ecomagination“ war geboren. Drei Jahre später startete das Unternehmen seine groß angelegte Ecomagination-Kampagne, mit der es energieeffizientere und umweltfreundlich produzierte Geräte promotet.

Im Mai letzten Jahres zog der weltgrößte Mischkonzern mit Sitz in Fairfield, Connecticut, nun eine positive Zwischenbilanz: GE berichtete, dass über zehn Milliarden Dollar mit Ecomagination-Produkten erwirtschaftet worden seien. Ein deutlicher Zuwachs zu den 6,2 Mrd. USD, die dies noch in 2004 ausmachten. Hinzu kämen volle Auftragsbücher über weitere 17 Mrd. USD. Das sei eine exzellente Entwicklung, so der Konzern in seinem Ausblick, und das Ziel, in 2010 jährlich 20 Milliarden USD mit der Ecomagination-Linie zu erwirtschaften, rücke in greifbare Nähe. Besonders erfolgreich ist GE dabei in der Sparte regenerativer Energien: Nach der Übernahme des Windenergiegeschäftes in 2002 von Enron hat sich der Umsatz dort beispielsweise vervierfacht.

GE setzt auf die Emerging Markets

Ecomagination ist für GE zudem ein wichtiger Hebel, um in aufstrebenden Märkten Positionen auszubauen. John Rice, Vizevorsitzender von GE sagte dazu Anfang Februar auf einer Konferenz in Neu Delhi, dass man in Indien etwa den Umsatz mit Ecomagination-Produkten bis 2010 auf eine Milliarde Dollar steigern wolle. Nach Angaben des aktuellen Nachhaltigkeitsberichtes erwirtschaftete das Unternehmen in 2004 mehr als ein Drittel seiner Umsätze in Entwicklungsländern. Für die Zukunft erwartet man, dass 60 Prozent der Gewinne in den Märkten China, Russland, Osteuropa, Indien und dem Mittleren Osten erzielt werden.
 
Daneben setzt Immelt ganz handfest auf Lobbyarbeit: In Washington engagiert man sich als Mitglied der „United States Climate Action Partnership“ (USCAP), einer Koalition von Unternehmen und Umweltorganisationen, für strengere Gesetze zum Klimaschutz. In Kalifornien dagegen rudert GE derzeit in die entgegengesetzte Richtung. Die kalifornische Regierung diskutiert intensiv darüber, die wenig energieeffiziente Glühbirne abzuschaffen und durch Energiesparlampen zu ersetzen. Ironie an der Geschichte: die Glühbirne ist eine Erfindung von Thomas Alva Edison, dem Gründer von General Electric. Immelts Lobbyisten müssen daher zur Zeit glaubwürdig den Spagat versuchen, einerseits bundesweit für mehr Klimaschutz einzutreten und zugleich in einem Bundesland den Klimakiller Glühbirne am Markt zu halten. Als „Gipfel der Heuchelei“ bezeichnet dies Frank O´Donnell von „Clean Energy Watch“.
 
Aktionäre besorgt
 
Kritik hagelt es aber vor allem aus dem Lager der Klimabeschöniger:  GE´s  Einsatz gegen den Klimawandel und für strengere Emissionsgesetze ist ihnen ein Dorn im Auge: So hat etwa der „Free Enterprice Action Fund“, eine Gruppe von Aktionären und Fondsbesitzern, GE jetzt per Börsenaufsicht dazu verpflichtet, die Klimastudien und Aktivitäten den Aktionären offen zu legen. Die Sorge der Anleger: Strengere Luftreinhaltegesetzte in den USA könnten den Energiepreis nach oben treiben, was wiederum die Produktionskosten und damit den Ertrag von GE belaste. Das Unternehmen leiste sich somit durch den Klimaschutz ein „Eigentor“.
 
Doch Immelt hat auch Unterstützer: Al Gore etwa nennt das Unternehmen vorbildlich und lässt sich bereitwillig in die Imagearbeit einbinden. Auch viele Umweltverbände sind voll des Lobes. So sagte etwa Jonathan Lash vom World Ressource Institute: „Das ist eine sehr kluge Strategie.“ Trotzdem belohnen die Börsen diesen Trend derzeit nicht: Seitdem Immelt in 2001 den Vorsitz übernommen hat, konnte GE dem Boom der Börse nicht Schritt halten. Während der S & P 500- Index in diesem Zeitraum um 30 Prozent stieg, stagnierte der Wert von GE. Inflationsbereinigt hat das Unternehmen sogar an Wert verloren. Doch in Fairfield gibt man sich weiter optimistisch. GE-Topomanager Ben Heinemann erläutert die Strategie so: „In einer zunehmend globalen und transparenten Welt messen wir unsere Performance in einem breiteren Kontext als nur in Unternehmenszahlen und  Börsennotierungen.“
 
Angriff auf Siemens

Die nachhaltigen Investmentfonds jedenfalls belohnen GE´s Nachhaltigkeitsbemühungen: Ob Allianz, Credit Suisse, Dexia, DWS oder SAM - rund ein Dutzend Fonds halten GE-Aktien unter ihren Top-Ten-Investments. Hinzu kommt, dass die Amerikaner mit ihren Umweltkampagnen manchen Rivalen ausstechen können. In Deutschland etwa gelingt es GE, kontinuierlich Marktanteile vom Wettbewerber Siemens zu erobern. Während die Münchner im hausinternen Korruptionsskandal gefangen sind, hat General Electric seinen Umsatz in Deutschland, Österreich und der Schweiz binnen drei Jahren verdreifacht. Die Zahl der Mitarbeiter von GE Deutschland stieg von 1.000 auf 13.600, berichtet das Handelsblatt. "Das Potenzial für zehn Prozent Wachstum jährlich ist da", versicherte der damalige Deutschland-Chef Thomas Limberger dem Blatt. Zusätzlich Ärger bereitet man Siemens mit einem eigenen Forschungszentrum in Garching: Bereits 60 Wissenschaftler arbeiten dort. Weitere sollen direkt  an der Technischen Universität München abgeworben werden. 
Quelle: UD
 
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