Soziales Engagement

Aspirin Sozialpreis für Tuberkulose-Aufklärungsprojekt

Die Gewinner des "Asprin Sozialpreises 2014" stehen fest: Das Projekt "Explain TB" des Forschungszentrums Borstel in Schleswig-Holstein belegt mit einem neuartigen Konzept der Tuberkulose-Aufklärung den mit 15.000 Euro dotierten Platz 1. Eine Handy-App informiert Betroffene in Form von Faktenblättern und Videos in 33 Sprachen ausführlich über die Krankheit, an der in Europa immer noch jedes Jahr eine halbe Million Menschen erkranken.

16.05.2014

Aspirin Sozialpreis für Tuberkulose-Aufklärungsprojekt zoom
Aspirin Sozialpreis 2014: Das Projekt Explain TB erhält den 1. Platz.

Auf Platz 2 erhält das von Studierenden betriebene Internetportal "Was hab‘ ich?" ein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro. Patienten können dort medizinische Befunde in eine leicht verständliche Sprache übersetzen lassen. 5.000 Euro für Platz 3 gehen an die Initiative "Discovering Hands" aus Mülheim an der Ruhr, die den überlegenen Tastsinn blinder Frauen zur Brustkrebs-Früherkennung einsetzt. Die Bayer Cares Foundation ehrte die Preisträger am 13. Mai 2014 in Dormagen im Rahmen ihres "Bayer Cares Day", einer Dialog-Veranstaltung zum sozialen Engagement im Gesundheitswesen.

"Alle ausgezeichneten Projekte praktizieren neue Lösungen und besitzen Modellcharakter", sagt Michael König, im Vorstand der Bayer AG unter Anderem verantwortlich für Personal und Vorstand der Bayer Cares Foundation. "Sie verbinden auf vorbildhafte Weise Innovation und persönliches Engagement und leisten dadurch wertvolle Beiträge für die Gesundheitsversorgung."

"Der Aspirin Sozialpreis ehrt stellvertretend Initiativen, von denen das deutsche Gesundheitswesen enorm profitiert. Bürger und Experten ergänzen mit ihrem größtenteils ehrenamtlichen Einsatz die Patientenversorgung und leisten unverzichtbare Aufklärungsarbeit", erläutert Prof. Dr. Karl Max Einhäupl, Vorstandsvorsitzender der Charité - Universitätsmedizin Berlin und Mitglied der Preis-Jury.

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Platz 1 Aspirin Sozialpreis 2014: "Explain TB"
In den vergangenen fünf Jahren hat sich die Anzahl der Tuberkulose-Erkrankungen in Deutschland kaum verringert. Bei Kindern steigen die Zahlen sogar. 2012 verzeichnete das Robert Koch-Institut in Berlin insgesamt 4.220 Fälle. Global betrachtet führt Tuberkulose noch immer die Statistik der tödlichen Infektionskrankheiten an: Mehr als 1,3 Millionen Menschen weltweit sind 2012 daran gestorben; 8,6 Millionen Neuerkrankungen wurden gezählt.

Die Hälfte der Menschen, die in Deutschland jährlich neu an Tuberkulose erkranken - der bundesweite Durchschnitt liegt gegenwärtig bei 5,2 Fällen auf 100.000 Einwohner - sind Migranten. "Ein großer Teil der Tuberkulosepatienten in Europa ist aufgrund von Sprachbarrieren oder Analphabetismus durch konventionelle Aufklärungsmaterialien nicht erreichbar", erläutert Christian Herzmann vom Forschungszentrum Borstel, Leibniz-Zentrum für Medizin und Biowissenschaften. Ein allgemeines Hindernis für die Aufklärung und einen angemessenen Umgang mit der Krankheit sei deren Stigmatisierung als Armutserkrankung. Die App versorgt die Betroffenen direkt mit allen wichtigen Informationen.

Neben übersichtlichen Fakten in Textform setzt die Initiative gezielt Videos ein, um insbesondere auch Analphabeten und Kinder zu erreichen. "ExplainTB! möchte eine Bibliothek von kurzen Aufklärungsfilmen für Tuberkulosepatienten und deren Angehörige aufbauen. Die Filme sind in zahlreichen Sprachen verfügbar und über QR-Code-Poster für Ärzte, Pflegepersonal, Sozialarbeiter, Mitarbeiter der Gesundheitsämter und Betroffene selbst kostenlos verfügbar", so Herzmann. Unterstützungswillige können sich an dem sogenannten Crowdfunding-Projekt finanziell beteiligen.

Fotos: Bayer

Platz 2 Aspirin Sozialpreis 2014: "Was hab‘ ich?"
Ärztliche Diagnosen sind für Patienten oft schwer zu verstehen. Mit dem Internet-Portal "Was hab‘ ich?" bietet ein Netzwerk von rund 120 Studierenden von 35 Universitäten kostenlose Übersetzungen von medizinischen Befunden in eine leicht verständliche Sprache an. Nutzer können ihren Befund anonym im Webportal hochladen oder per Fax einschicken und erhalten innerhalb weniger Tage eine Übersetzung. Die Medizinstudenten höherer Semester arbeiten ehrenamtlich für das Projekt und bereiten sich dadurch auch praxisbezogen auf das Berufsleben vor. Für schwierige Fälle steht den Studierenden ein Team aus 70 Ärzten und Psychologen beratend zur Seite.

"Wir haben viele positive Erfahrungen gemacht. Wir merken, dass die Patienten das Angebot brauchen und bekommen die Rückmeldung, dass es auch Mut macht, der Erkrankung entschlossener entgegenzutreten", berichtet Mitbegründerin Anja Bittner.

Dieser einzigartige Patienten-Service wird als Sieger eines Online-Votings zusätzlich mit dem Publikumspreis ausgezeichnet, der mit 5.000 Euro dotiert ist.

Platz 3 Aspirin Sozialpreis 2014: "Discovering Hands"
Brustkrebs ist nach wie vor die häufigste Krebserkrankung und eine der häufigsten Todesursachen von Frauen - jedes Jahr erkranken in Deutschland knapp 60.000 Frauen daran. Das unter der Schirmherrschaft des Gesundheits-Ministeriums des Landes Nordrhein-Westfalen stehende Projekt "Discovering Hands" aus Mülheim an der Ruhr nutzt den überlegenen Tastsinn blinder und sehbehinderter Menschen zur Brustkrebs-Früherkennung.

In einer neunmonatigen Ausbildung werden Frauen zu sogenannten Medizinischen Tastuntersucherinnen ausgebildet. Die qualitätsgesicherte, standardisierte Tastuntersuchung bietet ein erhöhtes Maß an Sicherheit in der Früherkennung und eine patientengerechte Untersuchungssituation. "Das Innovative ist, dass der Tastsinn von Blinden und Sehbehinderten in die medizinische Diagnostik eingebracht worden ist", erläutert Frank Hoffmann von der Initiative "Discovering Hands" und betont: "Aus Behinderung wird Begabung - genau gesagt eine Stärke, die zum Wohle von anderen Menschen eingebracht werden kann."

Quelle: UD/cp
 

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