CSR-Management

Ist der Mensch noch zeitgemäß?

Ein neues alljährlich stattfindendes Forum hat sich im Juni dem Thema "Anthropozän" gewidmet und stand unter dem Motto: Natur – Innovation – Verantwortung.

05.07.2018

Ist der Mensch noch zeitgemäß?
V.l.n.r.: Dr.in Sabine Seidler, Dr. Horst Peter Groß, FH-Prof. Ing. Mag. Dr. Peter Granig, Mag.a Karin Haselböck, ao. Univ.-Prof. Dr. Michael Wagreich, Werner Boote

Das Programm des 1. Forums Anthropozän am Großglockner erstreckte sich über drei Tage vom 21. bis 23. Juni und bot Impulsreferate, Workshops und eine Podiumsdiskussion, bei denen Sachkundige wie Filmemacher Werner Boote ihr Wissen kundtaten, sich austauschten und eine Antwort auf die Frage suchten: Ist der Mensch noch zeitgemäß?

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Das Erdzeitalter der Menschen hat begonnen und stellt eine gesellschaftspolitische Herausforderung dar

Anthropozän heißt auf Deutsch: von Menschen neu gemacht. Viele Geologen und andere Wissenschaftler haben das Erdzeitalter der Menschen bereits ausgerufen. Einer der bekanntesten ist Michael Wagreich, stellvertretender Leiter am Department für Geodynamik und Sedimentologie an der Universität Wien. Er sagt: "Wir Geologinnen und Geologen sehen, dass die Folgen menschlicher Eingriffe in das System 'Erde' längst in den geologischen Ablagerungen zu finden und archiviert sind. Das bedeutet auch eine Unumkehrbarkeit des globalen Wandels. Der Mensch bleibt nur dann zeitgemäß, wenn sich die Menschheit anpassen kann. Doch dahingehend bin ich optimistisch."

In eine ähnliche Kerbe schlägt Peter Granig, Rektor der Fachhochschule Kärnten, der getreu dem Motto des 1. Forums Anthropozän die Gesellschaft auffordert, ihre Verantwortung für die Natur wahrzunehmen: "Wenn die Menschheit weiter wirtschaftet, wie in den letzten 100 Jahren, beschädigt sie die Natur und damit die eigene Existenzgrundlage unwiderruflich. Innovation kann einen wertvollen Beitrag zur Weiterentwicklung von Individuen und Gesellschaft und damit zur nachhaltigen Koexistenz von Natur und Mensch leisten."

Wie kann es sein, dass der Mensch wider besseren Wissens Maßnahmen in Gang setzt, mit denen er sich langfristig selbst gefährdet, nicht nur individuell, sondern sogar als Gattung?

Der Frage nach dem guten Leben für alle – und nicht nur für einige wenige – muss anders nachgegangen werden als bisher. Die Befriedigung der Bedürfnisse über immer mehr und neuere Produkte ist nicht zukunftsfähig. Der Universitäts.club-Präsident Horst Peter Groß ist überzeugt: "Das Anthropozän ist unter diesem Blickwinkel weniger eine technologische, sondern vielmehr eine gesellschaftspolitische Herausforderung. Daher müssen wir uns insbesondere auch mit der Frage beschäftigen: Was ist der Mensch? Wie kann es sein, dass der Mensch wider besseren Wissens Maßnahmen in Gang setzt, mit denen er sich langfristig selbst gefährdet, nicht nur individuell, sondern sogar als Gattung?"

Eine Chance für einen tiefgreifenden Wandel sieht Karin Haselböck, Strategieentwicklerin bei Ashoka Austria / CEE und Europa, in der Förderung von Social Entrepreneurs. Diese Pioniere lösen mit innovativen Konzepten, Kreativität und unternehmerischem Können ökologische, soziale und gesellschaftliche Probleme. "Sozialunternehmerinnen und -unternehmer geht es nicht um Einzelinteressen. Sie schaffen Veränderungen mit nachhaltiger Wirkung, binden Menschen sinnvoll ein und brechen festgefahrene Strukturen auf." Seit 1980 sucht und unterstützt Ashoka mehr als 3.400 Sozialunternehmerinnen und -unternehmer, genannt Ashoka Fellows, weltweit.

Genug Plastik, um den gesamten Planeten in Plastikfolie einzuwickeln

Die Auswirkungen des Menschen auf die Natur sind unübersehbar. Deutlich tritt das bei der Plastikverschmutzung hervor. Die jährliche Produktion an Plastik beträgt ca. 300 Millionen Tonnen, hochgerechnet seit den 1950er-Jahren ist die Gesamtproduktion mit mehr als fünf Milliarden Tonnen groß genug, um den gesamten Planeten in eine handelsübliche Plastikhaushaltsfolie einzuwickeln. Der wachsende Plastikabfall entwickelt sich zu einem zunehmenden Umweltproblem: von riesigen von Meeresströmungen zusammengeschwemmten Plastikinseln in den Ozeanen bis hin zu Mikroplastikteilchen, die mittlerweile nahezu überall vorkommen. Wir finden sie im Gletschereis in den Flussablagerungen, in den feinkörnigen Ablagerungen in der Tiefsee und sogar in manchen Nahrungsmitteln.

Was gibt es für Perspektiven?

Kann die Menschheit durch Innovation ihrer Verantwortung an die Natur nachkommen? Wie kann das gelingen? Diesen Fragen widmeten sich Werner Boote, Sabine Seidler, Horst Peter Groß, Peter Granig, Karin Haselböck, Michael Wagreich und andere im Rahmen des 1. Forums Anthropzän am Großglockner.

Werner Boote ist überzeugt: "Wenn immer mehr Menschen die zerstörerischen Mechanismen der Konzerne und des deregulierten Kapitalismus verstehen, wird es uns gelingen, ein demokratisches Weltwirtschaftssystem zu schaffen um das zu schützen, was wir am meisten brauchen: das Recht der Menschen und die Rechte der Natur."

 

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