Reporting

MAN: Mit offenem Ohr für Kritik

Die MAN Gruppe, eines der führenden europäischen Nutzfahrzeug-, Motoren- und Maschinenbauunternehmen, hat Ende Mai ihren Corporate-Responsibility-Bericht 2013 vorgelegt. Der Münchener Traditionskonzern kann darin unter anderem auf solide Fortschritte beim Schutz des Klimas verweisen – und überrascht mit einer in der deutschen Industrie ungewohnten Offenheit für Kritik.

13.06.2014

MAN CR Bericht 2013

Ein gutes Stück näher gekommen sind die Münchener zuletzt ihrem selbst gesteckten Klimaziel. Das sieht vor, die CO2-Emissionen an den 30 internationalen Produktionsstandorten im Vergleich zum Jahr 2008 um ein Viertel zu senken. Das ist ein Minus von 135.000 Tonnen Kohlendioxid und entspricht nach Angaben des Unternehmens in etwa den Emissionen, die eine deutsche Kleinstadt mit 15.000 Einwohnern in einem Jahr verursacht.

Mit insgesamt 14 Prozent weniger CO2-Emissionen als 2008 war MAN Ende 2013 auf einem guten Weg in Richtung 25-Prozent-Ziel. Bei gleichbleibendem Trend dürfte das Unternehmen es sogar vorzeitig erreichen. Die Entwicklung des vergangenen Jahres lässt darauf zumindest berechtigt hoffen: Die Treibhausgasemissionen gingen in diesem Zeitraum um rund drei Prozent zurück – obwohl fast genauso viele Fahrzeuge, Motoren und Komponenten produziert wurden wie im Vorjahr.

Standorte auf Effizienz getrimmt

„Diese erfreuliche Entwicklung“, heißt es in dem Bericht, sei „vor allem auf die erfolgreiche Umsetzung unserer Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz zurückzuführen“. So wurde an mehreren Standporten der MAN-Sparten Truck & Bus und Diesel & Turbo der Energie- und Wärmeverbrauch durch neue Isolierungen und Beleuchtungssysteme optimiert. Am Standort Augsburg kommt seit 2013 ein energieeffizienterer Schmelzofen zum Einsatz, im österreichischen Steyr eine effizientere Hallenlüftung. Auch etliche andere Standorte wurden mit neuen Technologien ausgerüstet.

Der Gesamtenergieverbrauch des Konzerns war im Berichtsjahr dennoch mit einem Minus von einem Prozent nur leicht rückläufig. Höhere Einsparungen erzielten die Münchener bei der Fahrzeugproduktion: Der Energieverbrauch pro produziertem Fahrzeug sank im Vergleich zum Vorjahr um satte elf Prozent. Hier, bei den eigenen Produkten, sieht MAN auch „den größten Hebel zur Reduktion der globalen CO2-Emissionen“. Fünf Prozent des Umsatzes fließen laut Konzernangaben deswegen in die Entwicklung klimafreundlicherer Nutzfahrzeuge und Großdieselmotoren.

Neu aufgestellt: Management von Nachhaltigkeit

Im vergangenen Geschäftsjahr hat das vor mehr als 250 Jahren gegründete Traditionsunternehmen, das seit 2011 zum Volkswagen-Konzern gehört, zudem sein Nachhaltigkeitsmanagement neu aufgestellt. Um, wie es im Bericht heißt, die „CR-Strategie noch zielgerichteter umzusetzen und den gestiegenen Stakeholdererwartungen angemessen zu begegnen“. Ein sogenanntes CR-Board wacht jetzt über Fortschritte in Sachen Nachhaltigkeit. Besetzt ist es mit den mit Vorstandsmitgliedern der MAN SE und der Teilkonzerne.

2013 kam das CR-Board zwei Mal zusammen, um über die CR-Strategie und ihre Umsetzung zu beraten. Außerdem wurde ein neuer Steuerkreis mit Führungskräften aus allen Konzernbereichen eingesetzt. Der Steuerkreis tagt nach Unternehmensangaben alle zwei Monate. Zu seinen Aufgaben zählt neben der Weiterentwicklung der CR- und Klimastrategie deren Einbindung ins operative Geschäft. Ein neues Set an Nachhaltigkeitsindikatoren („CR-Cockpit“) unterstützt den Steuerkreis dabei.

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Kritischen Stimmen Forum gegeben

MAN hat wie viele andere Unternehmen seinen CR-Bericht von unabhängigen Wirtschaftsprüfern unter die Lupe nehmen lassen. Im aktuellen Bericht sind die Münchener noch einen Schritt weiter gegangen: Sie haben elf Studierende des Masterstudiengangs Sustainable Marketing & Leadership der Hochschule Fresenius (München) eingeladen, damit diese einen kritischen Blick auf die Nachhaltigkeitsleistung des Konzerns werfen. Ihr Urteil haben sie in einem „Challenger Statement“ zusammengefasst, das sich an das CR-Board richtet.

Die Chance zur Kritik haben sich die jungen Menschen nicht nehmen lassen. Und die hat es teils in sich: Die Klimastrategie mit dem absoluten Reduktionsziel sei zwar „ein absoluter Pluspunkt“, so die Studierenden. „Allerdings haben wir nicht den Eindruck, dass Nachhaltigkeit in allen Funktionsbereichen des Unternehmens verankert ist.“ Bei der Frauenförderung geschehe zu wenig, die Kundensicht komme zu kurz und „richtig offen und ehrlich“ sei die Berichterstattung zur Nachhaltigkeit noch nicht, „trotz vieler guter Ansätze“.

MAN ehrt es, dass es die Kritik nicht unter den Tisch hat fallen lassen. Einige Empfehlungen wurden laut Bericht sogar schon umgesetzt, „an anderen arbeiten wir noch“. An Glaubwürdigkeit dürfte der Konzern mit dieser Offenheit gewonnen haben, gerade unter jungen Nachhaltigkeitsinteressierten. Davon dürfte MAN profitieren. Denn auch die Münchener gehen davon aus, dass „junge Talente bei der Wahl ihres Arbeitgebers zunehmend Unternehmen bevorzugen, die Corporate Responsibility ernst meinen und sich ambitionierte Ziele setzen“.

Über den Bericht

Ihren aktuellen CR-Bericht hat die MAN-Gruppe am 21.05.2014 im Rahmen einer Dialog-Veranstaltung im MAN-Museum in Augsburg vorgestellt. Der knapp 80 Seiten starke Bericht steht unter dem Titel „Wir sind verantwortlich“ und dokumentiert die Fortschritte, die das Unternehmen im Geschäftsjahr 2013 bei der ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit erreicht hat. Der Bericht entspricht den Richtlinien der Global Reporting Initiative (GRI) und erfüllt deren höchstes Level „A+“. Zugleich stellt er den vierten Fortschrittsbericht der MAN-Gruppe an den Global Compact der Vereinten Nationen dar. Sämtliche Inhalte liegen auch in einer Onlineversion vor.

Quelle: UmweltDialog
 

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