Politik

Arktis: Rohstoff-Wettrennen hat längst begonnen

Die Arktis, lange Zeit als durch extremes Klima geschützt und vom Menschen unberührt geltend, sieht sich durch steigende Temperaturen und zurückgehende Eismassen des Nordpolarmeeres zunehmenden Veränderungen ausgesetzt. Über zukünftige wirtschaftliche und militärische Perspektiven hat jetzt Felix Schneider vom Institut für Strategie und Sicherheitspolitik der Landesverteidigungsakademie Wien im Rahmen des Vortrags "Kalter Krieg und Heißes Eis: Konfliktraum Arktis im 20. und 21. Jahrhundert" referiert.

30.04.2018

Arktis: Rohstoff-Wettrennen hat längst begonnen

Über die vielfältige Art der zukünftigen Nutzung besteht laut Schneider kein Zweifel: "Die Arktis ist mehr als eine Ansammlung von Eiswürfeln im Norden", wie der Experte gleich zu Beginn seines Vortrags feststellt. Vielmehr bietet die Region der Zehn-Grad-Juli-Isotherme Bodenschätze, die sich nach 150 Millionen Jahren, als die Arktis noch ein subtropischer Kontinent war, heute etwa 4.000 bis 5.000 Meter unter der Erdoberfläche befinden.

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Durch steigende Temperaturen wird in Zukunft auch der erleichterte Zugang zu diesen Bodenschätzen ermöglicht: "Heutige Berechnungen gehen davon aus, dass in den Jahren 2040 bis 2059 erstmals ein Durchqueren des Nordpolarmeers per Schiff möglich ist, ohne auf Eis zu stoßen", wie Schneider erklärt. Dies rufe wiederum die Anrainerstaaten der Arktis auf den Plan, die ihrerseits Ansprüche geltend machen wollen. In Zeiten globaler Rohstoffknappheit seien vermutete Vorkommen wie in der Arktis so etwas wie ein "Jackpot".

Streit um Arktis vorprogrammiert

Für Kanada, die USA, Norwegen, Dänemark (durch Grönland) und Russland rückt durch den rasanten Rückgang des Polareises der Abbau der arktischen Bodenschätze in greifbare Nähe. Doch auch andere Global Player melden Ansprüche an: "Die Chinesen sagen: 'Die Arktis gehört jedem, nicht nur den angrenzenden Ländern.' Meiner Meinung nach haben sie da völlig Recht", sagt Schneider. Es stehe nirgends geschrieben, wer ein Vorrecht auf die nördlichste Region unserer Erde habe.

Und doch sind es Russland, das vor mehr als zehn Jahren mittels zweier Mini-U-Boote eine russische Flagge in den Meeresboden der Arktis setzte und das Polarmeer als "Russisches Meer" bezeichnet, und die USA, für die die Region auch militärisch-strategische Relevanz besitzt: Der Weg über die Nordpolarroute weist die kürzeste Distanz zwischen den beiden Mächten auf - auch für militärische Zwecke, wie Schneider betont: "Wenn in Zukunft alles abschmilzt, könnte sich die Arktis zu einem neuen Schlachtfeld entwickeln."

Rund 50 Milliarden Barrel Erdöl, 1,3 Billionen Kubikfuß Erdgas und 42 Milliarden Barrel Flüssiggas vermuten Experten tief unter der flächenmäßig immer kleiner werdenden Schicht aus drei bis fünf Metern dickem Eis. "Die Russen entwickeln Atom-Eisbrecher, von denen sie schon mehr als ein Dutzend besitzen, um schnellen Zugriff zu ergattern. Die USA hinken dieser Entwicklung noch hinterher", weiß Schneider. Und auch die aufstrebenden Chinesen stellen sich im Wettlauf um die Arktis immer besser auf, wie Schneider abschließend erklärt.

Quelle: UD/pte
 

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