Soziales Engagement

Unbegleitete Kinderflüchtlinge in Gefahr

1.300 unbegleitete geflüchtete Kinder sind aufgrund der rigiden Grenzpolitik und unzureichender Schutzsysteme auf der gesamten Balkanroute verstärkt von Ausbeutung, Gewalt und Menschenhandel bedroht. Zu diesem Schluss kommen zwölf nationale und internationale Hilfsorganisationen, darunter das International Rescue Commitee und Save the Children, in ihrem gemeinsamen aktuellen Bericht "Out of Sight, Exploited and Alone". Mit dem Bericht beleuchten die Organisationen Probleme, die sich zu großen Teilen im Verborgenen abspielen. Denn viele geflüchtete Kinder entlang der Balkanroute vermeiden registriert zu werden und tauchen ab, da sie die Behörden fürchten und hoffen nach Mitteleuropa zu gelangen.

14.04.2017

Unbegleitete Kinderflüchtlinge in Gefahr

Die staatlichen Sozialsysteme entlang der Balkanroute versagen zu einem großen Teil darin, die Lage dieser besonders gefährdeten Kinder richtig einzuschätzen und sie entsprechend zu unterstützen. Die jüngsten Kinder sind erst neun Jahre alt und haben eine über 1.000 Kilometer lange Flucht vor Krieg oder extremer Armut ohne Eltern oder erwachsene Begleitpersonen hinter sich. Sie bleiben für die meisten Behörden unsichtbar. Selbst wenn sie identifiziert sind, werden sie unter unzureichenden Bedingungen festgehalten oder sogar eingesperrt. In dieser aussichtslosen Lage verzweifeln die Kinder und werden so noch mehr in die Hände von Schmugglern und Menschenhändlern getrieben, die ihnen als ihre letzte Hoffnung erscheinen.

Seit vor einem Jahr die Grenzen geschlossen und der EU-Türkei-Deal verabredet wurden, sind die Risiken für Kinder erheblich gestiegen. Weil unbegleitete Kinderflüchtlinge auf ihrer Flucht wegen der mangelhaften Registrierungen unerkannt bleiben, sind sie noch abhängiger von Schleppern und Menschenhändlern. Der Bericht zeigt, wie diese Kinder von Schmugglern missbraucht und ausgebeutet werden, um sich das Geld für die Flucht Richtung Norden zu verdienen. Während viele versuchen, sich den massiven Stress, die Gefahren und die Vernachlässigung nicht anmerken zu lassen, zeigen ihre selbst gemalten Bilder schaurige Details der Brutalität, der sie auf der Reise ausgesetzt sind, die sie eigentlich in Sicherheit bringen sollte.

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Behörden überfordert

"Die nationalen Behörden auf dem Balkan sind überfordert, die Kinder zu registrieren und zu schützen", beklagt Jelena Besedic, Advocacy Manager für Save the Children in Serbien. "Vor Ort gibt es weder geeignete Unterbringungen noch ausreichend qualifizierte Unterstützung hinsichtlich ihrer besonderen Bedürfnisse. Es gibt für die Kinder so gut wie keine sicheren und legalen Wege nach Europa. Viele versuchen, den staatlichen Behörden auszuweichen und bleiben damit häufig außerhalb der Reichweite humanitärer Organisationen, auch, weil sie von Schleppern manipuliert oder bedroht werden. Das erhöht entsprechend ihre Risiken für Ausbeutung und Gewalt."

Der Mangel an kindergerechten Unterkünften bedeutet vor allem für die Alleinreisenden, selbst wenn sie als Kinder identifiziert werden, dass sie oft zusammen mit fremden Erwachsenen oder unter gefängnisähnlichen Bedingungen untergebracht werden. Das ist vor allem in Bulgarien und Ungarn der Fall.

Identifizierte Kinder werden oft einem Vormund zugewiesen, der nicht auf diese Aufgabe vorbereitet oder überhaupt überprüft wurde und der über keine ausreichende Befugnis oder Mittel verfügt, seiner Aufgabe und Verantwortung gerecht zu werden. Kinder erklärten, dass sie kaum Informationen über ihre Rechte und legalen Möglichkeiten erhalten.

"Jedes Kind muss Zugang zu umfassender Betreuung und Unterstützung bekommen", fordert Ashleigh Lovett, Advocacy Koordinator des International Rescue Committee in der Region. "Wir müssen alle Regierungen zur Verantwortung ziehen, die diesen besonders gefährdeten Kindern die Hilfe versagen. Gleichzeitig muss als erstes sichergestellt werden, dass die Regierungen auch die notwendige Unterstützung und Mittel zur Verfügung haben, um verantwortungsvoll handeln zu können."

Und weiter: "Die EU und ihre Mitgliedstaaten müssen ihre dahingehenden Versprechen einhalten, einschließlich ihrer eingegangenen Verpflichtungen zur Verteilung von Flüchtlingen und Familienzusammenführungen für unbegleitete minderjährige Geflüchtete. Jede Regierung muss sich verpflichten, das Einsperren von Kindern zu beenden und allein reisenden Kindern professionelle Vormunde zur Seite zu stellen. Sonst werden Kinder, die ohnehin durch Krieg und Konflikt in ihrer Heimat traumatisiert sind, in immer gefährlichere Umstände hineingezwungen, weil sie unter dem Druck stehen, unbedingt weiterzukommen."

Quelle: UD/na
 

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