Politik

„Land Grabbing“ – Steigender Landhunger

In den vergangenen Jahren hat sich weltweit die Debatte über die Nutzung von Land zugespitzt. Dabei steht häufig das Problem des sogenannten Landgrabbing im Mittelpunkt: Ausländische Konzerne kaufen in Entwicklungsländern große Flächen auf, um dort Produkte für den Export anzubauen. Es wird aber oft übersehen, dass bereits viele Flächen in Entwicklungsländern dafür genutzt werden, Produkte für Industrieländer anzubauen.

30.01.2018

„Land Grabbing“ – Steigender Landhunger zoom
Weltweit wächst die kommerzielle Nachfrage nach Anbauflächen für den globalen Markt.

Ackerland – das neue grüne Gold. Weltweit wächst die kommerzielle Nachfrage nach Anbauflächen für den globalen Markt. Ganz vorne dabei sind Akteure aus China,
Südkorea und von der arabischen Halbinsel. Der Grund ist offensichtlich: All diese Länder verfügen nicht über genug eigene Anbauflächen und haben eine zahlungskräftige
Bevölkerung, die hohen Bedarf an Nahrungsmitteln anmeldet (vor allem der Fleischkonsum ist kritisch, denn Tierhaltung braucht besonders viel Ackerland). Aber auch Europa ist bei dem großen Spiel nicht unschuldig. Das zeigt eine aktuelle Studie der Menschenrechtsorganisation
FIAN. Die Publikation dokumentiert u.a. Fälle von Landgrabbing in Sambia, Uganda, Kongo und Mosambik. Die Fallbeispiele zeigen, dass großflächige Agrarinvestitionen
menschenrechtlich hochsensibel sind. In vielen Ländern sind 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung in der kleinbäuerlichen Landwirtschaft tätig. Durch den Flächenhunger von
Agrarinvestoren verlieren Millionen von Menschen ihre Existenzgrundlage.

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Dazu Roman Herre, Agrarreferent von FIAN Deutschland: „Vor genau zehn Jahren berichteten die Medien erstmals über moderne Landnahmen, auch Landgrabbing genannt. Private und staatliche Investoren sind seitdem ständig auf der Suche nach riesigen Landflächen, um Agrartreibstoffe anzubauen, Nahrungsmittel zu exportieren oder um damit schlicht zu spekulieren. Oftmals werden hierdurch örtliche Gemeinden von ihrem Land vertrieben. Die jüngste Absage von Bundeskanzlerin Merkel an die ‚klassische Entwicklungshilfe‘ und die Ankündigung einer verstärkten Zusammenarbeit mit Konzernen und Finanzinvestoren lassen für die Landwirtschaft wenig Gutes erwarten“.

Freiwillige Selbstverpflichtung unzureichend

Wie wenig internationale Finanzinvestoren sich für die sozialen Auswirkungen
ihrer Aktivitäten interessieren, zeigt das viel gelobte Beispiel der „UN-Prinzipien für verantwortungsvolle Investitionen“ (PRI). Eine aktuelle Untersuchung des Thinktanks E3G kommt zu dem Ergebnis, dass bei knapp 1.000 dort beigetretenen Konzernen und Investoren im Schnitt eine Person pro 14 Milliarden US-Dollar verwaltetem Vermögen angestellt wird, die sich um ökologische und soziale Auswirkungen der Investments kümmert. „Es ist absurd anzunehmen, dass auf diese Weise ein relevanter Beitrag gegen Umweltschäden oder Menschenrechtsverstöße geleistet wird“, so Roman Herre weiter. „Die Zahlen belegen die Notwendigkeit einer internationalen Regulierung anstelle freiwilliger Selbstverpflichtungen.“

 
 

Mehr zum Thema

UD Magazin Risiko
Quelle: UmweltDialog
 

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