Politik

England: Armut wächst ungebremst

Fast die Hälfte aller arbeitenden Familien im Osten Englands befindet sich in einer prekären finanziellen Situation. Dies geht aus einer aktuellen Erhebung der Wohltätigkeitsorganisation Shelter hervor. Rund 3,8 Mio. Familien hätten bei einem plötzlichen Verlust des Arbeitsplatzes gerade einmal genug Geld, um die Miete oder Hypothek für einen weiteren Monat zu bezahlen. Aufgrund dieser alarmierenden Ergebnisse wird die Regierung zu befristeten Unterstützungsmaßnahmen aufgefordert.

28.04.2014

"Wenn ich in Deutschland oder Österreich meinen Arbeitsplatz verliere, stehe ich nicht sofort vor dem Nichts. Zunächst gibt es für ein Jahr Arbeitslosengeld und dann Sozialhilfe. Keiner muss in dieser Zeit daher ausschließlich auf seine Ersparnisse zurückgreifen. Es fällt mir daher schwer zu glauben, dass es so etwas in einem so entwickelten Industrieland wie England nicht gibt, beziehungsweise die Unterstützungen derartig gering ausfallen, dass so viele Familien tatsächlich auf der Straße landen könnten", erklärt ein Analyst.

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Natürlich sei es denkbar, dass Besitz wie ein Haus verkauft und andere Schwierigkeiten in Kauf genommen werden müssten. Der Verlust des Arbeitsplatzes sei immer ein schwerer Schlag. Doch dass die Familien dann nur noch auf ihre Ersparnisse zurückgreifen können, erscheine unwahrscheinlich. Dies umso mehr, als die Ersparnisse junger und mittelalter Familien in keinem Land sehr groß seien. "Auch in Deutschland haben die meisten Menschen vor ihrem 40. Lebensjahr kaum die Möglichkeit, ausreichend Geld beiseite zu legen. Daher ist die Sparquote im Alter von 15 bis 40 Jahren sehr gering", schildert der Experte.

Die Regierung wisse das und stelle normalerweise Familienhilfen zur Verfügung. Dies ist, wie aus der Meldung hervorgeht, auch in Großbritannien der Fall. Überdies sind Rücklagen wie eine Lebensversicherung laut dem Fachmann hierzulande nur für die Altersvorsorge relevant, nicht zur Hilfe bei plötzlicher Arbeitslosigkeit.

Kaum ausreichend Ersparnisse da

Die Resultate basieren auf einer Befragung des MeinungsforschungsinstitutsYouGov, an der 7.500 Erwachsene, die eine Miete oder Hypothek bezahlen, teilgenommen haben. Den Ergebnissen zufolge sind 44 Prozent der arbeitenden Familien mit Kindern unter 18 Jahren nur einen Gehaltscheck davon entfernt, ihr zu Hause aufgrund von Arbeitslosigkeit zu verlieren. 29 Prozent der Teilnehmer wären bei einem Wegfall des Einkommens gar nicht in der Lage, die Wohnkosten weiterhin aufzubringen.

"Wir können jeden Tag den Beweis dafür sehen, dass ein Unglück, wie ein plötzlicher Arbeitsplatzverlust oder eine Erkrankung, ausreicht, um jeden von uns dem Risiko auszusetzen, das eigene Zuhause zu verlieren", schildert Liz Clare, eine Beraterin bei Shelter. "Extrem hohe Wohnkosten und stagnierende Löhne haben zur Folge, dass Sparen für einige Menschen endgültig der Vergangenheit angehört. Somit haben viele von uns nicht genügend Ersparnisse, um nach dem Verlust des Arbeitsplatzes wieder auf die Beine zu kommen".

Quelle: UD/pte
 

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