UN-Entwicklungsziele

Deutschland muss nachsitzen

Anlässlich der jetzt in Dakar, Senegal, stattfindenden Finanzierungskonferenz der Globalen Bildungspartnerschaft (Global Partnership for Education, GPE), ausgerichtet von Senegals Präsidenten Macky Sall und Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron, kommentieren das Netzwerk der zivilgesellschaftlichen Organisationen Globale Bildungskampagne, ONE und Global Citizen.

06.02.2018

Deutschland muss nachsitzen
ONE und Global Citizen fordern ein stärkeres deutsches Engagement in der Bildungspartnerschaft.

Jan-Thilo Klimisch, Co-Sprecher der Globalen Bildungskampagne und Referent der Christoffel-Blindenmission (CBM), der die Konferenz vor Ort verfolgt: "Die Bundesregierung hat heute in Dakar einen peinlichen Auftritt hingelegt: der Entwicklungsminister fehlt, lediglich der deutsche Botschafter vor Ort hat ein dünnes Statement verlesen. Die Bundesregierung lässt 264 Millionen Kinder im Stich, die weltweit nicht zur Schule gehen können - wie vor allem Mädchen, Kinder mit Behinderungen und weitere besonders benachteiligte Gruppen. Daran ändert auch die Mitteilung des Ministeriums von gestern nichts, mit der man krampfhaft versucht, sich in ein besseres Licht zu rücken. Die Bundesregierung hat die zentrale Bedeutung von Grundbildung leider immer noch nicht verstanden, um die am stärksten Benachteiligten zu erreichen. Die zugesagte finanzielle Unterstützung Deutschlands ist de facto ein Schlag ins Gesicht der Entwicklungsländer, die ihre eigenen Bemühungen deutlich steigern wollen, um inklusive, chancengerechte Bildungssysteme aufzubauen. Die kommende Bundesregierung wird nachsitzen und den Klassentest wiederholen müssen. Das Parlament hat heute bereits die Gelegenheit, eine Kurskorrektur vorzunehmen. Parallel zu Dakar wird in Berlin über Deutschlands Beitrag zur GPE diskutiert. Wir erwarten, dass noch dieses Jahr deutlich nachgebessert wird. Statt der dürftigen 9 Millionen Euro pro Jahr fordern wir eine Steigerung auf 100 Millionen Euro jährlich. Das entspricht nicht nur dem Bedarf der Partnerländer, sondern auch der Wirtschaftskraft Deutschlands."

Stephan-Exo-Kreischer, Deutschland-Direktor ONE kommentiert: "Wir befinden uns mitten in einer globalen Bildungskrise und es findet eine Konferenz statt, deren Erfolg darüber entscheiden kann, ob in den kommenden vier Jahren 26 Millionen weitere Kinder in die Schule gehen können - und die Bundesregierung stellt sich taub. Das ist schon erstaunlich für ein Land, das Gründungsmitglied der Globalen Bildungspartnerschaft ist und das internationale Verantwortung übernehmen möchte. Eine Viertelmilliarde Kinder ohne Zugang zu Bildung sind offenbar noch nicht alarmierend genug. Die neun Millionen Euro, die Deutschland pro Jahr zugesagt hat, wurden bereits 2016 beschlossen. Entwicklungsminister Gerd Müller wurde in der Vergangenheit nie müde zu betonen, wie wichtig es ist, Perspektiven zu schaffen für die Menschen, die besonders von Armut betroffen sind. Hier hätte er die Gelegenheit gehabt, den Worten konkrete Taten folgen zu lassen, aber in Dakar war er weit und breit nicht zu sehen."

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"Mehr Mittel für Bildungsgerechtigkeit"

Carolin Albrecht, Leiterin Global Citizen Deutschland: "Bildung ist Zukunft und in Zukunft muss man investieren! Deutschlands finanzielle Unterstützung für die Bildungschancen von Kindern weltweit hinkt leider der Rhetorik meilenweit hinterher. Der geschäftsführende Entwicklungsminister Gerd Müller hat wiederholt bekundet, dass Bildung zentral für die deutsche Entwicklungspolitik ist und 25 Prozent des Etats seines Hauses in Bildung fließen sollte. Wir sind enttäuscht, dass er es in vier Jahren Amtszeit nicht geschafft hat, den deutschen Beitrag an die GPE auf einen fairen Anteil anzuheben. Für die neue Bundesregierung heißt es jetzt: nachsitzen, und so schnell wie möglich mehr Mittel für Bildungsgerechtigkeit einsetzen."

Um der weltweiten Bildungskrise entgegenzutreten, richten der senegalesische Präsident Macky Sall und sein französischer Amtskollege Emmanuel Macron am ersten und zweiten Februar die Finanzierungskonferenz der Globalen Bildungspartnerschaft (GPE) in Dakar, Senegal, aus. Seit ihrer Gründung im Jahr 2002 verfolgt die GPE das Ziel, Bildungssysteme in den ärmsten Ländern zu verbessern, um insbesondere Kindern, die am stärksten von Armut und Konflikten betroffen sind, Zugang zu hochwertiger Bildung zu ermöglichen.

Quelle: UD/na
 

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