Klimawandel

Klimawandel und Landwirtschaft: ein Teufelskreis?

Der Sommer 2018 setzt Landwirte mit anhaltender Dürre und Hitze enormen Ernteeinbußen aus. Um die Auswirkungen einzudämmen, setzen nun „Permakulturdesigner“ auf die Skalierung der seit Jahrhunderten bewährten Gartenbaumethode. Erste Bewegungen fördern diese regenerative Anbauform und bringen sie in wirtschaftliche Dimensionen.

03.09.2018

Klimawandel und Landwirtschaft: ein Teufelskreis?

Steigt die Erderwärmung bis 2050 um mehr als die zwei Grad, wie sie im Pariser Klimaschutzabkommen als Obergrenze festgelegt wurden, wird die Dürre zu einem Dauerzustand. Wo anderenorts Küstenstädte im Meer verschwinden, wird in Zentraleuropa die Lebensmittelproduktion ohne Wasser zum Erliegen kommen. Ein Umdenken ist also dringend nötig, um die Landwirtschaft als einen der größten Treibhausgasemittenten nachhaltig umzugestalten und sie gleichzeitig gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu wappnen.

Emissionen reduzieren

In der Landwirtschaft, als einer der Hauptverursacher von Treibhausgasen, werden vor allem Kohlendioxid, Stickoxide und Lachgase freigesetzt. Schon allein durch pfluglose Bodenbearbeitung kann allerdings CO2 in großen Mengen fixiert werden, da die Kraftstoffverbrennung der Maschinen entfällt und die Böden nicht umgebrochen, also tieferliegende Schichten nicht freigelegt, werden. Gleichzeitig verbessert sich so die Sauerstoffversorgung des Bodens, durch dessen Mangel sonst Stickstoffe in Lachgase umgewandelt werden. Ein Verzicht auf mineralische Stickstoffdünger reduziert die Lachgasemissionen zusätzlich. Stattdessen können stickstoffbindende Bodendecker und natürliche Düngemittel, wie Klee, eingesetzt werden.

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Schutzmaßnahmen gegen die Klimaextreme

Andererseits sind reaktive Maßnahmen auf zunehmende Überschwemmungen und andauernde Hitzeperioden dringend nötig, um eine zukunftsfähige Lebensmittelversorgung zu gewährleisten. Der Fokus liegt hierbei vor allem auf dem Bodenschutz, damit der Boden mehr Wasser speichern kann und weniger Feuchtigkeit verdunstet.

Ohne den Einsatz schwerer Erntemaschinen ist die Verdichtung des Bodens schon weitaus geringer und ermöglicht eine dichtere Durchwurzelung. Dies ist nicht nur erforderlich für Wasser- und Nährstoffkreisläufe, sondern festigt die Bodenschichten und schützt sie somit vor Erosion und Verschlammung. Auch eine kurze Fruchtfolge mit Zwischenpflanzen lockert die Böden auf. Diese Zwischenfrüchte können zusätzlich als Biomasse durch oberflächige, pfluglose Bodenbearbeitung genutzt werden, um dessen Struktur nicht erneut aufzubrechen und sogar Agrarchemie zu ersetzen.

Ähnlich wie dieser Vorgang des Mulchens, reguliert ebenso die dichte Pflanzung von Bodendeckern die Temperatur des Bodens. Durch die Bedeckung der Erdoberfläche bildet sich Schatten und weniger Wasser aus den unterirdischen Wasserreserven verdunstet. Um zudem mehr Wasser zu speichern, bedarf es der Regeneration der Humusschichten, also eben dem Einbringen von Biomasse für lebendige Bodenorganismen und dem Einsatz mehrjähriger Pflanzen.

„Ein Wandel in der Landwirtschaft hin zu biodynamischem Anbau, Agroforst und Permakultur ist überlebenswichtig. Nur so gerät unsere Lebensmittelproduktion wieder mit der Umwelt ins Gleichgewicht und wird zukunftsfähig“, so Daniel Wetzler, Permakulturdesigner der Permagold eG.

Junge Pflanzen auf dem Ackerfeld.
Junge Pflanzen auf dem Ackerfeld.

Vorteile dauerhafter Landwirtschaft: Permakultur und Agroforst

Mehrjährige Pflanzen in artenreichen Ökosystemen wie in der Permakultur und im Agroforstanbau, zahlen genau auf diese Bodenschutzmaßnahmen ein, Sie steigern die Wasserspeicherkapazität und verringern die Verdunstung, um ihn widerstandsfähiger gegen die Folgen von Überschwemmungen und langen Trockenperioden zu machen.
Agroforstsysteme unterbrechen beispielsweise monokulturellen Anbau von einjährigem Getreide mit Reihen von Nuss- oder Obstbäumen, deren Wurzeln Nährstoffe und Wasserreserven aus der Tiefe zur Verfügung stellen und den Boden festigen. In Permakultursystemen steigert sich die Symbioseleistung durch die Nutzung ausschließlich mehrjähriger Pflanzen zusätzlich. Dichte Unterpflanzungen in unterschiedlichen Höhenschichten nutzen den vorhandenen Platz, spenden sich gegenseitig Schatten oder dienen als natürliche Pflanzenschutz- und Düngemittel.

Regenerative Landwirtschaft in der Wirtschaft

Erste Beweise für das wirtschaftliche Potential von Permakultursystemen liefert die Supermarktkette real und bietet bereits ein exklusives Obst- und Gemüsesortiment, das selbst Biostandards übertrifft. Um mehr Menschen zu aktivieren und ohne langwierige politische Entscheidungen handlungsfähig zu machen, investieren Genossenschaftsmitglieder bei Permagold in den Aufbau regenerativer Anbausysteme. Gemeinsam finanzieren sie den Erwerb der Flächen, die Planung der Pflanzungen und letztlich die Bewirtschaftung der Plantagen. Was seit Jahrhunderten erfolgreich im Gartenbau angewandt wird, findet so den Weg aus der Nische. Denn regenerative Anbaumethoden bieten dringend benötigte Lösungen, um den Klimawandel einzudämmen und gleichzeitig die Landwirtschaft vor dessen unvermeidbaren Auswirkungen zu schützen.

Quelle: UD/pm
 

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