Verteilungsgerechtigkeit

Renaissance zwischen Rhein und Ruhr

Marode Infrastruktur und Schulen, fehlende Forscher und hoch verschuldete Kommunen – das Ruhrgebiet plagen zahlreiche Probleme. Doch die Region hat auch Potenziale, zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft. Um die zu heben, müssen Bund, Land und Regionalverband mehr Verantwortung übernehmen.

05.11.2018

Renaissance zwischen Rhein und Ruhr
Der Duisburger Hafen ist ein Beweis für die Wandlungsfähigkeit des Ruhrgebiets.

Das Ruhrgebiet ist mit 5,1 Millionen Einwohnern zwar der größte deutsche Ballungsraum, es konnte am Boom der Städte seit dem Jahr 2000 aber nicht teilhaben. Die Liste der Probleme ist lang: In keiner anderen deutschen Metropolregion arbeiten so wenige Frauen – die Quote liegt bei lediglich 48 Prozent –, nirgends ist die Arbeitslosigkeit so hoch, die Infrastruktur so marode und werden so wenige neue Unternehmen gegründet. Die Industrie, einst das Herz der Region, schrumpft weiter.

Ein Grund dafür ist, dass der Strukturwandel von der Schwerindustrie zu Wachstumsbranchen verpasst wurde. Dadurch mangelt es heute an Geld für Investitionen: Die Steuerkraft der Ruhrgebietskommunen ist mit 692 Euro je Einwohner stark unterdurchschnittlich. „Die Städte im Ruhrgebiet können sich viele Investitionen schlichtweg nicht leisten und fallen daher weiter zurück“, erklärt IW-Wissenschaftler Klaus-Heiner Röhl. Das schwächt auch den Forschungsstandort. Im Ruhrgebiet arbeiten nur knapp 3,5 von 1.000 Beschäftigten im Bereich Forschung und Entwicklung, weniger als halb so viele wie im Bundesdurchschnitt. „Die Mischung aus schlechter Infrastruktur, Problemen in der Bildung und fehlendem Geld ist fatal“, sagt Röhl.

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Entscheidend für die Zukunft ist daher, dass sich Bund und Land ihrer Verantwortung für den Raum zwischen Rhein und Ruhr bewusst werden und in der Region gezielt investieren. Konkret heißt das: Mehr Geld für die marode Infrastruktur und eine Neuausrichtung der Regionalpolitik zugunsten der schwächeren Regionen in Westdeutschland. Doch auch die Kommunen müssen umdenken und vor allem mehr Gewerbeflächen schaffen, um Unternehmen anzulocken.

Es gibt Hoffnung

Denn es gibt auch Aspekte, die Hoffnung machen: Das Ruhrgebiet ist vergleichsweise jung, die ungünstige demographische Entwicklung konnte zuletzt gestoppt werden und der Fachkräfteengpass ist weniger ausgeprägt als in anderen Regionen Deutschlands. Zudem ist die Hochschullandschaft konsequent ausgebaut worden. Vor allem aber schneiden die Städte und Gemeinden an der Ruhr bei der Digitalisierung vergleichsweise gut ab: Rund 85 Prozent der dortigen Haushalte haben einen Breitbandanschluss. Deutschlandweit sind es nur 76 Prozent. „Das Ruhrgebiet kann eine wirtschaftliche Renaissance erleben, wenn gezielt umgesteuert wird“, erklärt Röhl. Gerade ein stärkeres Zusammenspiel aus Unternehmen, Hochschulen und der Politik könnte wichtige Impulse setzen.

Die komplette Studie finden Sie hier.

Quelle: UD/fo
 

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