CSR-Management

Wenn Geld nicht genug ist

Ob im Produktions- und Dienstleistungsbereich, in der Politik oder auch im privaten Leben: Nachhaltigkeit gilt zwar als Schlüssel der Zukunft auf unserem Planeten, wird jedoch oft zu kurz gedacht. Sigrid Stagl, Professorin und Leiterin des Instituts für Ecological Economics an der Wirtschaftsuniversität Wien, arbeitet an Methoden, die es ermöglichen, die tatsächlichen „Kosten“ von Dienstleistungen, Produkten, aber auch von wirtschaftspolitischen Entscheidungen erfassen zu können.

13.06.2018

Wenn Geld nicht genug ist
Regeneration als wirtschaftliches Prinzip ist der Schlüssel zu gelungener Nachhaltigkeit und damit zum Erhalt des Planeten.

Billige Produkte sind oftmals nur scheinbar billig – vielfach verlagern sich die Kosten nur von den Endkonsumenten auf billige Arbeitskräfte, schlechte Produktionsbedingungen und die Umwelt. Gerade in Hinblick auf den Klimaschutz erweisen sich die Auswirkungen oftmals als fatal. „Es ist offensichtlich, dass erfolgreiches Wirtschaften ohne natürliche Ressourcen nicht möglich ist“, sagt WU-Professorin Sigrid Stagl. „Auf einem Planeten mit begrenzten Ressourcen braucht es daher eine Wirtschaft, bei der das Prinzip der Regeneration oberste Priorität hat. Erst wenn wir wirtschaftspolitische Entscheidungen, Produktionsketten und Dienstleistungsangebote bis zum Ende und umfassend denken, kennen wir ihre wirklichen Kosten.“ Am Institut für Ecological Economics der WU arbeitet sie an Methoden zur Entscheidungsunterstützung sowie an Modellen, die es möglich machen, zu eruieren, welche „Kosten“ einer Gesellschaft bei verschiedensten wirtschaftspolitischen Entscheidungen entstehen.

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Neue Methode ermöglicht bessere Entscheidungen

„Die herkömmliche Kosten-Nutzen-Rechnung, die ein stark vereinfachtes Bild von den Kosten für eine Gesellschaft zeichnet, greift hier zu kurz. Bislang wurden sämtliche Auswirkungen in monetären Einheiten gerechnet und manche Auswirkungen, die sich nicht oder nur sehr schwer in Geldeinheiten darstellen lassen, bleiben außen vor“, erklärt Stagl, „Umweltschädigung oder Artensterben lassen sich nicht vollständig in Geld bemessen – für zukunftsfähiges Wirtschaften brauchen wir eine integrierte Perspektive. Sonst werden wir gerade im Bereich der Klimapolitik unser Zwei-Grad-Ziel nicht erreichen.“

Um Entscheidungen und Szenarien besser vergleichen und bewerten zu können, machten sich Stagl und ihr Team einen mathematischen Algorithmus aus der Ökologischen Ökonomie zu nutze. Die damit entwickelte partizipative Multikriterienanalyse eröffnet ein neues, breites Anwendungsfeld und ermöglicht es beispielsweise in puncto Klimaschutz, die Auswirkungen der wirtschaftlichen Aktivitäten auf die Umwelt in jenen Einheiten zu berücksichtigen, in denen sie anfallen, das heißt CO2-Emissionen in Tonnen, Tier- und Pflanzenarten in ihren ökologischen Kennzahlen. Die Ergebnisse der quantitativen Analyse werden dann mit Stakeholder- und Bürgerbeteiligungsprozessen ergänzt, um die demokratische Legitimierung des Entscheidungsprozesses zu erhöhen. „So können wir die Interessen aller Stakeholder ebenso wie der Bevölkerung in die Analyse miteinbeziehen und erhalten am Schluss eine robuste Priorisierung von plausiblen Szenarien und damit verbundenen Lösungswegen, gereiht nach ihrer gesellschaftlichen Erwünschtheit“, erklärt Stagl.

Ein Schritt Richtung Klimaziel

Die Multikriterienanalyse ermöglicht es demnach erstmals, umfassende Zukunftsszenarien zu entwickeln, die möglichst alle relevanten Kriterien miteinberechnen und dann entsprechend ihrer Erwünschtheit in der Gesellschaft – das heißt nach Abstimmung mit BürgerInnen- und Stakeholder-Interessen - gereiht werden. Für die Arbeit an der Erreichung des Klimaziels bedeutet dies einen enormen Fortschritt in der Diskussion um die Wege zum Ziel. „Erstmals können mithilfe der Methoden umfassende, zukunftsfähige Entscheidungen getroffen werden. Unsere Analysen von Energieszenarien auf nationaler wie regionaler Ebene haben ergeben, dass Kombinationen von nachfrage- und angebotsseitigen Maßnahmen am besten abschneiden, Dekarbonisierung und nachhaltige Mixes von Energiequellen machbar sind, rasches und entschiedenes Handeln sich rechnet und soziale mit Umweltzielen sehr wohl vereinbar sind“, so Stagl.

Quelle: UD/pm
 

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